KALIBRIERUNG
Was bringt sie wirklich?
In sämtlichen Magazinen werden Projektoren kalibriert, um eine reproduzierbare Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Modellen zu gewährleisten.
Lt. der publizierten Messschriebe und Diagramme fallen die Unterschiede zur Werkseinstellung teilweise recht groß aus, oftmals auch ausgesprochen gering.
Vor allem die aktuelle Full HD-Projektorengeneration verfügt in der Regel über mindestens einen Bildmodus, der dem Ideal schon recht nahe kommt und sich darüber hinaus mittels eines vorhandenen Farbmanagements weiter optimieren lässt.
Ziel einer Kalibrierung von Farben, Kontrast, Helligkeit und Gammaverlauf ist es, von der Filmaufnahme, über die Postproduktion (Schnitt, Farbgestaltung, Einfügen von Special Effects), bis hin zur Wiedergabe die gleichen Voraussetzungen zu schaffen, damit der Zuschauer den Film so sehen kann, wie es sich der Filmemacher vorgestellt hat.
Da nur wenige Heimkinofreunde zu Hause über Messsensoren und Messprogramme verfügen, bieten zahlreiche Händler beim Kauf eines Projektors eine Kalibrierung mit an. Idealerweise erfolgt die Einstellung des Projektors in den heimischen Räumlichkeiten, damit die Raumeinflüsse und Zuspielgeräte mit berücksichtigt werden können. Eine derartige Vor/Ortkalibrierung kostet ab etwa 200 Euro. Je nach Umfang der Kalibrierung, Anzahl der Zuspieler, An/Abfahrtsstrecke des Kalibrierers, kann es auch deutlich teurer werden. Da viele diese Investition scheuen, lassen sie den Projektor direkt beim Händler einstellen. Oftmals ist die Kalibrierung im Kaufpreis sogar schon mit enthalten.
Einige Händler bieten diesen Service gegen Aufpreis an. Zwischen 70 Euro und 200 Euro wird in der Regel dafür berechnet – abhängig vom Umfang der Kalibrierung und der Einstellmöglichkeiten am Projektor selbst.
Mit einer derartigen Kalibrierung sollte der Projektor bei der Auslieferung an den Kunden bereits sein vorhandenes Potential vollumfänglich entfalten können.
Es gibt zahlreiche Test-DVDs, Blu-rays und Bilder zum Downloaden, mit denen der ambitionierte Laie seinen Projektor zu Hause selbst einstellen kann. Oftmals liegen den Testbildern Beschreibungen mit bei, wie diese Testbilder anzuwenden sind und mit welchen Reglern am Projektor die Einstellung zu erfolgen haben. Als Beispiele nenne ich hier nur mal die Test-DVDs und Blu-rays von „Heimkino“, „Peter Finzel“, „Burosch“ und den „THX-Optimizer“, der auf vielen THX lizenzierten Filmen (wie Star Wars, Indiana Jones, Terminator) im Sprachenmenü zu finden ist.
Selbst unter Fachleuten entbrennt immer wieder die Diskussion, ob eine Kalibrierung beim Händler besser ist als die Einstellung mittels Test-DVD und den beiliegenden Filterfolien.
Weitgehend unbestritten ist die Ansicht, dass eine Kalibrierung auf Norm direkt im Heimkino zum besten Ergebnis führt.
Unterschiede zwischen Kalibrierung und Einstellungen mit Filterfolien
Um die Unterschiede zwischen einer Kalibrierung mit Messequipment und Einstellungen mit Hilfe einer Blaufilterfolie zu dokumentieren, habe ich einen JVC DLA-X3 dreimal optimiert.
1. Kalibriert auf 6500K, Farbraum HDTV, Gamma 2.22 (linear)
2. Kalibriert auf 6500K, Farbraum DCI, Gamma 2.22 (linear)
3. Optimiert mit Filterfolien auf 6500K, Farbraum HDTV, Gamma 2.2
Das Ergebnis ist durchweg überraschend.
Schauen wir uns mal den Graustufenverlauf und das CIE-Diagramm der Werkseinstellung an.
Werkseinstellung RGB-Graustufenverlauf.jpg
Farbraum Standard - Werkseinstellung.jpg
Hier fällt auf, dass die Primärfarben Rot, Grün, Blau zwar relativ linear verlaufen aber der Rotanteil im Vergleich zum Blau etwas zu hoch ausfällt bis 60% und ab 90%. Die Folge ist ein leichter Rotstich in dunklen Bildinhalten. Die Delta E-Werte sollten im Idealfall unter 3,0 liegen, damit der Farbverlauf homogen erscheint. Der Farbraum der HDTV-Norm wird nicht ganz perfekt getroffen. Vor allem Gelb und Grün liegen nicht an ihren Sollpunkten.
Luminanz nach SM-Optimierung Farbraum Standard.jpg
Farbraum Standard - Finale.jpg
Kalibriert (über das Servicemenü) erreicht der JVC-X3 rund 960 Lumen. Das Gamma und die Farbdarstellung sind nahezu perfekt. Die Delta E Werte liegen ab 10 IRE durch die Bank zwischen 0,1 und 0,4. Das sind nahezu perfekte Werte, weil alles unter 3,0 schon als "Luxus" bezeichnet wird. Die Farbtemperatur beträgt 6505 Kelvin und es wird eine Maximalhelligkeit von 17,88 fL auf 3 Meter Bildbreite erzielt. Die Primär- und Sekundärfarben treffen ihre Sollpunkte innerhalb des Farbraums praktisch auf den Punkt genau.
Farbraum Standard ab Werk 1 Std Werte.jpg
Optimiert mittels Finzel Test-DVD (über das zugängliche Usermenü) und Blaufilterfolien erreicht der JVC-X3 rund 850 Lumen.
Die Farbtemperatur beträgt ca. 6200 Kelvin und die Maximalhelligkeit beträgt 15,2 fL auf 3 Meter Bildbreite. Auf den Farbraum haben die Einstellungen praktisch keinen nennenswerten Einfluss.
Hier nun ein Screenshot nach der Kalibrierung mit Messequipment (kalibrierter Spyder3 + HCFR):
Avatar D65 .jpg
Kalibriert auf D65 mit Spyder 3 und HCFR. Es sind alle Details des Bildes gut zu erkennen. Die Farben sind stimmig, die Durchzeichnung perfekt.
Avatar Bildmodus Natürlich ab Werk.jpg
Bildmodus „Natürlich“. Im direkten Vergleich mit dem kalibrierten Bild fällt auf, dass die Farben des Bildmodus „Natürlich“ ab Werk etwas zu blass erscheinen und in dunklen Bereichen einen leichten Rotstich haben. Damit stimmen die Messungen mit dem Bildeindruck überein.
Avatar X3 Filtereinstellung.jpg
Nach der Bildoptimierung per Finzel-DVD gibt es auf den ersten Blick keinen großen Unterschied zum projizierten Bild, dass mit Hilfe eines Messsensors und HCFR-Software eingestellt worden ist. Wer keinen direkten A/B-Vergleich durchführt, wird kaum einen Unterschied erkennen.
Im direkten Vergleich ist auffällig, dass die "Navi" in den dunklen Gesichtsbereichen insgesamt minimal zu rötlich wirkt. Auch das Gelb in den Augen (in Richtung Cyan) und der Anhänger der Kette (leichter Blau/Cyanstich) weisen im Vergleich zum (mit Messsensor) kalibrierten Bild minimale Farbunterschiede auf. Das sind die Auswirkungen des leicht verschobenen Farbraums und der zu niedrigen Farbtemperatur mit einem zu hohem Rotverlauf unter 60%.
CIE Erweitert kalibriert 15 Std..jpg
Es heißt immer, der Farbraum Erweitert 1 (DCI-Standard) des JVC-X3 würde ein bonbonfarbiges Bild machen. Nun schauen wir uns den Screenshot doch mal etwas genauer an, nachdem die Primär- und Sekundärfarben optimiert worden sind.
Auf dem CIE-Diagramm ist gut zu erkennen, dass praktisch alle Farben den D65-Punkt treffen.
Avatar Rec709 .jpg
Alle Farben wirken insgesamt etwas kräftiger als mit dem kalibrierten Farbraum „HDTV“.
Vor allem die Ohren der Navi und die Kette haben ein farbintensiveres Rot.
Ansonsten sind die Unterschiede ausgesprochen gering. Die Farbanmutung ist sehr natürlich.
Ich kann alle verstehen, denen dieses etwas farbkräftigere Bild besser gefällt - kommt es doch näher an eine Original-Kinoprojektion heran.
Avatar Rec709 X3 Filtereinstellung.jpg
Werkseinstellung CIE Nativ 1 Std.jpg
Wird nun der Farbraum Erweitert 1 (DCI) des JVC-X3 gewählt und die Einstellung erfolgt nur mittels Testbilder und Blaufilterfolie, verändert sich der Bildeindruck ein wenig. Da die Primär- und Sekundärfarben ab Werk nicht exakt an ihren Positionen im Farbraum liegen, wird Rot ein wenig zu farbintensiv dargestellt. Groß sind aber auch hier die Unterschiede nicht. Erst im Vergleich mit den Screenshots des HDTV-Farbraums sind Farbabweichungen deutlich erkennbar.
Wer sich seinen Projektor mittels Testbilder und Farbfilter einstellt, wird bereits ein sehr gutes Bildergebnis erhalten. Dieses entspricht messtechnisch zwar nicht exakt der Norm, aber die Unterschiede sind subjektiv ausgesprochen gering. Das setzt allerdings voraus, dass die Werkseinstellungen des Projektors schon sehr gut sein sollten.
Je schlechter die Werkseinstellung ist, desto größer sind die qualitativen Bildunterschiede.
Mit frischer (neuer) Lampe und guter Out-of-the-Box-Einstellungen sind bei nahezu allen aktuellen Projektoren gute Ergebnisse zu erzielen.
Anders sieht es möglicherweise nach ein paar hundert Stunden aus. In aller Regel nimmt die Helligkeit der Lampe aus technischen Gründen im Laufe der Zeit ab, und es verändern sich dadurch meist auch deutlich sichtbar die Farben.
Da dieser Prozess aber „schleichend“ stattfindet, fällt den meisten Projektorenbesitzer dies kaum auf.
Neue-Projektorlampe-4.jpg
Auf dem Screenshot sind die Farbabweichungen zwischen einer neuen Lampe und einer Lampe mit 2000 Stunden deutlich zu erkennen. Diese Farbabweichungen können nicht mehr mit einer Test-DVD und einem Farbfilter korrigiert werden, weil der „Weißpunkt“ nicht mehr stimmt.
In diesem Fall ist eine Kalibrierung mit Messsensor und Messsoftware erforderlich, um auch noch nach 2000 Stunden ein Bild mit korrekter Farbdarstellung zu erhalten.
Zugegeben war ich ein wenig überrascht, als ich am JVC-X3 sowie einem Panasonic PT-AE2000/AE4000 das Ergebnis zwischen "Filtereinstellung" mit einer Test-DVD und einer "Kalibrierung" inkl. Farbraumanpassung miteinander verglichen habe. Da gab es mit frischer Lampe kaum einen sichtbaren Unterschied in den Farben.
Sobald die Lampe aber 500 Stunden auf der Uhr hatte, waren die Bildeindrücke anders. Hier sahen die Farben auf den kalibrierten Projektoren immer noch richtig aus, während die mit "Farbfiltern eingestellten" Projektoren (Panasonic PT-AE2000 und JVC-HD550) deutlich andere Farben darstellten. Meist "vergilbte" das Weiß!
Bildeindruck im Wohnzimmer
Der ideale Ort, um ein perfektes Bildergebnis zu erleben, ist nach wie vor in einem abgedunkelten Heimkinoraum. Nicht jeder hat aber den Platz oder die Lust auf so einen Extraraum und schaut sich Filme viel lieber im heimeligen Wohnzimmer an. Da aus optischen Gründen kaum jemand seine Wohnzimmerwände oder die Zimmerdecke Schwarz streichen wird, muss der Projektor seinen Dienst meist in einem Raum mit hellen Wänden und weißer Decke verrichten.
Da helle Wände relativ viel Streulicht erzeugen und dieses wieder zurück auf die Bildwand reflektiert wird, können dunkle Bildinhalte absaufen und helle Szenen überstrahlen.
Nun stellt sich zwangsläufig die Frage: Was bringt eine Händlerkalibrierung, wenn der Projektor im suboptimalen Wohnzimmer mit Restlich betrieben wird?
Avatar D65 .jpg
Hier ist noch einmal der Screenshot des perfekt kalibrierten Bildes aus „Avatar“ zu sehen.
Avatar D65 Wohnzimmer mit Streulicht.jpg
Wird der Film von einem Projektor in einem Wohnzimmer wiedergegeben, der ab Werk oder vom Händler perfekt eingestellt worden ist, macht das Streulicht/Restlicht im Raum den perfekten Bildeindruck zunichte. Deutlich ist zu erkennen, dass das Schwarz aufgehellt wird. Die Abstufungen der Haare der „Navi“ sind nicht mehr alle zu erkennen, weil das Streulicht hier viele Details absaufen lässt. Auch helle Bildinhalte werden negativ beeinflusst. Gut zu erkennen sind die überstrahlten Gesichtspartien an Stirn und Nase.
Avatar D65 Wohnzimmer nach Korrektur von Helligkeit Kontrst Farbe.jpg
Wird nun mit Hilfe von Testbildern und Filterfolien Helligkeit, Kontrast und Farbe an das Umgebungslicht angepasst, sind Schwarz und Weiß zwar immer noch aufgehellt (durch das Streulicht im Raum) aber die Bilddetails sind nun wieder alle zu erkennen.
Somit bietet ein Projektor mit guter (Werks-) Einstellung oder Kalibrierung den Vorteil, dass in einem Wohnzimmer in aller Regel das Bild mit den Reglern für Helligkeit, Kontrast und Farbe nur noch angepasst werden muss, um einen stimmigen Bildeindruck zu erhalten.
Eine noch bessere Möglichkeit stellt die Gammakorrektur dar, weil nur die Helligkeit zwischen Schwarz und Weiß verändert wird und nicht der Schwarzwert insgesamt aufgehellt wird, wie es bei Nutzung des Helligkeitsreglers am Projektor der Fall ist. Sollte ein Schwarzbild projiziert werden, wenn die Helligkeitsanpassung per Gammaregler erfolgt, sieht das kaum anders aus als in einem gut abgedunkelten Kinoraum, weil auch in einem gut abgedunkelten Wohnzimmer „Licht aus“ völlige Dunkelheit bedeutet.
Leider verfügen nicht alle Projektoren über einen Gamma Equalizer, so dass dann nur der gesamte Gammawert (von beispielsweise Gamma 2,2 auf Gamma 1,9) verändert werden kann, oder doch wieder die Regler für Helligkeit und Kontrast genutzt werden müssen.
Selbst mit einem auf den Wohnraum optimierten Gammaverlauf sieht ein projiziertes Bild im Wohnzimmer immer deutlich weniger plastisch aus als in einem perfekt ausgestatteten Heimkinoraum.
Fazit:
Die Einstellung mit Hilfe einer Test-DVD kann subjektiv betrachtet zu ganz ähnlichen Bildeindrücken führen wie eine Kalibrierung mit Messequipment. Voraussetzung dafür ist allerdings eine gute Werkseinstellung des Projektors.
Anhang Farbfilter und Messsensoren:
Ob ein Farbfilter korrekt filtert ist für den Laien ebenso schwierig herauszufinden wie die richtige Wertermittlung eines Messsensors.
In beiden Fällen gibt es Möglichkeiten, "kalibrierte" Messsensoren und farbrichtige Filter zu kaufen und in beiden Fällen muss dem Verkäufer vertraut werden.
Was bringt sie wirklich?
In sämtlichen Magazinen werden Projektoren kalibriert, um eine reproduzierbare Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Modellen zu gewährleisten.
Lt. der publizierten Messschriebe und Diagramme fallen die Unterschiede zur Werkseinstellung teilweise recht groß aus, oftmals auch ausgesprochen gering.
Vor allem die aktuelle Full HD-Projektorengeneration verfügt in der Regel über mindestens einen Bildmodus, der dem Ideal schon recht nahe kommt und sich darüber hinaus mittels eines vorhandenen Farbmanagements weiter optimieren lässt.
Ziel einer Kalibrierung von Farben, Kontrast, Helligkeit und Gammaverlauf ist es, von der Filmaufnahme, über die Postproduktion (Schnitt, Farbgestaltung, Einfügen von Special Effects), bis hin zur Wiedergabe die gleichen Voraussetzungen zu schaffen, damit der Zuschauer den Film so sehen kann, wie es sich der Filmemacher vorgestellt hat.
Da nur wenige Heimkinofreunde zu Hause über Messsensoren und Messprogramme verfügen, bieten zahlreiche Händler beim Kauf eines Projektors eine Kalibrierung mit an. Idealerweise erfolgt die Einstellung des Projektors in den heimischen Räumlichkeiten, damit die Raumeinflüsse und Zuspielgeräte mit berücksichtigt werden können. Eine derartige Vor/Ortkalibrierung kostet ab etwa 200 Euro. Je nach Umfang der Kalibrierung, Anzahl der Zuspieler, An/Abfahrtsstrecke des Kalibrierers, kann es auch deutlich teurer werden. Da viele diese Investition scheuen, lassen sie den Projektor direkt beim Händler einstellen. Oftmals ist die Kalibrierung im Kaufpreis sogar schon mit enthalten.
Einige Händler bieten diesen Service gegen Aufpreis an. Zwischen 70 Euro und 200 Euro wird in der Regel dafür berechnet – abhängig vom Umfang der Kalibrierung und der Einstellmöglichkeiten am Projektor selbst.
Mit einer derartigen Kalibrierung sollte der Projektor bei der Auslieferung an den Kunden bereits sein vorhandenes Potential vollumfänglich entfalten können.
Es gibt zahlreiche Test-DVDs, Blu-rays und Bilder zum Downloaden, mit denen der ambitionierte Laie seinen Projektor zu Hause selbst einstellen kann. Oftmals liegen den Testbildern Beschreibungen mit bei, wie diese Testbilder anzuwenden sind und mit welchen Reglern am Projektor die Einstellung zu erfolgen haben. Als Beispiele nenne ich hier nur mal die Test-DVDs und Blu-rays von „Heimkino“, „Peter Finzel“, „Burosch“ und den „THX-Optimizer“, der auf vielen THX lizenzierten Filmen (wie Star Wars, Indiana Jones, Terminator) im Sprachenmenü zu finden ist.
Selbst unter Fachleuten entbrennt immer wieder die Diskussion, ob eine Kalibrierung beim Händler besser ist als die Einstellung mittels Test-DVD und den beiliegenden Filterfolien.
Weitgehend unbestritten ist die Ansicht, dass eine Kalibrierung auf Norm direkt im Heimkino zum besten Ergebnis führt.
Unterschiede zwischen Kalibrierung und Einstellungen mit Filterfolien
Um die Unterschiede zwischen einer Kalibrierung mit Messequipment und Einstellungen mit Hilfe einer Blaufilterfolie zu dokumentieren, habe ich einen JVC DLA-X3 dreimal optimiert.
1. Kalibriert auf 6500K, Farbraum HDTV, Gamma 2.22 (linear)
2. Kalibriert auf 6500K, Farbraum DCI, Gamma 2.22 (linear)
3. Optimiert mit Filterfolien auf 6500K, Farbraum HDTV, Gamma 2.2
Das Ergebnis ist durchweg überraschend.
Schauen wir uns mal den Graustufenverlauf und das CIE-Diagramm der Werkseinstellung an.
Werkseinstellung RGB-Graustufenverlauf.jpg
Farbraum Standard - Werkseinstellung.jpg
Hier fällt auf, dass die Primärfarben Rot, Grün, Blau zwar relativ linear verlaufen aber der Rotanteil im Vergleich zum Blau etwas zu hoch ausfällt bis 60% und ab 90%. Die Folge ist ein leichter Rotstich in dunklen Bildinhalten. Die Delta E-Werte sollten im Idealfall unter 3,0 liegen, damit der Farbverlauf homogen erscheint. Der Farbraum der HDTV-Norm wird nicht ganz perfekt getroffen. Vor allem Gelb und Grün liegen nicht an ihren Sollpunkten.
Luminanz nach SM-Optimierung Farbraum Standard.jpg
Farbraum Standard - Finale.jpg
Kalibriert (über das Servicemenü) erreicht der JVC-X3 rund 960 Lumen. Das Gamma und die Farbdarstellung sind nahezu perfekt. Die Delta E Werte liegen ab 10 IRE durch die Bank zwischen 0,1 und 0,4. Das sind nahezu perfekte Werte, weil alles unter 3,0 schon als "Luxus" bezeichnet wird. Die Farbtemperatur beträgt 6505 Kelvin und es wird eine Maximalhelligkeit von 17,88 fL auf 3 Meter Bildbreite erzielt. Die Primär- und Sekundärfarben treffen ihre Sollpunkte innerhalb des Farbraums praktisch auf den Punkt genau.
Farbraum Standard ab Werk 1 Std Werte.jpg
Optimiert mittels Finzel Test-DVD (über das zugängliche Usermenü) und Blaufilterfolien erreicht der JVC-X3 rund 850 Lumen.
Die Farbtemperatur beträgt ca. 6200 Kelvin und die Maximalhelligkeit beträgt 15,2 fL auf 3 Meter Bildbreite. Auf den Farbraum haben die Einstellungen praktisch keinen nennenswerten Einfluss.
Hier nun ein Screenshot nach der Kalibrierung mit Messequipment (kalibrierter Spyder3 + HCFR):
Avatar D65 .jpg
Kalibriert auf D65 mit Spyder 3 und HCFR. Es sind alle Details des Bildes gut zu erkennen. Die Farben sind stimmig, die Durchzeichnung perfekt.
Avatar Bildmodus Natürlich ab Werk.jpg
Bildmodus „Natürlich“. Im direkten Vergleich mit dem kalibrierten Bild fällt auf, dass die Farben des Bildmodus „Natürlich“ ab Werk etwas zu blass erscheinen und in dunklen Bereichen einen leichten Rotstich haben. Damit stimmen die Messungen mit dem Bildeindruck überein.
Avatar X3 Filtereinstellung.jpg
Nach der Bildoptimierung per Finzel-DVD gibt es auf den ersten Blick keinen großen Unterschied zum projizierten Bild, dass mit Hilfe eines Messsensors und HCFR-Software eingestellt worden ist. Wer keinen direkten A/B-Vergleich durchführt, wird kaum einen Unterschied erkennen.
Im direkten Vergleich ist auffällig, dass die "Navi" in den dunklen Gesichtsbereichen insgesamt minimal zu rötlich wirkt. Auch das Gelb in den Augen (in Richtung Cyan) und der Anhänger der Kette (leichter Blau/Cyanstich) weisen im Vergleich zum (mit Messsensor) kalibrierten Bild minimale Farbunterschiede auf. Das sind die Auswirkungen des leicht verschobenen Farbraums und der zu niedrigen Farbtemperatur mit einem zu hohem Rotverlauf unter 60%.
CIE Erweitert kalibriert 15 Std..jpg
Es heißt immer, der Farbraum Erweitert 1 (DCI-Standard) des JVC-X3 würde ein bonbonfarbiges Bild machen. Nun schauen wir uns den Screenshot doch mal etwas genauer an, nachdem die Primär- und Sekundärfarben optimiert worden sind.
Auf dem CIE-Diagramm ist gut zu erkennen, dass praktisch alle Farben den D65-Punkt treffen.
Avatar Rec709 .jpg
Alle Farben wirken insgesamt etwas kräftiger als mit dem kalibrierten Farbraum „HDTV“.
Vor allem die Ohren der Navi und die Kette haben ein farbintensiveres Rot.
Ansonsten sind die Unterschiede ausgesprochen gering. Die Farbanmutung ist sehr natürlich.
Ich kann alle verstehen, denen dieses etwas farbkräftigere Bild besser gefällt - kommt es doch näher an eine Original-Kinoprojektion heran.
Avatar Rec709 X3 Filtereinstellung.jpg
Werkseinstellung CIE Nativ 1 Std.jpg
Wird nun der Farbraum Erweitert 1 (DCI) des JVC-X3 gewählt und die Einstellung erfolgt nur mittels Testbilder und Blaufilterfolie, verändert sich der Bildeindruck ein wenig. Da die Primär- und Sekundärfarben ab Werk nicht exakt an ihren Positionen im Farbraum liegen, wird Rot ein wenig zu farbintensiv dargestellt. Groß sind aber auch hier die Unterschiede nicht. Erst im Vergleich mit den Screenshots des HDTV-Farbraums sind Farbabweichungen deutlich erkennbar.
Wer sich seinen Projektor mittels Testbilder und Farbfilter einstellt, wird bereits ein sehr gutes Bildergebnis erhalten. Dieses entspricht messtechnisch zwar nicht exakt der Norm, aber die Unterschiede sind subjektiv ausgesprochen gering. Das setzt allerdings voraus, dass die Werkseinstellungen des Projektors schon sehr gut sein sollten.
Je schlechter die Werkseinstellung ist, desto größer sind die qualitativen Bildunterschiede.
Mit frischer (neuer) Lampe und guter Out-of-the-Box-Einstellungen sind bei nahezu allen aktuellen Projektoren gute Ergebnisse zu erzielen.
Anders sieht es möglicherweise nach ein paar hundert Stunden aus. In aller Regel nimmt die Helligkeit der Lampe aus technischen Gründen im Laufe der Zeit ab, und es verändern sich dadurch meist auch deutlich sichtbar die Farben.
Da dieser Prozess aber „schleichend“ stattfindet, fällt den meisten Projektorenbesitzer dies kaum auf.
Neue-Projektorlampe-4.jpg
Auf dem Screenshot sind die Farbabweichungen zwischen einer neuen Lampe und einer Lampe mit 2000 Stunden deutlich zu erkennen. Diese Farbabweichungen können nicht mehr mit einer Test-DVD und einem Farbfilter korrigiert werden, weil der „Weißpunkt“ nicht mehr stimmt.
In diesem Fall ist eine Kalibrierung mit Messsensor und Messsoftware erforderlich, um auch noch nach 2000 Stunden ein Bild mit korrekter Farbdarstellung zu erhalten.
Zugegeben war ich ein wenig überrascht, als ich am JVC-X3 sowie einem Panasonic PT-AE2000/AE4000 das Ergebnis zwischen "Filtereinstellung" mit einer Test-DVD und einer "Kalibrierung" inkl. Farbraumanpassung miteinander verglichen habe. Da gab es mit frischer Lampe kaum einen sichtbaren Unterschied in den Farben.
Sobald die Lampe aber 500 Stunden auf der Uhr hatte, waren die Bildeindrücke anders. Hier sahen die Farben auf den kalibrierten Projektoren immer noch richtig aus, während die mit "Farbfiltern eingestellten" Projektoren (Panasonic PT-AE2000 und JVC-HD550) deutlich andere Farben darstellten. Meist "vergilbte" das Weiß!
Bildeindruck im Wohnzimmer
Der ideale Ort, um ein perfektes Bildergebnis zu erleben, ist nach wie vor in einem abgedunkelten Heimkinoraum. Nicht jeder hat aber den Platz oder die Lust auf so einen Extraraum und schaut sich Filme viel lieber im heimeligen Wohnzimmer an. Da aus optischen Gründen kaum jemand seine Wohnzimmerwände oder die Zimmerdecke Schwarz streichen wird, muss der Projektor seinen Dienst meist in einem Raum mit hellen Wänden und weißer Decke verrichten.
Da helle Wände relativ viel Streulicht erzeugen und dieses wieder zurück auf die Bildwand reflektiert wird, können dunkle Bildinhalte absaufen und helle Szenen überstrahlen.
Nun stellt sich zwangsläufig die Frage: Was bringt eine Händlerkalibrierung, wenn der Projektor im suboptimalen Wohnzimmer mit Restlich betrieben wird?
Avatar D65 .jpg
Hier ist noch einmal der Screenshot des perfekt kalibrierten Bildes aus „Avatar“ zu sehen.
Avatar D65 Wohnzimmer mit Streulicht.jpg
Wird der Film von einem Projektor in einem Wohnzimmer wiedergegeben, der ab Werk oder vom Händler perfekt eingestellt worden ist, macht das Streulicht/Restlicht im Raum den perfekten Bildeindruck zunichte. Deutlich ist zu erkennen, dass das Schwarz aufgehellt wird. Die Abstufungen der Haare der „Navi“ sind nicht mehr alle zu erkennen, weil das Streulicht hier viele Details absaufen lässt. Auch helle Bildinhalte werden negativ beeinflusst. Gut zu erkennen sind die überstrahlten Gesichtspartien an Stirn und Nase.
Avatar D65 Wohnzimmer nach Korrektur von Helligkeit Kontrst Farbe.jpg
Wird nun mit Hilfe von Testbildern und Filterfolien Helligkeit, Kontrast und Farbe an das Umgebungslicht angepasst, sind Schwarz und Weiß zwar immer noch aufgehellt (durch das Streulicht im Raum) aber die Bilddetails sind nun wieder alle zu erkennen.
Somit bietet ein Projektor mit guter (Werks-) Einstellung oder Kalibrierung den Vorteil, dass in einem Wohnzimmer in aller Regel das Bild mit den Reglern für Helligkeit, Kontrast und Farbe nur noch angepasst werden muss, um einen stimmigen Bildeindruck zu erhalten.
Eine noch bessere Möglichkeit stellt die Gammakorrektur dar, weil nur die Helligkeit zwischen Schwarz und Weiß verändert wird und nicht der Schwarzwert insgesamt aufgehellt wird, wie es bei Nutzung des Helligkeitsreglers am Projektor der Fall ist. Sollte ein Schwarzbild projiziert werden, wenn die Helligkeitsanpassung per Gammaregler erfolgt, sieht das kaum anders aus als in einem gut abgedunkelten Kinoraum, weil auch in einem gut abgedunkelten Wohnzimmer „Licht aus“ völlige Dunkelheit bedeutet.
Leider verfügen nicht alle Projektoren über einen Gamma Equalizer, so dass dann nur der gesamte Gammawert (von beispielsweise Gamma 2,2 auf Gamma 1,9) verändert werden kann, oder doch wieder die Regler für Helligkeit und Kontrast genutzt werden müssen.
Selbst mit einem auf den Wohnraum optimierten Gammaverlauf sieht ein projiziertes Bild im Wohnzimmer immer deutlich weniger plastisch aus als in einem perfekt ausgestatteten Heimkinoraum.
Fazit:
Die Einstellung mit Hilfe einer Test-DVD kann subjektiv betrachtet zu ganz ähnlichen Bildeindrücken führen wie eine Kalibrierung mit Messequipment. Voraussetzung dafür ist allerdings eine gute Werkseinstellung des Projektors.
Anhang Farbfilter und Messsensoren:
Ob ein Farbfilter korrekt filtert ist für den Laien ebenso schwierig herauszufinden wie die richtige Wertermittlung eines Messsensors.
In beiden Fällen gibt es Möglichkeiten, "kalibrierte" Messsensoren und farbrichtige Filter zu kaufen und in beiden Fällen muss dem Verkäufer vertraut werden.
Gruß
George Lucas
Mein HEIMKINO
Lumière, 12 Plätze, 60 m³, Projektor: JVC DLA-NZ8, Leinwand: Screen Research ClearPix Ultimate Weiß, Lautsprecher: JBL 3678 (Front), KCS SR-10A (Surrounds/Top), KCS C -218-A THX (SUB), Receiver: Marantz SR7011, 4K-Player: Sony UBP-X800, Panasonic DP-UB824, Endstufen: 4x Crown XLS 402D, 1x Liker BST 930,
George Lucas
Mein HEIMKINO
Lumière, 12 Plätze, 60 m³, Projektor: JVC DLA-NZ8, Leinwand: Screen Research ClearPix Ultimate Weiß, Lautsprecher: JBL 3678 (Front), KCS SR-10A (Surrounds/Top), KCS C -218-A THX (SUB), Receiver: Marantz SR7011, 4K-Player: Sony UBP-X800, Panasonic DP-UB824, Endstufen: 4x Crown XLS 402D, 1x Liker BST 930,
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