Kalibrierung - Was bringt sie wirklich?

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    • Kalibrierung - Was bringt sie wirklich?

      KALIBRIERUNG
      Was bringt sie wirklich?


      In sämtlichen Magazinen werden Projektoren kalibriert, um eine reproduzierbare Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Modellen zu gewährleisten.
      Lt. der publizierten Messschriebe und Diagramme fallen die Unterschiede zur Werkseinstellung teilweise recht groß aus, oftmals auch ausgesprochen gering.

      Vor allem die aktuelle Full HD-Projektorengeneration verfügt in der Regel über mindestens einen Bildmodus, der dem Ideal schon recht nahe kommt und sich darüber hinaus mittels eines vorhandenen Farbmanagements weiter optimieren lässt.

      Ziel einer Kalibrierung von Farben, Kontrast, Helligkeit und Gammaverlauf ist es, von der Filmaufnahme, über die Postproduktion (Schnitt, Farbgestaltung, Einfügen von Special Effects), bis hin zur Wiedergabe die gleichen Voraussetzungen zu schaffen, damit der Zuschauer den Film so sehen kann, wie es sich der Filmemacher vorgestellt hat.

      Da nur wenige Heimkinofreunde zu Hause über Messsensoren und Messprogramme verfügen, bieten zahlreiche Händler beim Kauf eines Projektors eine Kalibrierung mit an. Idealerweise erfolgt die Einstellung des Projektors in den heimischen Räumlichkeiten, damit die Raumeinflüsse und Zuspielgeräte mit berücksichtigt werden können. Eine derartige Vor/Ortkalibrierung kostet ab etwa 200 Euro. Je nach Umfang der Kalibrierung, Anzahl der Zuspieler, An/Abfahrtsstrecke des Kalibrierers, kann es auch deutlich teurer werden. Da viele diese Investition scheuen, lassen sie den Projektor direkt beim Händler einstellen. Oftmals ist die Kalibrierung im Kaufpreis sogar schon mit enthalten.
      Einige Händler bieten diesen Service gegen Aufpreis an. Zwischen 70 Euro und 200 Euro wird in der Regel dafür berechnet – abhängig vom Umfang der Kalibrierung und der Einstellmöglichkeiten am Projektor selbst.
      Mit einer derartigen Kalibrierung sollte der Projektor bei der Auslieferung an den Kunden bereits sein vorhandenes Potential vollumfänglich entfalten können.

      Es gibt zahlreiche Test-DVDs, Blu-rays und Bilder zum Downloaden, mit denen der ambitionierte Laie seinen Projektor zu Hause selbst einstellen kann. Oftmals liegen den Testbildern Beschreibungen mit bei, wie diese Testbilder anzuwenden sind und mit welchen Reglern am Projektor die Einstellung zu erfolgen haben. Als Beispiele nenne ich hier nur mal die Test-DVDs und Blu-rays von „Heimkino“, „Peter Finzel“, „Burosch“ und den „THX-Optimizer“, der auf vielen THX lizenzierten Filmen (wie Star Wars, Indiana Jones, Terminator) im Sprachenmenü zu finden ist.

      Selbst unter Fachleuten entbrennt immer wieder die Diskussion, ob eine Kalibrierung beim Händler besser ist als die Einstellung mittels Test-DVD und den beiliegenden Filterfolien.
      Weitgehend unbestritten ist die Ansicht, dass eine Kalibrierung auf Norm direkt im Heimkino zum besten Ergebnis führt.

      Unterschiede zwischen Kalibrierung und Einstellungen mit Filterfolien

      Um die Unterschiede zwischen einer Kalibrierung mit Messequipment und Einstellungen mit Hilfe einer Blaufilterfolie zu dokumentieren, habe ich einen JVC DLA-X3 dreimal optimiert.

      1. Kalibriert auf 6500K, Farbraum HDTV, Gamma 2.22 (linear)
      2. Kalibriert auf 6500K, Farbraum DCI, Gamma 2.22 (linear)
      3. Optimiert mit Filterfolien auf 6500K, Farbraum HDTV, Gamma 2.2

      Das Ergebnis ist durchweg überraschend.

      Schauen wir uns mal den Graustufenverlauf und das CIE-Diagramm der Werkseinstellung an.
      Werkseinstellung RGB-Graustufenverlauf.jpg
      Farbraum Standard - Werkseinstellung.jpg
      Hier fällt auf, dass die Primärfarben Rot, Grün, Blau zwar relativ linear verlaufen aber der Rotanteil im Vergleich zum Blau etwas zu hoch ausfällt bis 60% und ab 90%. Die Folge ist ein leichter Rotstich in dunklen Bildinhalten. Die Delta E-Werte sollten im Idealfall unter 3,0 liegen, damit der Farbverlauf homogen erscheint. Der Farbraum der HDTV-Norm wird nicht ganz perfekt getroffen. Vor allem Gelb und Grün liegen nicht an ihren Sollpunkten.


      Luminanz nach SM-Optimierung Farbraum Standard.jpg
      Farbraum Standard - Finale.jpg
      Kalibriert (über das Servicemenü) erreicht der JVC-X3 rund 960 Lumen. Das Gamma und die Farbdarstellung sind nahezu perfekt. Die Delta E Werte liegen ab 10 IRE durch die Bank zwischen 0,1 und 0,4. Das sind nahezu perfekte Werte, weil alles unter 3,0 schon als "Luxus" bezeichnet wird. Die Farbtemperatur beträgt 6505 Kelvin und es wird eine Maximalhelligkeit von 17,88 fL auf 3 Meter Bildbreite erzielt. Die Primär- und Sekundärfarben treffen ihre Sollpunkte innerhalb des Farbraums praktisch auf den Punkt genau.



      Farbraum Standard ab Werk 1 Std Werte.jpg
      Optimiert mittels Finzel Test-DVD (über das zugängliche Usermenü) und Blaufilterfolien erreicht der JVC-X3 rund 850 Lumen.
      Die Farbtemperatur beträgt ca. 6200 Kelvin und die Maximalhelligkeit beträgt 15,2 fL auf 3 Meter Bildbreite. Auf den Farbraum haben die Einstellungen praktisch keinen nennenswerten Einfluss.

      Hier nun ein Screenshot nach der Kalibrierung mit Messequipment (kalibrierter Spyder3 + HCFR):

      Avatar D65 .jpg
      Kalibriert auf D65 mit Spyder 3 und HCFR. Es sind alle Details des Bildes gut zu erkennen. Die Farben sind stimmig, die Durchzeichnung perfekt.


      Avatar Bildmodus Natürlich ab Werk.jpg
      Bildmodus „Natürlich“. Im direkten Vergleich mit dem kalibrierten Bild fällt auf, dass die Farben des Bildmodus „Natürlich“ ab Werk etwas zu blass erscheinen und in dunklen Bereichen einen leichten Rotstich haben. Damit stimmen die Messungen mit dem Bildeindruck überein.


      Avatar X3 Filtereinstellung.jpg
      Nach der Bildoptimierung per Finzel-DVD gibt es auf den ersten Blick keinen großen Unterschied zum projizierten Bild, dass mit Hilfe eines Messsensors und HCFR-Software eingestellt worden ist. Wer keinen direkten A/B-Vergleich durchführt, wird kaum einen Unterschied erkennen.
      Im direkten Vergleich ist auffällig, dass die "Navi" in den dunklen Gesichtsbereichen insgesamt minimal zu rötlich wirkt. Auch das Gelb in den Augen (in Richtung Cyan) und der Anhänger der Kette (leichter Blau/Cyanstich) weisen im Vergleich zum (mit Messsensor) kalibrierten Bild minimale Farbunterschiede auf. Das sind die Auswirkungen des leicht verschobenen Farbraums und der zu niedrigen Farbtemperatur mit einem zu hohem Rotverlauf unter 60%.


      CIE Erweitert kalibriert 15 Std..jpg
      Es heißt immer, der Farbraum Erweitert 1 (DCI-Standard) des JVC-X3 würde ein bonbonfarbiges Bild machen. Nun schauen wir uns den Screenshot doch mal etwas genauer an, nachdem die Primär- und Sekundärfarben optimiert worden sind.
      Auf dem CIE-Diagramm ist gut zu erkennen, dass praktisch alle Farben den D65-Punkt treffen.


      Avatar Rec709 .jpg
      Alle Farben wirken insgesamt etwas kräftiger als mit dem kalibrierten Farbraum „HDTV“.
      Vor allem die Ohren der Navi und die Kette haben ein farbintensiveres Rot.
      Ansonsten sind die Unterschiede ausgesprochen gering. Die Farbanmutung ist sehr natürlich.
      Ich kann alle verstehen, denen dieses etwas farbkräftigere Bild besser gefällt - kommt es doch näher an eine Original-Kinoprojektion heran.


      Avatar Rec709 X3 Filtereinstellung.jpg
      Werkseinstellung CIE Nativ 1 Std.jpg
      Wird nun der Farbraum Erweitert 1 (DCI) des JVC-X3 gewählt und die Einstellung erfolgt nur mittels Testbilder und Blaufilterfolie, verändert sich der Bildeindruck ein wenig. Da die Primär- und Sekundärfarben ab Werk nicht exakt an ihren Positionen im Farbraum liegen, wird Rot ein wenig zu farbintensiv dargestellt. Groß sind aber auch hier die Unterschiede nicht. Erst im Vergleich mit den Screenshots des HDTV-Farbraums sind Farbabweichungen deutlich erkennbar.

      Wer sich seinen Projektor mittels Testbilder und Farbfilter einstellt, wird bereits ein sehr gutes Bildergebnis erhalten. Dieses entspricht messtechnisch zwar nicht exakt der Norm, aber die Unterschiede sind subjektiv ausgesprochen gering. Das setzt allerdings voraus, dass die Werkseinstellungen des Projektors schon sehr gut sein sollten.
      Je schlechter die Werkseinstellung ist, desto größer sind die qualitativen Bildunterschiede.

      Mit frischer (neuer) Lampe und guter Out-of-the-Box-Einstellungen sind bei nahezu allen aktuellen Projektoren gute Ergebnisse zu erzielen.

      Anders sieht es möglicherweise nach ein paar hundert Stunden aus. In aller Regel nimmt die Helligkeit der Lampe aus technischen Gründen im Laufe der Zeit ab, und es verändern sich dadurch meist auch deutlich sichtbar die Farben.
      Da dieser Prozess aber „schleichend“ stattfindet, fällt den meisten Projektorenbesitzer dies kaum auf.


      Neue-Projektorlampe-4.jpg
      Auf dem Screenshot sind die Farbabweichungen zwischen einer neuen Lampe und einer Lampe mit 2000 Stunden deutlich zu erkennen. Diese Farbabweichungen können nicht mehr mit einer Test-DVD und einem Farbfilter korrigiert werden, weil der „Weißpunkt“ nicht mehr stimmt.
      In diesem Fall ist eine Kalibrierung mit Messsensor und Messsoftware erforderlich, um auch noch nach 2000 Stunden ein Bild mit korrekter Farbdarstellung zu erhalten.

      Zugegeben war ich ein wenig überrascht, als ich am JVC-X3 sowie einem Panasonic PT-AE2000/AE4000 das Ergebnis zwischen "Filtereinstellung" mit einer Test-DVD und einer "Kalibrierung" inkl. Farbraumanpassung miteinander verglichen habe. Da gab es mit frischer Lampe kaum einen sichtbaren Unterschied in den Farben.
      Sobald die Lampe aber 500 Stunden auf der Uhr hatte, waren die Bildeindrücke anders. Hier sahen die Farben auf den kalibrierten Projektoren immer noch richtig aus, während die mit "Farbfiltern eingestellten" Projektoren (Panasonic PT-AE2000 und JVC-HD550) deutlich andere Farben darstellten. Meist "vergilbte" das Weiß!


      Bildeindruck im Wohnzimmer
      Der ideale Ort, um ein perfektes Bildergebnis zu erleben, ist nach wie vor in einem abgedunkelten Heimkinoraum. Nicht jeder hat aber den Platz oder die Lust auf so einen Extraraum und schaut sich Filme viel lieber im heimeligen Wohnzimmer an. Da aus optischen Gründen kaum jemand seine Wohnzimmerwände oder die Zimmerdecke Schwarz streichen wird, muss der Projektor seinen Dienst meist in einem Raum mit hellen Wänden und weißer Decke verrichten.
      Da helle Wände relativ viel Streulicht erzeugen und dieses wieder zurück auf die Bildwand reflektiert wird, können dunkle Bildinhalte absaufen und helle Szenen überstrahlen.

      Nun stellt sich zwangsläufig die Frage: Was bringt eine Händlerkalibrierung, wenn der Projektor im suboptimalen Wohnzimmer mit Restlich betrieben wird?

      Avatar D65 .jpg
      Hier ist noch einmal der Screenshot des perfekt kalibrierten Bildes aus „Avatar“ zu sehen.


      Avatar D65 Wohnzimmer mit Streulicht.jpg
      Wird der Film von einem Projektor in einem Wohnzimmer wiedergegeben, der ab Werk oder vom Händler perfekt eingestellt worden ist, macht das Streulicht/Restlicht im Raum den perfekten Bildeindruck zunichte. Deutlich ist zu erkennen, dass das Schwarz aufgehellt wird. Die Abstufungen der Haare der „Navi“ sind nicht mehr alle zu erkennen, weil das Streulicht hier viele Details absaufen lässt. Auch helle Bildinhalte werden negativ beeinflusst. Gut zu erkennen sind die überstrahlten Gesichtspartien an Stirn und Nase.

      Avatar D65 Wohnzimmer nach Korrektur von Helligkeit Kontrst Farbe.jpg
      Wird nun mit Hilfe von Testbildern und Filterfolien Helligkeit, Kontrast und Farbe an das Umgebungslicht angepasst, sind Schwarz und Weiß zwar immer noch aufgehellt (durch das Streulicht im Raum) aber die Bilddetails sind nun wieder alle zu erkennen.

      Somit bietet ein Projektor mit guter (Werks-) Einstellung oder Kalibrierung den Vorteil, dass in einem Wohnzimmer in aller Regel das Bild mit den Reglern für Helligkeit, Kontrast und Farbe nur noch angepasst werden muss, um einen stimmigen Bildeindruck zu erhalten.
      Eine noch bessere Möglichkeit stellt die Gammakorrektur dar, weil nur die Helligkeit zwischen Schwarz und Weiß verändert wird und nicht der Schwarzwert insgesamt aufgehellt wird, wie es bei Nutzung des Helligkeitsreglers am Projektor der Fall ist. Sollte ein Schwarzbild projiziert werden, wenn die Helligkeitsanpassung per Gammaregler erfolgt, sieht das kaum anders aus als in einem gut abgedunkelten Kinoraum, weil auch in einem gut abgedunkelten Wohnzimmer „Licht aus“ völlige Dunkelheit bedeutet.
      Leider verfügen nicht alle Projektoren über einen Gamma Equalizer, so dass dann nur der gesamte Gammawert (von beispielsweise Gamma 2,2 auf Gamma 1,9) verändert werden kann, oder doch wieder die Regler für Helligkeit und Kontrast genutzt werden müssen.
      Selbst mit einem auf den Wohnraum optimierten Gammaverlauf sieht ein projiziertes Bild im Wohnzimmer immer deutlich weniger plastisch aus als in einem perfekt ausgestatteten Heimkinoraum.

      Fazit:
      Die Einstellung mit Hilfe einer Test-DVD kann subjektiv betrachtet zu ganz ähnlichen Bildeindrücken führen wie eine Kalibrierung mit Messequipment. Voraussetzung dafür ist allerdings eine gute Werkseinstellung des Projektors.

      Anhang Farbfilter und Messsensoren:
      Ob ein Farbfilter korrekt filtert ist für den Laien ebenso schwierig herauszufinden wie die richtige Wertermittlung eines Messsensors.
      In beiden Fällen gibt es Möglichkeiten, "kalibrierte" Messsensoren und farbrichtige Filter zu kaufen und in beiden Fällen muss dem Verkäufer vertraut werden.
      Gruß
      George Lucas

      Mein HEIMKINO
      Lumière, 12 Plätze, 60 m³, Projektor: JVC DLA-NZ8, Leinwand: Screen Research ClearPix Ultimate Weiß, Lautsprecher: JBL 3678 (Front), KCS SR-10A (Surrounds/Top), KCS C -218-A THX (SUB), Receiver: Marantz SR7011, 4K-Player: Sony UBP-X800, Panasonic DP-UB824, Endstufen: 4x Crown XLS 402D, 1x Liker BST 930,

      Dieser Beitrag wurde bereits 7 mal editiert, zuletzt von George Lucas ()

    • George Lucas schrieb:

      Bildmodus „Natürlich“. Im direkten Vergleich mit dem kalibrierten Bild fällt auf, dass die Farben des Bildmodus „Natürlich“ ab Werk etwas zu blass erscheinen und in dunklen Bereichen einen leichten Rotstich haben.

      Meinst Du da nicht eher die Einstellung "Film" oder "Kino"? Die sind doch eher blass. "Natürlich" empfinde ich bei Realfilmen überhaupt nicht blass, sondern einfach realistisch.

      Bei einem Film, wie Avatar, der eher in die Kategorie "Animationsfilme" gehört, passt eigentlich der Modus "Animation" farblich recht gut (IMHO)

      ....mir ist schon klar, dass das nicht so richtig hierher gehört, aber da Du den X3 als Beispiel herangezogen hast, wollte ich das nicht unerwähnt lassen ;)

      Jedenfalls brauche ich persönlich kein Messequipment um den X3 zu kalibrieren. Bei einigen Filmen muss ich natürlich manchmal einen anderen Modus auswählen, sonst ist es einfach zu hell, zu dunkel, oder die Details saufen in dunklen Bereichen zu sehr ab, etc. das wars aber schon.

      Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass man mit einem Messequipment eine perfekte "Universaleinstellung" erreichen kannn, die jedem Film gerecht wird. Viele Filme sind so extrem gemastert, dass Korrekturen einfach notwendig sind.
      Sei es das Gamma, Helligkeit, Kontrast, hier lege ich mir dann einen Zettel für Filme (die völlig aus der Reihe tanzen) die schnell ermittelten Modi in die Hülle. Ich kann sonst keinen Film wirklich entspannt anschauen....das Bild muss schon irgendwie stimmig sein, bin da leider perfektionistisch gestrickt.
      Gruß
      andeis
    • andeis schrieb:

      Meinst Du da nicht eher die Einstellung "Film" oder "Kino"? Die sind doch eher blass.
      Beim JVC-X3 ist der Bildmodus "Film" tatsächlich noch blasser als "Natürlich". Beide nutzen den Farbraum "Standard" (HDTV). Nach der Einstellung mit den Testbildern der Finzel-DVD und der beiliegenden Blaufilterfolie sind die Farben sehr natürlich. Sie unterscheiden sich subjektiv betrachtet (wie im Eingangsposting beschrieben) nicht großartig von den Bildern nach der Kalibrierung mit Messequipment.
      Der Bildmodus "Kino" nutzt einen der erweiterten Farbräume ab Werk und ist sichtbar farbintensiver als die Modi "Film" und "Natürlich".

      Bei einigen Filmen muss ich natürlich manchmal einen anderen Modus auswählen, sonst ist es einfach zu hell, zu dunkel, oder die Details saufen in dunklen Bereichen zu sehr ab, etc.
      Sowohl die mit Messsensor als auch die mit Filterfolie eingestellten Bildmodi empfinde ich vergleichbar gut. Absaufende Details müssen nicht sein. Hier bietet sich die Nutzung des Gamma Equalizers an, um in den absoluten Grenzbereichen die Bilddarstellung zu optimieren. Nach der "Kalibrierung" kann ich auf den Testbildern die Wertebereiche 17 und 18 erkennen.

      Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass man mit einem Messequipment eine perfekte "Universaleinstellung" erreichen kannn, die jedem Film gerecht wird. Viele Filme sind so extrem gemastert, dass Korrekturen einfach notwendig sind.
      Seit ich die Projektoren optimiere, habe ich nicht mehr das Bedürfnis, einzelne Filme individuell einzustellen, weil ich das Bildergebnis insgesamt in sich als stimmig empfinde. Sicherlich gibt es Filme, die massiv Farb- und Kontrastverändert worden sind. Als Beispiele nenne ich hier mal "Matrix" (extrem Grünstichtig), "AvP 2" (steiler Kontrast und wichtige Bildinhalte in den absoluten Grenzbereichen zu Schwarz), "Harry Potter" Teil 6 und 7 (sehr dunkle Farb- und Helligkeitsabstimmung mit zahlreichen Spitzlichtern), "The Dark Knight" (bewusst unterbelichtete SFX) und "Underworld" (Blautönung). Diese Filme nutzen massive Stilmittel, die mit einer guten Projektoreinstellung und dunkler Umgebung aber für sich betrachtet stimmig sind.
      Hier haben die Filmemacher (warum auch immer) das Potential der vorhandenen Technik ausgeschöpft.
      Wenn der Projektor (egal welche Marke) allerdings suboptimal eingestellt worden ist (sprich nach Lust und Laune, damit das Bild ordentlich Punch hat), dann macht sich oftmals der Wunsch breit, Farben, Kontrast und Helligkeit nachzuregeln.
      Andere Filme (wie zum Beispiel "Avatar") sind so "massentauglich" abgestimmt, dass sie auf allen Projektoren gut aussehen, selbst wenn die Einstellungen weitgehend verkubelt sein solten.
      Gruß
      George Lucas

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    • Hallo,
      sehr interessanter Bericht. Herzlichen Dank für Deine Mühe.
      Mir ist aufgefallen, daß wenn man den Farbraum anpasst, sollte man danach auf die Farben in den Sättigungsstufen 25,50 und 75 % überprüfen.
      Bei meinem Sony VPL-HW15 war das CIE Diagramm perfekt aber die weniger gesättigten Farben (Rot, Grün, Blau) wichen teilweise stark vom soll ab.
      Kann aber auch am RCP des Sony liegen.

      Vielleicht kannst du das ja mal überprüfen und schreiben wie es bei Dir nach angepasstem Farbraum ist.

      Gruß Jan
    • Moin George,

      und wieder einmal ein schöner und interessanter Bericht von Dir. Ein Gedanke der mir durch den Kopf geht, ist, Einstellungen mittes Screenshots eines Spielfilmes - noch dazu ein erheblich künstlich veränderter - sind schwer nachvollziehbar. Zumindest für diejenigen, die die "richtige Farbwiedergabe" des Films nicht kennen. Imo wäre es eine Überlegung wert, in diesem Fall auf Dokufilme zurückzugreifen. Damit dürfte für JEDEN die Farbdarstellung nachvollziehbar sein.

      ...nur so ein Gedanke...

      Tschüs gut und besten Dank für Deinen Bericht.

      Sascha-Dubai
    • George Lucas schrieb:

      Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass man mit einem Messequipment eine perfekte "Universaleinstellung" erreichen kannn, die jedem Film gerecht wird. Viele Filme sind so extrem gemastert, dass Korrekturen einfach notwendig sind.
      Seit ich die Projektoren optimiere, habe ich nicht mehr das Bedürfnis, einzelne Filme individuell einzustellen, weil ich das Bildergebnis insgesamt in sich als stimmig empfinde. Sicherlich gibt es Filme, die massiv Farb- und Kontrastverändert worden sind. Als Beispiele nenne ich hier mal "Matrix" (extrem Grünstichtig), "AvP 2" (steiler Kontrast und wichtige Bildinhalte in den absoluten Grenzbereichen zu Schwarz), "Harry Potter" Teil 6 und 7 (sehr dunkle Farb- und Helligkeitsabstimmung mit zahlreichen Spitzlichtern), "The Dark Knight" (bewusst unterbelichtete SFX) und "Underworld" (Blautönung). Diese Filme nutzen massive Stilmittel, die mit einer guten Projektoreinstellung und dunkler Umgebung aber für sich betrachtet stimmig sind.
      Hier haben die Filmemacher (warum auch immer) das Potential der vorhandenen Technik ausgeschöpft.

      Ich meinte ja nicht Filme, bei denen z.B. ein dunkles oder farbverfälschtes Bild als Stilmittel verwendet wird. Da korrigiere ich natürlich nicht nach. Ich meinte Filme, wo beim Transfer geschlampt wurde, wo das Bild aus diesem Grund eben so garnicht stimmig ist, dass man einfach korrigierend eingreifen muss (IMO) - das sind nach meinem Empfinden so ca. 5% aller Filme die ich habe -

      Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass eine "perfekte" Kalibrierung kein Bedürfnis mehr aufkommen läßt, die genannten Schwächen zu korrigieren. Du hast ja selber gesagt, dass die Werkseinstellungen heutiger Projektoren schon recht gut sind (was ich ebenfalls so sehe) aber kann eine nachträgliche Kalibrierung wirklich die Transfermankos kompensieren?
      Gruß
      andeis
    • George Lucas schrieb:

      Nach der Bildoptimierung per Finzel-DVD gibt es auf den ersten Blick keinen großen Unterschied zum projizierten Bild, dass mit Hilfe eines Messsensors und HCFR-Software eingestellt worden ist. Wer keinen direkten A/B-Vergleich durchführt, wird kaum einen Unterschied erkennen.
      Im direkten Vergleich ist auffällig, dass die "Navi" in den dunklen Gesichtsbereichen insgesamt minimal zu rötlich wirkt. Auch das Gelb in den Augen (in Richtung Cyan) und der Anhänger der Kette (leichter Blau/Cyanstich) weisen im Vergleich zum (mit Messsensor) kalibrierten Bild minimale Farbunterschiede auf. Das sind die Auswirkungen des leicht verschobenen Farbraums und der zu niedrigen Farbtemperatur mit einem zu hohem Rotverlauf unter 60%.


      Auch ohne A/B-Vergleich finde ich den Unterschied mehr als drastisch. Das Grün im Hintergrund ist zu dunkel und Cyan-Farben und durch die entsättigung ist das Leuchten in den Augen verschwunden.

      Klar wie drastisch man etwas empfindet ist sehr persönlich, aber die Unterschiede sollten jedem auffallen. Würde man ein Bild mit echten Hauttönen nehmen, würde das denke ich wirklich ins Auge stechen, da hier der Mensch sehr empfindlich ist.
    • andeis schrieb:

      Ich meinte Filme, wo beim Transfer geschlampt wurde,

      Zugegeben, wenn ein fehlerhafter (!) Bildtransfer vorliegt oder im Mastering geschlampt worden ist, kann auch eine korrekte Kalibrierung nichts rausreißen. Doch das soll hier nicht das Thema sein.
      Schließlich nutzt mir auch ein perfekt kalibriertes Soundsystem nichts, wenn irgendein Blöd die Stereokanäle oder die Surrounds mit den Frontkanälen auf der Disc vertauscht hat...

      Du sagst, dass dir das bei 5% aller Filme auffällt. Kannst du diesbezüglich mal ein paar Titel nennen?
      Gruß
      George Lucas

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      Lumière, 12 Plätze, 60 m³, Projektor: JVC DLA-NZ8, Leinwand: Screen Research ClearPix Ultimate Weiß, Lautsprecher: JBL 3678 (Front), KCS SR-10A (Surrounds/Top), KCS C -218-A THX (SUB), Receiver: Marantz SR7011, 4K-Player: Sony UBP-X800, Panasonic DP-UB824, Endstufen: 4x Crown XLS 402D, 1x Liker BST 930,
    • Danke!
      :)
      Gruß
      George Lucas

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    • Mahlzeit,

      ja das sehe ich auch so, du hast eben zuviel Zeit ! :lol:

      Nein es braucht Leute, die einfach auch umfassender gewisse Dinge beleuchten.
      Hier im Forum sind das echt Viele mehr, als das in anderen deutschspr. Foren (IMO) der Fall ist.

      Und das macht Spaß, auch wenn wir hier nicht immer alle einer Meinung sind.


      ANDY
      Heimkino Kurzübersicht zum Schrein
      "Lebenskunst ist die Fähigkeit auf etwas Notwendiges zu verzichten, um sich etwas Überflüssiges zu leisten."
    • Da es gut zum Thema paßt, hänge ich hier mal eine Kopie aus dem Beitrag aus Kippschalters Bauthread an, da man bei ihm gut sehen konnte, das eine gute Kalibrierung auch viel bringt.

      Das Ganze war für uns auch von daher interessant, da der Beamer vom Händler als Kalibriert gekauft wurde. Das man solchen Fernkalibrierungen gegenüber skeptisch sein kann, wurde mit den Messungen bestätigt.

      Die Messung erfolgte reflektiv vor der Leinwand. Leinwand war eine 3m breite Gammalux Microperf. Entfernung Beamer / Leinwand ca. 6m. Komplett schwarzer Raum ohne Licht von Außen. Da der verwendete i1Pro Sensor bei den IREs <20% bei reflektiver Messung nicht empfindlich genug ist, kann man die Werte erst einmal ignorieren.

      Der Projektor wurde vom Händler mit 2 Einstellungen für den hohen Lampenmodus versehen.

      Zunächst die erste Einstellung, die der Händler vorgenommen hat abgelegt unter User 1:

      Farbtemperatur und RGB Verlauf: User1 Farbtemperatur.jpg User1 RGB.jpg

      Ein im Mittel sich an 6500K annähernder Verlauf, der aber bei 70IRE sein Maximum bei 6400K hat. Besonders Darunter, aber auch darüber deutlicher Rotüberschuss und Blaumangel. Das daraus resultierende Bild ist sichtbar zu warm und hat einen Rotstich. Hauttöne werden zu kräftig, Helle Flächen bekommen einen leichten rosatouch, Grünpflanzen wirken unnatürlich.


      Dann die zweite Einstellung, die der Händler vorgenommen hat abgelegt unter User 2:

      Farbtemperatur und RGB Verlauf: User2 Farbtemperatur.jpg User2 RGB.jpg

      Hier wurde auf maximale Helligkeit getrimmt, bei 100IRE auf 6500K eingstellt, was aber zu eine Farbtemperatur von 7000K im Mittelfeld führt. Dazu muss man eine Eigenheit des HD350 kennen. Die Gainregler sind nur subtraktiv nutzbar. Man kann also nur durch Absenken eine Einstellung vornehmen. Absenken von Blau und Grün führt aber zu Helligkeitsverlust. Es wurde also wahrscheinlich bei 100IRE gemessen, während sich mittels Rotoffsetregler den 6500K angenährt wurde und dann nur noch der Gain von Blau nachgeregelt wurde. Dadurch kann man Grün weitestgehend unangetastet lassen und verliert am wenigsten Helligkeit. Leider hat man dann aber einen ausgeprägten Blauüberschuss, welcher ein sehr kühles Bild ergibt. Hauttöne werden fahl und blass, Pflanzen wirken unnatürlich - alles ist sehr hell.


      Und letztendlich das, was ich dann eingestellt habe abgelegt unter User 3:

      Farbtemperatur und RGB Verlauf: User3 Farbtemperatur.jpg User3 RGB.jpg

      Die Einstellung erfolgte in Bezug auf die Farbtemperatur lediglich über die Offset und Gain Regler, eine präziserere Anpassung über das Gamma EQ Menu des HD350 würde ein noch besseres Ergebniss bringen, hätte aber den zeitlichen Rahmen gesprengt, da wir ja hauptsächlich zum Kino Probehören gekommen waren und das Kino eh nch nicht fertig gebaut ist. Die exaktere Einstellung hole ich dann nach, sobald da Kino fertig ist. Aber bereits diese vorläufige Kalibrierung bringt einen enormen Bildgewinn. Hauttöne sind unter allen Helligkeitsbedingungen stimmig und die Farben der Pflanzen sind natürlich mit einem weniger grellen Grün. Alles ist viel harmonischer und wirkt weniger künstlich.

      Was aber zusätzlich die Händlereinstellungen nicht optimal macht, war die Tatsache, dass offensichtlich nur eine Farbtemperatur, aber keine genaue Gammaeinstellung vorgenommen wurde. Für beide abgelegten Usermodi war der selbe Gammapreset hinterlegt, was natürlich nicht richtig ist, denn zu jeder Farbtemperatureinstellung gehört auch ein individuelles Gamma. So lag das Gamma bei beiden Einstellungen in etwa bei 1,9 was in einem dunklem Raum wie bei Kippschalter einen viel zu hellen Bildeindruck ergibt. Es werden zwar viele Details in dunklen Bildanteilen sichtbar, aber die sollen teilweise gar nicht sichtbar sein. Das Bild wirkt dadurch flach ohne Tiefe und Punch. Zielgamma in so einer Umgebung sollte eher bei 2,2 liegen.

      Erst durch die von mir durchgeführte Gammaeinstellung wurde es stimmig. Das Bild gewann an Tiefe, Das Verhältniss von Details in dunklen Bildanteilen wurde realistisch. Das Bild bekam einen tollen Punch und auch in hellen Bildanteilen waren Details sichtbar, die in den Händlereinstellungen so nicht so klar differenziert wurden.

      Kippschalter war jetzt total begeistert und happy mit dem Bild.

      Wobei meine bei ihm durchgeführte Kalibrierung alles Andere als perfekt ist. Mit etwas mehr zeitlichem Aufwand geht da noch eine bessere Einstellung, aber ich hatte die Umrechnungstabelle für den nervigen Gamma EQ des HD350 nicht dabei und die Werte beeinflussen sich stark gegenseitig zum nächst niedrigeren IRE Wert. Außerdem haben wir zunächst Einstellungen ohne Rücksicht auf Helligkeit vorgenommen. Dadurch verliert man ca. 1ftL gegenüber der User1 Einstellung und 2ftL gegenüber der User2. Bleiben aber immer noch rund 12ftL bei 3m auf einer akustisch transparenten Leinwand. Das ist schon sehr ordentlich.

      Hier mal zum Vergleich die Messungen meines alten HD350, nachdem ich mal etwas mehr Arbeit in die Kalibrierung gesteckt hatte (alles nur normale Usermenueingriffe, keine Veränderungen im Servicemenu):

      Ravenous HD350 RGB.jpg

      Aber die exakte Einstellung von Kippschalters HD350 hole ich dann eh nach, wenn der Kinobau abgeschlossen ist und die Lampe ein paar Stunden drauf hat. Ziel war es Kippschalter zu zeigen was eine wirkliche Kalibrierung vor Ort inkl. Anpassung aller Parameter ausmacht und wie aufwändig das ist. Zumindest frage ich mich, was so eine Fernkalibrierung soll, wenn die Ergebnisse so weit vom möglichen Optimum entfernt liegen und die Presets man eher mit "Geschmackssache" einstufen kann.
      Mein Kellerkino - The Twilight Zone (klick)
    • Lohnenswert in diesem Zusammenhang ist auch mal ein Blick auf die Messprotokolle des Kalibriers (Händler). Das Logo des Händlers und die Seriennummer des Projektors habe ich entfernt, damit keine Rückschlüsse auf Besitzer und Verkäufer gezogen werden können.

      Händler - Messprotokoll ohne Händlerlogo.jpg
      Hier ist gut zu erkennen, dass beide Kalibrierungen (Bildmodus: User 1 und User 2) für den hohen Lampenmodus (Lamp: High) sind. Der Sinn dieser unterschiedlichen Kalibrierungen will sich mir nicht erschließen. Meine erste spontane Vermutung war, dass die Kalibrierung für User 1 für 3D sein könnte - da aber der HD350 nicht 3D-fähig ist, macht eine zweite Kalibrierung im hohen Lampenmodus um so weniger Sinn.

      Händler - Messschrieb RGB- und Gammaverlauf.jpg
      Hier nun der Original Messschrieb für den Gammaverlauf und den RGB-Verlauf, der dem Kunden ausgehändigt worden ist für seinen JVC DLA-HD350.
      Es ist deutlich zu erkennen, dass der nahezu perfekte Messschrieb doch erheblich von den Messungen abweicht, die Ravenous vor Ort durchgeführt hat (siehe obiges Posting).
      Meine Vermutung, dass unterschiedliche Messköpfe zu unterschiedlichen Ergebnissen führen, sollte zwar zutreffend sein (aufgrund der Serienstreuung) - aber derart massive Abweichungen sind dann doch schon ungewöhnlich.
      Lt. der Messprotokolle des Händlers müsste der Farbtemperaturverlauf sehr homogen verlaufen. Das ist aber nicht der Fall.

      Auf einer Grautreppe der ersten Kalibrierung (Bildmodus-User 1) für die hohe Lampenhelligkeit war bereits mit bloßem Auge zu erkennen, dass die Kalibrierung weitgehend misslungen ist. Die dunklen Graustufen besaßen einen deutlich sichtbaren Rotstich, der bis in den Bereich von rund 50 IRE ging. Zwar wurden 50 IRE nahezu perfekt getroffen, doch lag die Farbtemperatur in den übrigen Bereichen deutlich unter 6500 Kelvin. Dadurch wirkten vor allem Gesichter viel zu Rot.
      Ich vermute, dass bei 30 IRE und 80 IRE die RGB Gain/Offseteinstellungen vorgenommen worden sind. Das ist zwar soweit richtig, doch sollte nach einer deutlichen Veränderung der Regler auch das Gamma kontrolliert werden. Das Gamma lag bei einem Wert von rund 1,9! Vor allem Tageslichtaufnahmen wirkten dadurch viel zu flach. In "Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs" besaßen die Landschaften kaum Tiefe. Die Durchzeichnung dunkler Bildinhalte war zwar perfekt, aber schon auf den einzelnd zugespielten Graustufentestbilder kam ein "Boah ist 10% bereits hell!" über die Lippen.
      Die 2. Kalibrierung des Händler (Bildmodus: User 2), die lt. beiliegender Beschreibung ebenfalls (!) für den hohen Lampenmodus war (allerdings mit völlig anderen RGB-Werten) sah in den dunklen Bereichen gut durchgezeichnet und farblich etwas besser aus als die Kalibrierung für den Bildmodus User 1. Allerdings waren helle Bildinhalte unter 90% blau verfärbt.
      Hier wurde offenbar die Farbtemperatur exakt bei 100 IRE und bei 30 IRE eingestellt. Die Werte passen nahezu perfekt. Leider driften die übrigen Werte deutlich sichtbar ab.
      Gut zu erkennen war das in "Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs". Die Bäume besaßen einen leichten Rotstich und die Gesichtsfarben waren bläulich verfärbt, so dass die Protagonisten kränklich aussahen. Durch das niedrige Gamma 1,8 (bis Gamma 1,9) wirkten die Szenerie darüber hinaus extrem flach.

      Diese Beobachtungen sind in sofern interessant, weil die Bildeindrücke mit den Kontrollmessungen von Ravenous einhergehen. Die Graustufenbereiche, die eine viel zu niedrige Farbtemperatur lt. Messungen ausweisen, sind auch im realen Filmbild/Testbild erheblich zu Rot eingefärbt. Dasselbe hat Gültigkeit für die zu hohe Farbtemperatur (zuviel Blau) der Händlereinstellung im Bildmodus User 2.

      Würden die dem Kunden ausgelieferten Messschriebe des Händlers stimmig sein, dürften weder Testbilder noch Realbilder irgendwelche Einfärbungen besitzen. Der Farbverlauf müsste über den gesamten Graustufenbereich von 20 IRE bis 100 IRE homogen sein. Das ist aber nicht der Fall, wie sogar auf Screenshots zu erkennen ist.
      Deshalb tut sich in mir so ein wenig der Verdacht auf, dass der Messschrieb des RGB-Verlaufes von einem anderen Projektor stammt. Darüber hinaus vermisse ich für die 2. Messung den Messschrieb.

      Nach der Vor-Ort-Kalibrierung durch Ravenous auf 6500 Kelvin und ein Gamma 2,2 waren der Rotstich sowohl auf den Testbildern der Grautreppe als auch in der Baumrinde verschwunden. Die Bäume sahen nun natürlich aus, ebenso die Gesichtsfarben. Durch den gut sitzenden Gammawert bekam der Film nun die Plastizität, die ihm mit der Händlerkalibrierung fehlte. Sonnenlicht durchflutete Wälder gewannen deutlich an Tiefe. Der blaue Himmel und das Grün der Wiesen waren homogen.
      So macht das Filmschauen wirklich Spaß.

      Fazit:
      Es ist schade, dass angepriesene Kalibrierungen von einzelnen Händler offenbar nicht immer gewissenhaft durchgeführt werden, immerhin bezahlen die Kunden dafür. Noch erschreckender ist, dass die dem Kunden ausgehändigten (perfekten) Messprotokolle vom (realen) Bildeindruck erheblich abweichen. Nur haben die meisten Kunden leider nicht die Möglichkeit, die Einstellung zu kontrollieren. Daher wundert es mich nicht, dass vielfach von einem flachen und wenig plastischen Bild berichtet wird, wenn ich mir das obige Ergebnisse betrachte.
      Gruß
      George Lucas

      Mein HEIMKINO
      Lumière, 12 Plätze, 60 m³, Projektor: JVC DLA-NZ8, Leinwand: Screen Research ClearPix Ultimate Weiß, Lautsprecher: JBL 3678 (Front), KCS SR-10A (Surrounds/Top), KCS C -218-A THX (SUB), Receiver: Marantz SR7011, 4K-Player: Sony UBP-X800, Panasonic DP-UB824, Endstufen: 4x Crown XLS 402D, 1x Liker BST 930,

      Dieser Beitrag wurde bereits 5 mal editiert, zuletzt von George Lucas ()

    • Danke auch von mir für den tollen Test.

      Auch ich habe mich mit meine Spyder 4 und HFCR an die Kalibrierung meines EPSON TW9000 herangewagt.
      Erst habe ichbunzählige Anleitungen im netz studiert bis ich angefangen habe, da es doch jeder ein wenig anders macht
      und ich nicht unnötig meine Lampe verbrutzle wollte.

      Davor hatte ich meinen Projektor schon mittels Disneys WOW Test Disk eingestellt.
      Da der EPSON von Haus aus schon fast perfekt ist habe ich kaum Einstellungen vornehmen müssen.
      Genau das gleiche ist mir bei der Kalibrierung mittels HFCR und Spyder aufgefallen.
      Mir gefiel sogar die vom Werk eingestellten Einstellungen besser.
      War aber nur minimal.
      Mal sehen was da bei 500 Stunden sich ändert.

      Eine Einstellung mittels Kalibrierung finde ich schon wichtig, da man sieht was der Projektor im Stande ist zu leisten.
      Vor allem bei billigeren Geräten die vom Werk aus nicht korrekt eingestellt sind.
      Bei teureren Geräten sind die Werkseinstellungen schon sehr nahe am Perfekten Bild.
      Wichtiger wird es natürlich mit Zunahme der lampenstunden.

      Wie oft kalibriert ihr euren Projektor?
      Alle 100, 200 oder doch erst 500 Stunden?
    • Da ich alle 100 Stunden die Maximalhelligkeit ermittel, läuft das jedesmal auf eine umfangreiche Kalibrierung hinaus. Dabei habe ich festgestellt, dass die Korrekturen des Weißpunktes relativ gering ausfallen. Das Farbspektrum der aktuellen Lampen verläuft recht homogen. Das Bild wird lediglich dunkler, aber der Kontrastumfang bleibt weitgehend erhalten.
      So reicht es in aller Regel aus, mit den RGB-Gainreglern den Weißpunkt zu korrigieren. Der Graustufenverlauf bei meinem JVC DLA-X30 bedarf keiner weiteren Anpassung.

      Noch vor ein paar Jahren sah das anders aus. Meine damaligen Projektoren hatten nicht nur an Maximalhelligkeit eingebüßt, sie verloren in gleichem Maße auch an Kontrastumfang. Dadurch erschienen die projizierten Bilder irgendwann milchig. Die Durchzeichnung in dunklen Szenen ging verloren, die Farben wirkten blasser und der Schärfeeindruck ließ nach. Eine Kalibrierung bewirkte nur bedingt eine Verbesserung. Zwar war der Weißpunkt danach stimmig, aber der reduzierte Kontrastumfang schlug aufs Bild voll durch.

      Diesbezüglich wurde die UHP-Lampentechnik offensichtlich deutlich weiter entwickelt. Von krassen Kontrasteinbrüchen lese ich heute immer seltener, wenn nicht gerade ein Lampendefekt auftritt.
      Aufgrund dieser Beobachtungen reicht es heutzutage eigentlich aus, alle 500 Stunden eine umfassende Messung durchzuführen - und gegebenenfalls den Weißpunkt zu korrigieren.
      Gruß
      George Lucas

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