FARBVERGLEICH BLU-RAY VS. ORIGINAL
Immer wieder wird berichtet, dass die Farben auf der Blu-ray im „Standard“-Farbraum (HDTV, Rec.709) zu blass erscheinen, während die Farben im „Erweiterten“-Farbraum (DCI, RGB) als natürlich empfunden werden.
Kritiker sagen nun, dass die Farben für die Blu-ray auf Rec.709 abgestimmt worden sind und ein größerer Farbraum zu „Bonbonfarben“ führen wird.
Doch wie sehen die Farben von „Avatar“ im Original wirklich aus im Vergleich zu den Farben auf Blu-ray?
Diesbezüglich hatte ich vor Kurzem in Berlin die Möglichkeit, "AVATAR" auf einem Sony SRX-R320 Projektor (4K-Auflösung!) direkt mit einem Sony VPL-VW90 (1920 x 1080 Pixel- Auflösung) zu vergleichen. Sowohl die Kinofassung (DCI) als auch die Blu-ray (Rec.709) standen für diesen Vergleich zur Verfügung!
Das DI (Digital Intermediate) nutzt den DCI-Farbraum. Dieser ist deutlich größer in alle Richtungen als der HDTV-Farbraum.
Im Kino (DCI) bekommen wir die Filme also so zu sehen, wie es sich die Filmemacher vorgestellt haben.
Auf dem 35mm Film sind (leider) immer wieder „Falschfarben“ und ein geringerer Kontrastumfang zu beobachten, obwohl auch hier als Quellmaterial das selbe DI genutzt wird (für die Herstellung des 35mm-Internegatives), das auch für die Herstellung der „digitalen Kinokopien“ zum Einsatz kommt. Die Ursache liegt meistens in einer "schlampigen" Arbeit des Kopierwerkes begründet, weil hier die Standards nicht eingehalten werden.
Doch was geschieht mit dem erweiterten DCI-Farbraum, wenn eine Blu-ray produziert wird? - Hier müssen die Farben des DI in den deutlich kleineren HDTV-Farbraum untergebracht werden.
Wie wird das gemacht?
- Werden die Farben, die über den HDTV-Farbraum hinausgehen, einfach gecuttet, also abgeschnitten? Der Vorteil wäre sicherlich, dass dann sämtliche Farben innerhalb des kleinen HDTV-Farbraums identisch sind mit dem größeren DCI-Farbraum. Der Nachteil ist, dass Primär- und Sekundärfarben nicht die "Brillanz" besitzen wie im DCI-Farbraum, weil der Farbinformationen ab der nativen Farbraumgrenze des kleineren HDTV-Farbraums "abgeschnitten" werden. Vor allem Rot, Grün und Blau werden so zwangsläufig "blasser" erscheinen.
- Werden die Farben des DCI-Farbraums subjektiv an den kleineren HDTV-Farbraum angeglichen? Der Vorteil wäre, dass dann der Bildeindruck der unterschiedlichen Farbräume annähernd gleich sein sollte. Der Nachteil wäre, dass ein großer Anteil der Farben nicht mehr dem "Original" entspricht. Vor allem die 100% Sättigungen des Originals werden falsch dargestellt, weil andere Farbtöne oder Luminanzen hinzu gemischt werden müssten, um subjektiv einen annähernd ähnlichen Farbeindruck zu erhalten.
- Werden die Farben des erweiterten Farbraum händisch gar nicht verändert, sondern so wie sie sind in den HDTV-Farbraum konvertiert? – Vergleichbar mit der „elektronischen“ Konvertierung eines Bildbearbeitungsprogramms von Adobe RGB oder SRGB ins Farbprofil CMYK?
Das Ergebnis dieses Vergleiches auf den beiden perfekt kalibrierten Sony-Projektoren ist diesbezüglich bemerkenswert:
1. Versuch:
Die Blu-ray und DCI-Fassung wurden auf ihren "eigenen" Systemen abgespielt. Die Blu-ray auf dem Sony VW90 und die DCI-Fassung auf dem Sony 4K Projektor. Lassen wir mal die Unterschiede in der Darstellung unbeachtet, die in der eingesetzten Hardware ihre Ursache haben, wie beispielsweise besserer Bildstand, native Bildschärfe, Signalverarbeitung, Datenrate und Datenmenge, weil allein diese Themen mehrere Seiten füllen würden.
Die Farben auf der Blu-ray sahen im direkten Vergleich gegen DCI wesentlich blasser aus. Rot ging ins Orange. Blau war insgesamt heller und Cyan ging schon in Richtung Weiß. Auch Grün wirkte leicht gelblich, war aber nur heller als per DCI.
2. Versuch:
Als nächstes hatten wir die Blu-ray auf dem Sony 4K Projektor abgespielt im Farbraum DCI. Das Ergebnis war verblüffend. Die Farben waren insgesamt wesentlich gesättigter und erreichten subjektiv annähernd das Niveau der DCI-Fassung. Selbst Rot wirkte nun deutlich weniger Orangefarben. Grün sah irgendwie "natürlicher" aus und Cyan leuchtete nun, dass es eine wahre Freude war.
Das waren zwar nicht die Farben des "Originals" (mal unterstellt, dass der Kinoauswerter die Farben des DI nicht verändert hat), aber der Unterschied war relativ gering.
Größere Unterschiede habe ich schon mehrfach bei gut voreingestellten Projektoren im Konsumerbereich in der Werkseinstellung gesehen!
Allerdings soffen nun Bilddetails auf der Blu-ray im Schwarz ab.
Das sollte darin begründet sein, dass DCI eine andere Gammakurve nutzt als das im Home-Cinema empfohlenen Gamma 2,2. Da der Graustufenverlauf auf den höheren Gammawert abgestimmt ist, sind in der Kinofassung alle Details im Grenzbereich gut zu erkennen.
3. Versuch:
Erweiterter Farbraum des Sony VW90.
Auch hier eine kleine Überraschung. Die Farben der Blu-ray sehen auch hier gesättigter aus, ohne zu überstrahlen. Eine Annäherung an die Kinofassung ist deutlich zu erkennen, auch wenn deren Farbbrillanz nicht erreicht wird.
Rot wirkt immer noch ein wenig Orange, Grün ein wenig zu hell und gelblich.
Interessant war diesbezüglich, dass Mischfarben unterhalb der 80% Sättigung nun etwas kräftiger dargestellt wurden als im Original! So sahen Orange und auch Hauttöne leicht ins rötliche verfärbt aus.
Inzwischen glaube ich, dass (zumindest bei Avatar) der Farbraum des DI lediglich beschnitten worden ist, um für die Blu-ray den HDTV-Farbraum nutzen zu können. Angepasst wurde deutlich sichtbar die Gammakurve.
Die Unterschiede in den weniger gesättigten Farbtönen und Mischfarben waren relativ gering zwischen der Blu-ray und der Kinofassung, was den Verdacht untermauert. Blass wurde das Bild deshalb, weil die kräftigeren Farbtöne der Kinofassung ab (mal grob geschätzt) 80% auf der Blu-ray nicht mehr oder verändert dargestellt worden sind. Das maximale Rot der Kinofassung sah auf Blu-ray im "Verhältnis" ähnlich aus wie eine 80% Sättigung auf einer 100% Skala.
Um diese Vermutung bestätigen zu können, hätte ich zahlreiche Messreihen vor Ort durchführen müssen. Das war leider aufgrund der kurzen Zeit von 1 Stunde nicht möglich. Für einen ersten Eindruck reichte die Zeit aus – zumal nur wenige die Möglichkeit besitzen, eine Blu-ray mit dem Original (DCI-Kinofassung) direkt zu vergleichen.
Fazit:
Durch den direkten Vergleich der Kinofassung (DCI) mit der Blu-ray hab ich die Farben von "Avatar" auf der Blu-ray mittels "erweiterten" Farbraum des Sony VW90 sehr viel näher am Original gesehen als mit dem („Standard“) HDTV-Farbraum. Nach der Kalibrierung der Primär- und Sekundärfarben des "Erweiterten" Farbraums des Sony VW90 auf D65 reduzierte sich der Abstand noch ein wenig weiter, weil die Farbmischung im "veränderten" (erweiterten) Farbraum in sich nun stimmiger sind.
Immer wieder wird berichtet, dass die Farben auf der Blu-ray im „Standard“-Farbraum (HDTV, Rec.709) zu blass erscheinen, während die Farben im „Erweiterten“-Farbraum (DCI, RGB) als natürlich empfunden werden.
Kritiker sagen nun, dass die Farben für die Blu-ray auf Rec.709 abgestimmt worden sind und ein größerer Farbraum zu „Bonbonfarben“ führen wird.
Doch wie sehen die Farben von „Avatar“ im Original wirklich aus im Vergleich zu den Farben auf Blu-ray?
Diesbezüglich hatte ich vor Kurzem in Berlin die Möglichkeit, "AVATAR" auf einem Sony SRX-R320 Projektor (4K-Auflösung!) direkt mit einem Sony VPL-VW90 (1920 x 1080 Pixel- Auflösung) zu vergleichen. Sowohl die Kinofassung (DCI) als auch die Blu-ray (Rec.709) standen für diesen Vergleich zur Verfügung!
Das DI (Digital Intermediate) nutzt den DCI-Farbraum. Dieser ist deutlich größer in alle Richtungen als der HDTV-Farbraum.
Im Kino (DCI) bekommen wir die Filme also so zu sehen, wie es sich die Filmemacher vorgestellt haben.
Auf dem 35mm Film sind (leider) immer wieder „Falschfarben“ und ein geringerer Kontrastumfang zu beobachten, obwohl auch hier als Quellmaterial das selbe DI genutzt wird (für die Herstellung des 35mm-Internegatives), das auch für die Herstellung der „digitalen Kinokopien“ zum Einsatz kommt. Die Ursache liegt meistens in einer "schlampigen" Arbeit des Kopierwerkes begründet, weil hier die Standards nicht eingehalten werden.
Doch was geschieht mit dem erweiterten DCI-Farbraum, wenn eine Blu-ray produziert wird? - Hier müssen die Farben des DI in den deutlich kleineren HDTV-Farbraum untergebracht werden.
Wie wird das gemacht?
- Werden die Farben, die über den HDTV-Farbraum hinausgehen, einfach gecuttet, also abgeschnitten? Der Vorteil wäre sicherlich, dass dann sämtliche Farben innerhalb des kleinen HDTV-Farbraums identisch sind mit dem größeren DCI-Farbraum. Der Nachteil ist, dass Primär- und Sekundärfarben nicht die "Brillanz" besitzen wie im DCI-Farbraum, weil der Farbinformationen ab der nativen Farbraumgrenze des kleineren HDTV-Farbraums "abgeschnitten" werden. Vor allem Rot, Grün und Blau werden so zwangsläufig "blasser" erscheinen.
- Werden die Farben des DCI-Farbraums subjektiv an den kleineren HDTV-Farbraum angeglichen? Der Vorteil wäre, dass dann der Bildeindruck der unterschiedlichen Farbräume annähernd gleich sein sollte. Der Nachteil wäre, dass ein großer Anteil der Farben nicht mehr dem "Original" entspricht. Vor allem die 100% Sättigungen des Originals werden falsch dargestellt, weil andere Farbtöne oder Luminanzen hinzu gemischt werden müssten, um subjektiv einen annähernd ähnlichen Farbeindruck zu erhalten.
- Werden die Farben des erweiterten Farbraum händisch gar nicht verändert, sondern so wie sie sind in den HDTV-Farbraum konvertiert? – Vergleichbar mit der „elektronischen“ Konvertierung eines Bildbearbeitungsprogramms von Adobe RGB oder SRGB ins Farbprofil CMYK?
Das Ergebnis dieses Vergleiches auf den beiden perfekt kalibrierten Sony-Projektoren ist diesbezüglich bemerkenswert:
1. Versuch:
Die Blu-ray und DCI-Fassung wurden auf ihren "eigenen" Systemen abgespielt. Die Blu-ray auf dem Sony VW90 und die DCI-Fassung auf dem Sony 4K Projektor. Lassen wir mal die Unterschiede in der Darstellung unbeachtet, die in der eingesetzten Hardware ihre Ursache haben, wie beispielsweise besserer Bildstand, native Bildschärfe, Signalverarbeitung, Datenrate und Datenmenge, weil allein diese Themen mehrere Seiten füllen würden.
Die Farben auf der Blu-ray sahen im direkten Vergleich gegen DCI wesentlich blasser aus. Rot ging ins Orange. Blau war insgesamt heller und Cyan ging schon in Richtung Weiß. Auch Grün wirkte leicht gelblich, war aber nur heller als per DCI.
2. Versuch:
Als nächstes hatten wir die Blu-ray auf dem Sony 4K Projektor abgespielt im Farbraum DCI. Das Ergebnis war verblüffend. Die Farben waren insgesamt wesentlich gesättigter und erreichten subjektiv annähernd das Niveau der DCI-Fassung. Selbst Rot wirkte nun deutlich weniger Orangefarben. Grün sah irgendwie "natürlicher" aus und Cyan leuchtete nun, dass es eine wahre Freude war.
Das waren zwar nicht die Farben des "Originals" (mal unterstellt, dass der Kinoauswerter die Farben des DI nicht verändert hat), aber der Unterschied war relativ gering.
Größere Unterschiede habe ich schon mehrfach bei gut voreingestellten Projektoren im Konsumerbereich in der Werkseinstellung gesehen!
Allerdings soffen nun Bilddetails auf der Blu-ray im Schwarz ab.
Das sollte darin begründet sein, dass DCI eine andere Gammakurve nutzt als das im Home-Cinema empfohlenen Gamma 2,2. Da der Graustufenverlauf auf den höheren Gammawert abgestimmt ist, sind in der Kinofassung alle Details im Grenzbereich gut zu erkennen.
3. Versuch:
Erweiterter Farbraum des Sony VW90.
Auch hier eine kleine Überraschung. Die Farben der Blu-ray sehen auch hier gesättigter aus, ohne zu überstrahlen. Eine Annäherung an die Kinofassung ist deutlich zu erkennen, auch wenn deren Farbbrillanz nicht erreicht wird.
Rot wirkt immer noch ein wenig Orange, Grün ein wenig zu hell und gelblich.
Interessant war diesbezüglich, dass Mischfarben unterhalb der 80% Sättigung nun etwas kräftiger dargestellt wurden als im Original! So sahen Orange und auch Hauttöne leicht ins rötliche verfärbt aus.
Inzwischen glaube ich, dass (zumindest bei Avatar) der Farbraum des DI lediglich beschnitten worden ist, um für die Blu-ray den HDTV-Farbraum nutzen zu können. Angepasst wurde deutlich sichtbar die Gammakurve.
Die Unterschiede in den weniger gesättigten Farbtönen und Mischfarben waren relativ gering zwischen der Blu-ray und der Kinofassung, was den Verdacht untermauert. Blass wurde das Bild deshalb, weil die kräftigeren Farbtöne der Kinofassung ab (mal grob geschätzt) 80% auf der Blu-ray nicht mehr oder verändert dargestellt worden sind. Das maximale Rot der Kinofassung sah auf Blu-ray im "Verhältnis" ähnlich aus wie eine 80% Sättigung auf einer 100% Skala.
Um diese Vermutung bestätigen zu können, hätte ich zahlreiche Messreihen vor Ort durchführen müssen. Das war leider aufgrund der kurzen Zeit von 1 Stunde nicht möglich. Für einen ersten Eindruck reichte die Zeit aus – zumal nur wenige die Möglichkeit besitzen, eine Blu-ray mit dem Original (DCI-Kinofassung) direkt zu vergleichen.
Fazit:
Durch den direkten Vergleich der Kinofassung (DCI) mit der Blu-ray hab ich die Farben von "Avatar" auf der Blu-ray mittels "erweiterten" Farbraum des Sony VW90 sehr viel näher am Original gesehen als mit dem („Standard“) HDTV-Farbraum. Nach der Kalibrierung der Primär- und Sekundärfarben des "Erweiterten" Farbraums des Sony VW90 auf D65 reduzierte sich der Abstand noch ein wenig weiter, weil die Farbmischung im "veränderten" (erweiterten) Farbraum in sich nun stimmiger sind.
Gruß
George Lucas
Mein HEIMKINO
Lumière, 12 Plätze, 60 m³, Projektor: JVC DLA-NZ8, Leinwand: Screen Research ClearPix Ultimate Weiß, Lautsprecher: JBL 3678 (Front), KCS SR-10A (Surrounds/Top), KCS C -218-A THX (SUB), Receiver: Marantz SR7011, 4K-Player: Sony UBP-X800, Panasonic DP-UB824, Endstufen: 4x Crown XLS 402D, 1x Liker BST 930,
George Lucas
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Lumière, 12 Plätze, 60 m³, Projektor: JVC DLA-NZ8, Leinwand: Screen Research ClearPix Ultimate Weiß, Lautsprecher: JBL 3678 (Front), KCS SR-10A (Surrounds/Top), KCS C -218-A THX (SUB), Receiver: Marantz SR7011, 4K-Player: Sony UBP-X800, Panasonic DP-UB824, Endstufen: 4x Crown XLS 402D, 1x Liker BST 930,
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