Hallo zusammen,
bevor das lang ersehnte Projekt Kellerkino (ein passender Arbeitstitel ist schon gefunden => Hai End Kino beginnen kann, möchte ich die Zeit überbrücken und in diesem Thread gerne meine Lösung für einen Multimediaserver vorstellen. Die Frage taucht in letzter Zeit ja auch häufiger auf. Vielleicht dient es dem einen oder anderen als Hilfestellung. Den unten stehenden Text habe ich bereits vor einiger Zeit begonnen zu schreiben. Daher sind die Preise bzw. Zeitangaben nicht unbedingt zutreffend. Ich habe das System jetzt seit Oktober 2009 im Einsatz und bin bisher sehr zufrieden und entdecke immer noch interessante Sachen. Die Preise dienen lediglich als Indikator bzw. zum Vergleich mit konfigurierten System "von der Stange". Ich freue mich immer über Bilder in Threads, da sie einen besseren Eindruck vermitteln und das Geschriebene aufwerten bzw. unterstreichen. Daher habe ich auch einige eingebaut.
Vorgeschichte:
Ich hatte schon vor langer Zeit den Plan gefasst mir ein NAS (Network Attached Storage) oder - falls ein wenig größer - auch einen eigenen Server anzuschaffen. Mein Ziel hierbei war und ist eine zentrale Ablagemöglichkeit für alle Multimediadaten (Musik, Photos & Video) zu haben, so dass Daten auf den verschiedenen PCs/Laptops nicht mehr redundant gehalten werden und die aktuelle Version von Dateien immer verfügbar sind. Zudem sollen (auch in Bezug auf den Hausbau) alle Multimediaplayer im Wohnzimmer, Arbeitszimmer oder Heimkino darauf zugreifen können.
Es gab aber immer Punkte, welche mich davon abhielten mein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Hatte ich mir die Fertiggeschichten der NAS Systeme angesehen, gab es immer wieder Punkte, die mich störten. Mein erstes Objekt der Begierde war damals das Thecus N3200 Pro, welches nur drei Laufwerke beherbergen kann und ich nichts gefunden habe über zeitgesteuertes Hoch-/ Herunterfahren oder WOL (Wake On LAN) Möglichkeiten. Auf der anderen Seite gefällt mir das Thecus rein optisch sehr gut. Der Preis für das Thecus ist als Einstiegssystem ebenfalls angemessen (ca. 300€ ohne Festplatten).
Die Fertigsysteme von QNAP werden von allen Seiten gelobt, dass sie technisch sehr ausgereift sind, stabil laufen und auch optisch sehr schön anzusehen sind. Weiterhin spricht für das QNAP 439 Pro, dass vier HotSwap Rahmen eingebaut sind, welche das Einsetzen und tauschen von Festplatten erleichtert. Hier kommt es mir nicht so sehr auf die HotSwap Funktionalität an, sondern das Einbauen / Ausbauen der Festplatte erlauben ohne das Gehäuse aufschrauben zu müssen. Festplatten werden zwar nicht jeden Tag getauscht, jedoch finde ich diese leichte Zugangsmöglichkeit durchaus zu schätzen. Zudem bietet dieses System auch die Möglichkeiten der Online Raid Erweiterungen. Dadurch kann man während des Betriebs eine Festplatte (oder mehrere nacheinander) gegen größere tauschen kann und sich der RAID-Verbund automatisch neuaufbaut. Festplattenverschlüsselung und ein ausgeklügeltes Rechtemanagement erhöhen (zumindest) das Gefühl, dass die eigenen Daten relativ sicher sind. Zudem bietet das 439 Pro System Engergiesparfunktionen wie, zeitgesteuertes Hoch-/Runterfahren, Spindown für Festplatten und WOL Funktionalität. Ein nettes LC Display auf der Vordereseite gibt zusätzliche Informationen, welche über den momentanen Status informiert. Ein Bildschirm ist zum ersten Starten nicht erforderlich. LED Leuchten informieren über den Status der Festplatten (grün = okay, rot = Fehler). Der Preis von ca. 650€ ohne Festplatten ist für die gebotene Leistung und den Support (Updates, Forum) durchaus angemessen.
Synology Buffalo Linkstation und D-Link habe ich (für mich!!!) von vornherein ausgeschlossen. Die Gründe hierzu sind subjektiv und nicht rational zu erklären Ich habe die Systeme anfangs angeschaut, Spezifikationen verglichen. Die Spezifikationen und Features haben mich nicht überzeugt. Zudem war das Feedback, welches ich gelesen habe (auf Schulnotenskala bei 4-5). Bemängelt wurde durch die Bank hinweg die ganze Palette (welche auch nicht für alle o.g. Systeme gleichermaßen zutrifft): Stabilität, Stromverbrauch, Datenintegrität und Erweiterungsmöglichkeiten.
Nach einer langen Pause, welches Fertigsystem für mich das richtige sei bin ich auf freenas (freenas.org) gestoßen. Ich fand die Idee eines Unixsystems, welches mit diesem Funktionsumfang kostenlos zur Verfügung gestellt wird, schlicht genial. Es ist sogar möglich das Festplattenarray zu verschlüsseln. Die erste Freude legte sich schnell als ich von Datenverlusten, Zusammenbruch des Raid-Verbundes und anderen Problemen las, welche zu Datenverlust führen (erschwerend dann in Verbindung mit der Festplattenverschlüsselung).
Im deutschen Networked Media Tank Forum bin ich dann auf UNRAID aufmerksam geworden. Mein erster Eindruck war: "Was isn das fürn blöder Name für ein Softwareprogramm?". Allerdings hat mich das Programm fasziniert, da es sich (genauso wie freenas) von einem USB Speicherstick starten lässt. Im August 2009 habe ich nach Vergleichen von UNRAID mit anderen Serverbetriebssystemen gesucht. Google spuckte Vergleiche mit freenas, openfiler, ubuntu, dem WHS usw. aus. Ein Link aus dem amerikanischen AVS Forum hatte eine schöne Übersicht gemacht, welche auch auf meine Punkte zutrifft. Lesenswert ist die erste Seite, da hier schön auf Vor- und Nachteile der drei Systeme openfiler, freenas und unraid eingegangen wird. (Siehe hier: avsforum.com/avs-vb/showthread.php?p=14163601#post14163601)
Was waren für mich die ausschlaggebenen Punkte für einen Selbstbau mit dem unraid Serverbetriebssystem?
Die Gegenüberstellung des AVS Threads beinhaltet schon die wichtisten Punkte. Unraid arbeitet anders als normale Raid Systeme. Auf der größten Festplatte im Verbund werden Paritätsdaten gespeichert. Der Rest der Festplatten entsprechen normalen Datenplatten. Bei drei gleich großen Festplatten sieht das ganze noch wie ein Raid-5 Verbund aus. Die maximale Anzahl an Festplatten beträgt 19 Fesplatten + 1 Festplatte mit Paritätsinformationen + 1 Cache Fesplatte (dazu später mehr). Alle Datenfestplatten zusammen werden als ein großer Datenträger angesprochen. Allerdings werden Dateien immer komplett auf eine Festplatte geschrieben und nicht über mehrere Festplatten verteilt. Fällt eine Fesplatte aus, sind die Daten dieser Festplatte momentan nicht verfügbar - die Daten der anderen sind weiterhin verfügbar. Wird die Festplatte ausgetauscht werden die Daten wieder hergestellt. Fällt die Festplatte mit Paritätsinformationen aus folgt der gleiche Prozess. Festplatte austauschen und die Paritätsinformationen werden neuberechnet. Erst wenn zwei Festplatten ausfallen können die Daten der ausgefallenen Festplatten nicht mehr rekonstruiert werden. Die anderen Daten wären weiterhin verfügbar.
Vereinfacht ausgedrückt ist das Unraid System ein JBOD (Just a Bunch of Disc) erweitert um die Funktionalität der Sicherheit durch Paritätsdaten. Durch die Ablage von Daten auf nur einer Festplatte wird auch nur eine Festplatte beim Abruf von Filmaufnahmen aus dem heimischen TV beansprucht. Die anderen Festplatten werden heruntergefahren. Das spart Strom.
+ Kostenlose Testversion für drei Festplatten (2 Datenfestplatten, 1 Paritätsfestplatte)
+ von USB bootbar
+ hohe Kompatibilität für Hardware (Motherboard, Speicher etc.)
+ Stromsparfunktionen (Festplatten werden heruntergefahren)
+ WOL Funktion einfach nachzuinstallieren
+ automatisiertes Hoch- bzw. Herunterfahren
+ Festplattenverschlüsselung bei Bedarf installierbar
+ Torrentclient und Newsreader Programm installierbar
+ große Community mit englischsprachigem Forum
+ viele Anleitungen, FAQs und ein Wiki verfügbar
+ (laut Berichten im Forum) funktioniert unraid perfekt mit popcornhour, HDI Dune oder xtreamer
Verwendete Hardware:
- Gehäuse: Sharkoon Rebel 9 Value Edition mit eingebautem 24cm Lüfter
Preis: 52,18€
Netzteil: 300W bequiet! Netzteil 80Plus mit hohm 84% Effizienzgrad (Alternate spricht von 87%)
Preis: 29,95€ zzgl. 6,95€ Versandkosten
Motherboard: ASRock K10N78 NF8200 AM2+ ATX
Preis:49,58€
Prozessor: AMD Sempron LE-1150/AM2 2.0GHz 512KB-L2 45W mit Lüfter
Preis: 11€ inkl. Versand bei ebay
Arbeitsspeicher: 2048MB Kingston ValueRAM CL5
Preis: 30,76€
Festplatten: 2x Samsung EcoGreen F2 1500GB (HD154UI) => 2x 81€
1x Western Digital 1000GB (WD10EACS) => hatte ich noch zu Hause (Wert: ca. 56€)
USB Thumbdrive: 2GB SanDisk Cruzer Micro U3 schwarz
Preis: 11,93€
HotSwap Rahmen: Fantec Wechselrahmen MR-35SATA-A, SATA, schwarz
Preis: 3 x 21,54€
Gesamtausgaben: 418,97€ bzw. 474,97€ wenn man die 1000GB Festplatte von WD noch miteinrechnet, welche ich noch zu Hause hatte.
Versandkosten habe ich nur bezahlt, wo angegeben. Die restliche Hardware habe ich bei mindfactory im Midnightshopping (versandkostenfrei) bestellt. Dienstag morgen um 00:07 Uhr bestellt. Überwiesen habe ich um 09:30 Uhr. Am Mittwoch war bereits das Gehäuse bei mir. Leider waren die Fantec Rahmen nicht auf Lager, so dass das zweite Paket erst am Freitag auf die Reise ging. DHL (der blöde Laden) hat dann am Samstag nicht geliefert (wurde eingelagert wegen Wochenende), am Montag auch nicht, sondern erst am Dienstag nachmittag - dafür kann mindfactory ja nichts....
Am Dienstag abend habe ich dann das System zusammengebaut. Ich habe seit 2004 keinen eigenen Rechner mehr zusammengebaut. Es war also schon ein wenig her, aber es klappte noch mit den Steckern......
Anfangs lief noch ein Lüfter auf dem Prozessorkühler (Original AMD Kühler). Nach kurzer Zeit habe ich diesen abgemacht, da dieser zu laut war. Ganz ohne Kühlung als Passivsystem klappte es aber auch nicht. Das habe ich einen Abend probiert, aber immer nach ca. 30 Minuten einen Systemcrash erlitten. Ich habe daraufhin das Lüfterrad, welches im Gehäuse integriert ist angeschlossen und seitdem ist Ruhe. Dieser 24cm große Lüfter ist sehr leise. Die Festplatten machen beim Hochfahren mehr Geräusche das leise gleichmäßige Surren des Lüfters.
Einrichtung und Inbetriebnahme:
Für mich als Windows User, der bisher Linux nur von der Linux Live Distribution Suse Linux kannte, war der Anfang nicht intuitiv, aber in Summe dennoch einfach. unraid auf dem Stick zu installieren und dann vom USB-Stick zu booten ist sehr einfach. Bis der Server anständig und durchgängig lief habe ich ungefähr drei bis vier Stunden mit Basteln, Recherche im offiziellen Forum und Testen verbracht, waren also ungefähr zwei Abende. Für mich hat sich der Einsatz gelohnt. Zu Beginn wurde die Onboardkarte des Mainboards nicht erkannt. Also Steckkarte rein und gut ist. Aber erst einmal musste ich darauf kommen (nicht ohne Hilfe des Forums für mich möglich), woran es lag, denn die Linuxbefehle sind mir fremd. Das Forum ist englischsprachig und es wird einem dort sehr gut weitergeholfen. Auch die 1.000ste Frage eines Anfängers wird nett, kurz und bündig beantwortet. Sogar ein Linuxanfänger hat es also ohne größeres Können geschafft den Server zum Laufen zu bekommen. So sieht das gute Stück momentan aus.
Der Server steht momentan im zukünftigem Heimkinokeller neben einem 17" Monitor (welchen ich hier im Forum erstanden habe) und für den Bedarf eine USB Tastatur.
unraid als Betriebssystem des Servers kann um viele weitere Applikationen erweitert werden. Eine Übersicht dazu gibt es auf der Firmenwebsite => lime-technology.com/wiki/index…itle=UnRAID_Topical_Index
Als einziges Addon habe ich momentan einen Torrent Client (rtorrent) installiert, mit dem ich ein wenig getestet habe. Auch das war (für mich) nicht intuitiv, da ich mit *.tgz Installationspaketen noch nie gearbeitet habe. Bis es rund lief hat es auch hier iweder ca. 2-3 Stunden Arbeit gekostet. Ich habe auch wieder einige Beiträge im Supportforum gemacht und habe es dann gut hinbekommen. Am Schluss noch den Router angepasst und fertig.
Bisher habe ich nur die kostenfreie Basic-Version des Betriebssystem genutzt. Ich werde jetzt auf die Plus Version (Preis: 69$) umsteigen, welche bis zu 6 Festplatten (5 Datenplatte, 1 Parity) unterstützt. Ein weiteres Feature ist (falls bei mir Bedarf besteht) unter zu Hilfenahme eines zusätzlichen Cache Drives die Durchsatzgeschwindigkeit zu erhöhen. Damit werden Daten zuerst auf das Cache Drive geschrieben und nachher auf die Datenplatten und Parity geschrieben. Das erhöht den Datendurchsatz.
Mit der Plus Version kann man auch Benutzerfreigaben auf Ordner vergeben. Es gibt dann auch noch eine Pro Version, welche bis zu 20 Festplatten (19 Daten, 1 Parity) unterstützt und zudem in ein Active Directory eingebunden werden kann. Ich werde nun noch eine 1,5 TB Platte einbauen (WD15EARS). Unraid arbeitet auch prima mit unterschiedlichen Festplatten, unterschiedlicher Größe zusammen. Zu beachten ist nur, dass das größte Laufwerk immer die Paritätsdaten bereithält.
Eine kurze Zusammenfassung gibt es auch hier auf der Firmenseite => HIER
Geschwindigkeit:
Momentan schreibe ich mit 10MB/s - 11 MB/s über LAN und lese mit ca. 25 MB/s. Über Wireless funktioniert es ebenfalls, man muss aber dann mit geringerer Performance leben. Schreiben liegt dann bei 3MB/s - 4 MB/s. Lesen funktioniert wunderbar mit ca. 12 MB/s.
Der Flaschenhals (bei kabelgebundener Verbindung) dürfte aber der Linksys Router sein, der nicht den besten Switch eingebaut hat. Sobald ich meinen Gigabit Switch habe, werde ich damit testen.
Fazit: Man schaufelt ja nicht jeden Tag Terabytes an Daten durchs Netz. Ich habe im verkabelten Betrieb mal 1080p Material an meinen Xtreamer geschickt. Das funktioniert flüssig. Über Wireless hat dieselbe Datei allerdings geruckelt. Aber für Musiksysteme á la SONOS reicht es auf jeden Fall Dicke.
Stromverbrauch:
Ich habe die Werte einmal mit meinem Strommessgerät (Conrad Voltcraft Energy Monitor 3000) gemessen. Leider habe ich den Zettel mit den Notizen nicht mehr. Ich werde noch einmal messen und die Werte nachreichen.
ToDo (ohne wärs ja auch schon wieder langweilig ;-)
- Shutdown Funktion mit fester Uhrzeit einstellen
- statische IP festlegen => läuft momentan noch über den DHCP des Routers
- Zeitgesteuertes Backup auf externe Festplatte machen mittels rsync
- Erweiterung um eine weitere Datenfestplatte
- WOL Funktion aktivieren und Batchprogramme auf allen Rechnern hinterlegen (=> wie funktioniert das mit dem xtreamer?)
Demnächst werden auch noch weitere Festplattenwechselrahmen eingebaut um auch die vierte und die weiteren Festplatten aufnehmen zu können.
Bei Fragen einfach melden.
Viele Grüße & einen schönen Montag
Schark
bevor das lang ersehnte Projekt Kellerkino (ein passender Arbeitstitel ist schon gefunden => Hai End Kino beginnen kann, möchte ich die Zeit überbrücken und in diesem Thread gerne meine Lösung für einen Multimediaserver vorstellen. Die Frage taucht in letzter Zeit ja auch häufiger auf. Vielleicht dient es dem einen oder anderen als Hilfestellung. Den unten stehenden Text habe ich bereits vor einiger Zeit begonnen zu schreiben. Daher sind die Preise bzw. Zeitangaben nicht unbedingt zutreffend. Ich habe das System jetzt seit Oktober 2009 im Einsatz und bin bisher sehr zufrieden und entdecke immer noch interessante Sachen. Die Preise dienen lediglich als Indikator bzw. zum Vergleich mit konfigurierten System "von der Stange". Ich freue mich immer über Bilder in Threads, da sie einen besseren Eindruck vermitteln und das Geschriebene aufwerten bzw. unterstreichen. Daher habe ich auch einige eingebaut.
Vorgeschichte:
Ich hatte schon vor langer Zeit den Plan gefasst mir ein NAS (Network Attached Storage) oder - falls ein wenig größer - auch einen eigenen Server anzuschaffen. Mein Ziel hierbei war und ist eine zentrale Ablagemöglichkeit für alle Multimediadaten (Musik, Photos & Video) zu haben, so dass Daten auf den verschiedenen PCs/Laptops nicht mehr redundant gehalten werden und die aktuelle Version von Dateien immer verfügbar sind. Zudem sollen (auch in Bezug auf den Hausbau) alle Multimediaplayer im Wohnzimmer, Arbeitszimmer oder Heimkino darauf zugreifen können.
Es gab aber immer Punkte, welche mich davon abhielten mein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Hatte ich mir die Fertiggeschichten der NAS Systeme angesehen, gab es immer wieder Punkte, die mich störten. Mein erstes Objekt der Begierde war damals das Thecus N3200 Pro, welches nur drei Laufwerke beherbergen kann und ich nichts gefunden habe über zeitgesteuertes Hoch-/ Herunterfahren oder WOL (Wake On LAN) Möglichkeiten. Auf der anderen Seite gefällt mir das Thecus rein optisch sehr gut. Der Preis für das Thecus ist als Einstiegssystem ebenfalls angemessen (ca. 300€ ohne Festplatten).
Die Fertigsysteme von QNAP werden von allen Seiten gelobt, dass sie technisch sehr ausgereift sind, stabil laufen und auch optisch sehr schön anzusehen sind. Weiterhin spricht für das QNAP 439 Pro, dass vier HotSwap Rahmen eingebaut sind, welche das Einsetzen und tauschen von Festplatten erleichtert. Hier kommt es mir nicht so sehr auf die HotSwap Funktionalität an, sondern das Einbauen / Ausbauen der Festplatte erlauben ohne das Gehäuse aufschrauben zu müssen. Festplatten werden zwar nicht jeden Tag getauscht, jedoch finde ich diese leichte Zugangsmöglichkeit durchaus zu schätzen. Zudem bietet dieses System auch die Möglichkeiten der Online Raid Erweiterungen. Dadurch kann man während des Betriebs eine Festplatte (oder mehrere nacheinander) gegen größere tauschen kann und sich der RAID-Verbund automatisch neuaufbaut. Festplattenverschlüsselung und ein ausgeklügeltes Rechtemanagement erhöhen (zumindest) das Gefühl, dass die eigenen Daten relativ sicher sind. Zudem bietet das 439 Pro System Engergiesparfunktionen wie, zeitgesteuertes Hoch-/Runterfahren, Spindown für Festplatten und WOL Funktionalität. Ein nettes LC Display auf der Vordereseite gibt zusätzliche Informationen, welche über den momentanen Status informiert. Ein Bildschirm ist zum ersten Starten nicht erforderlich. LED Leuchten informieren über den Status der Festplatten (grün = okay, rot = Fehler). Der Preis von ca. 650€ ohne Festplatten ist für die gebotene Leistung und den Support (Updates, Forum) durchaus angemessen.
Synology Buffalo Linkstation und D-Link habe ich (für mich!!!) von vornherein ausgeschlossen. Die Gründe hierzu sind subjektiv und nicht rational zu erklären Ich habe die Systeme anfangs angeschaut, Spezifikationen verglichen. Die Spezifikationen und Features haben mich nicht überzeugt. Zudem war das Feedback, welches ich gelesen habe (auf Schulnotenskala bei 4-5). Bemängelt wurde durch die Bank hinweg die ganze Palette (welche auch nicht für alle o.g. Systeme gleichermaßen zutrifft): Stabilität, Stromverbrauch, Datenintegrität und Erweiterungsmöglichkeiten.
Nach einer langen Pause, welches Fertigsystem für mich das richtige sei bin ich auf freenas (freenas.org) gestoßen. Ich fand die Idee eines Unixsystems, welches mit diesem Funktionsumfang kostenlos zur Verfügung gestellt wird, schlicht genial. Es ist sogar möglich das Festplattenarray zu verschlüsseln. Die erste Freude legte sich schnell als ich von Datenverlusten, Zusammenbruch des Raid-Verbundes und anderen Problemen las, welche zu Datenverlust führen (erschwerend dann in Verbindung mit der Festplattenverschlüsselung).
Im deutschen Networked Media Tank Forum bin ich dann auf UNRAID aufmerksam geworden. Mein erster Eindruck war: "Was isn das fürn blöder Name für ein Softwareprogramm?". Allerdings hat mich das Programm fasziniert, da es sich (genauso wie freenas) von einem USB Speicherstick starten lässt. Im August 2009 habe ich nach Vergleichen von UNRAID mit anderen Serverbetriebssystemen gesucht. Google spuckte Vergleiche mit freenas, openfiler, ubuntu, dem WHS usw. aus. Ein Link aus dem amerikanischen AVS Forum hatte eine schöne Übersicht gemacht, welche auch auf meine Punkte zutrifft. Lesenswert ist die erste Seite, da hier schön auf Vor- und Nachteile der drei Systeme openfiler, freenas und unraid eingegangen wird. (Siehe hier: avsforum.com/avs-vb/showthread.php?p=14163601#post14163601)
Was waren für mich die ausschlaggebenen Punkte für einen Selbstbau mit dem unraid Serverbetriebssystem?
Die Gegenüberstellung des AVS Threads beinhaltet schon die wichtisten Punkte. Unraid arbeitet anders als normale Raid Systeme. Auf der größten Festplatte im Verbund werden Paritätsdaten gespeichert. Der Rest der Festplatten entsprechen normalen Datenplatten. Bei drei gleich großen Festplatten sieht das ganze noch wie ein Raid-5 Verbund aus. Die maximale Anzahl an Festplatten beträgt 19 Fesplatten + 1 Festplatte mit Paritätsinformationen + 1 Cache Fesplatte (dazu später mehr). Alle Datenfestplatten zusammen werden als ein großer Datenträger angesprochen. Allerdings werden Dateien immer komplett auf eine Festplatte geschrieben und nicht über mehrere Festplatten verteilt. Fällt eine Fesplatte aus, sind die Daten dieser Festplatte momentan nicht verfügbar - die Daten der anderen sind weiterhin verfügbar. Wird die Festplatte ausgetauscht werden die Daten wieder hergestellt. Fällt die Festplatte mit Paritätsinformationen aus folgt der gleiche Prozess. Festplatte austauschen und die Paritätsinformationen werden neuberechnet. Erst wenn zwei Festplatten ausfallen können die Daten der ausgefallenen Festplatten nicht mehr rekonstruiert werden. Die anderen Daten wären weiterhin verfügbar.
Vereinfacht ausgedrückt ist das Unraid System ein JBOD (Just a Bunch of Disc) erweitert um die Funktionalität der Sicherheit durch Paritätsdaten. Durch die Ablage von Daten auf nur einer Festplatte wird auch nur eine Festplatte beim Abruf von Filmaufnahmen aus dem heimischen TV beansprucht. Die anderen Festplatten werden heruntergefahren. Das spart Strom.
+ Kostenlose Testversion für drei Festplatten (2 Datenfestplatten, 1 Paritätsfestplatte)
+ von USB bootbar
+ hohe Kompatibilität für Hardware (Motherboard, Speicher etc.)
+ Stromsparfunktionen (Festplatten werden heruntergefahren)
+ WOL Funktion einfach nachzuinstallieren
+ automatisiertes Hoch- bzw. Herunterfahren
+ Festplattenverschlüsselung bei Bedarf installierbar
+ Torrentclient und Newsreader Programm installierbar
+ große Community mit englischsprachigem Forum
+ viele Anleitungen, FAQs und ein Wiki verfügbar
+ (laut Berichten im Forum) funktioniert unraid perfekt mit popcornhour, HDI Dune oder xtreamer
Verwendete Hardware:
- Gehäuse: Sharkoon Rebel 9 Value Edition mit eingebautem 24cm Lüfter
Preis: 52,18€
Netzteil: 300W bequiet! Netzteil 80Plus mit hohm 84% Effizienzgrad (Alternate spricht von 87%)
Preis: 29,95€ zzgl. 6,95€ Versandkosten
Motherboard: ASRock K10N78 NF8200 AM2+ ATX
Preis:49,58€
Prozessor: AMD Sempron LE-1150/AM2 2.0GHz 512KB-L2 45W mit Lüfter
Preis: 11€ inkl. Versand bei ebay
Arbeitsspeicher: 2048MB Kingston ValueRAM CL5
Preis: 30,76€
Festplatten: 2x Samsung EcoGreen F2 1500GB (HD154UI) => 2x 81€
1x Western Digital 1000GB (WD10EACS) => hatte ich noch zu Hause (Wert: ca. 56€)
USB Thumbdrive: 2GB SanDisk Cruzer Micro U3 schwarz
Preis: 11,93€
HotSwap Rahmen: Fantec Wechselrahmen MR-35SATA-A, SATA, schwarz
Preis: 3 x 21,54€
Gesamtausgaben: 418,97€ bzw. 474,97€ wenn man die 1000GB Festplatte von WD noch miteinrechnet, welche ich noch zu Hause hatte.
Versandkosten habe ich nur bezahlt, wo angegeben. Die restliche Hardware habe ich bei mindfactory im Midnightshopping (versandkostenfrei) bestellt. Dienstag morgen um 00:07 Uhr bestellt. Überwiesen habe ich um 09:30 Uhr. Am Mittwoch war bereits das Gehäuse bei mir. Leider waren die Fantec Rahmen nicht auf Lager, so dass das zweite Paket erst am Freitag auf die Reise ging. DHL (der blöde Laden) hat dann am Samstag nicht geliefert (wurde eingelagert wegen Wochenende), am Montag auch nicht, sondern erst am Dienstag nachmittag - dafür kann mindfactory ja nichts....
Am Dienstag abend habe ich dann das System zusammengebaut. Ich habe seit 2004 keinen eigenen Rechner mehr zusammengebaut. Es war also schon ein wenig her, aber es klappte noch mit den Steckern......
Anfangs lief noch ein Lüfter auf dem Prozessorkühler (Original AMD Kühler). Nach kurzer Zeit habe ich diesen abgemacht, da dieser zu laut war. Ganz ohne Kühlung als Passivsystem klappte es aber auch nicht. Das habe ich einen Abend probiert, aber immer nach ca. 30 Minuten einen Systemcrash erlitten. Ich habe daraufhin das Lüfterrad, welches im Gehäuse integriert ist angeschlossen und seitdem ist Ruhe. Dieser 24cm große Lüfter ist sehr leise. Die Festplatten machen beim Hochfahren mehr Geräusche das leise gleichmäßige Surren des Lüfters.
Einrichtung und Inbetriebnahme:
Für mich als Windows User, der bisher Linux nur von der Linux Live Distribution Suse Linux kannte, war der Anfang nicht intuitiv, aber in Summe dennoch einfach. unraid auf dem Stick zu installieren und dann vom USB-Stick zu booten ist sehr einfach. Bis der Server anständig und durchgängig lief habe ich ungefähr drei bis vier Stunden mit Basteln, Recherche im offiziellen Forum und Testen verbracht, waren also ungefähr zwei Abende. Für mich hat sich der Einsatz gelohnt. Zu Beginn wurde die Onboardkarte des Mainboards nicht erkannt. Also Steckkarte rein und gut ist. Aber erst einmal musste ich darauf kommen (nicht ohne Hilfe des Forums für mich möglich), woran es lag, denn die Linuxbefehle sind mir fremd. Das Forum ist englischsprachig und es wird einem dort sehr gut weitergeholfen. Auch die 1.000ste Frage eines Anfängers wird nett, kurz und bündig beantwortet. Sogar ein Linuxanfänger hat es also ohne größeres Können geschafft den Server zum Laufen zu bekommen. So sieht das gute Stück momentan aus.
Der Server steht momentan im zukünftigem Heimkinokeller neben einem 17" Monitor (welchen ich hier im Forum erstanden habe) und für den Bedarf eine USB Tastatur.
unraid als Betriebssystem des Servers kann um viele weitere Applikationen erweitert werden. Eine Übersicht dazu gibt es auf der Firmenwebsite => lime-technology.com/wiki/index…itle=UnRAID_Topical_Index
Als einziges Addon habe ich momentan einen Torrent Client (rtorrent) installiert, mit dem ich ein wenig getestet habe. Auch das war (für mich) nicht intuitiv, da ich mit *.tgz Installationspaketen noch nie gearbeitet habe. Bis es rund lief hat es auch hier iweder ca. 2-3 Stunden Arbeit gekostet. Ich habe auch wieder einige Beiträge im Supportforum gemacht und habe es dann gut hinbekommen. Am Schluss noch den Router angepasst und fertig.
Bisher habe ich nur die kostenfreie Basic-Version des Betriebssystem genutzt. Ich werde jetzt auf die Plus Version (Preis: 69$) umsteigen, welche bis zu 6 Festplatten (5 Datenplatte, 1 Parity) unterstützt. Ein weiteres Feature ist (falls bei mir Bedarf besteht) unter zu Hilfenahme eines zusätzlichen Cache Drives die Durchsatzgeschwindigkeit zu erhöhen. Damit werden Daten zuerst auf das Cache Drive geschrieben und nachher auf die Datenplatten und Parity geschrieben. Das erhöht den Datendurchsatz.
Mit der Plus Version kann man auch Benutzerfreigaben auf Ordner vergeben. Es gibt dann auch noch eine Pro Version, welche bis zu 20 Festplatten (19 Daten, 1 Parity) unterstützt und zudem in ein Active Directory eingebunden werden kann. Ich werde nun noch eine 1,5 TB Platte einbauen (WD15EARS). Unraid arbeitet auch prima mit unterschiedlichen Festplatten, unterschiedlicher Größe zusammen. Zu beachten ist nur, dass das größte Laufwerk immer die Paritätsdaten bereithält.
Eine kurze Zusammenfassung gibt es auch hier auf der Firmenseite => HIER
Geschwindigkeit:
Momentan schreibe ich mit 10MB/s - 11 MB/s über LAN und lese mit ca. 25 MB/s. Über Wireless funktioniert es ebenfalls, man muss aber dann mit geringerer Performance leben. Schreiben liegt dann bei 3MB/s - 4 MB/s. Lesen funktioniert wunderbar mit ca. 12 MB/s.
Der Flaschenhals (bei kabelgebundener Verbindung) dürfte aber der Linksys Router sein, der nicht den besten Switch eingebaut hat. Sobald ich meinen Gigabit Switch habe, werde ich damit testen.
Fazit: Man schaufelt ja nicht jeden Tag Terabytes an Daten durchs Netz. Ich habe im verkabelten Betrieb mal 1080p Material an meinen Xtreamer geschickt. Das funktioniert flüssig. Über Wireless hat dieselbe Datei allerdings geruckelt. Aber für Musiksysteme á la SONOS reicht es auf jeden Fall Dicke.
Stromverbrauch:
Ich habe die Werte einmal mit meinem Strommessgerät (Conrad Voltcraft Energy Monitor 3000) gemessen. Leider habe ich den Zettel mit den Notizen nicht mehr. Ich werde noch einmal messen und die Werte nachreichen.
ToDo (ohne wärs ja auch schon wieder langweilig ;-)
- Shutdown Funktion mit fester Uhrzeit einstellen
- statische IP festlegen => läuft momentan noch über den DHCP des Routers
- Zeitgesteuertes Backup auf externe Festplatte machen mittels rsync
- Erweiterung um eine weitere Datenfestplatte
- WOL Funktion aktivieren und Batchprogramme auf allen Rechnern hinterlegen (=> wie funktioniert das mit dem xtreamer?)
Demnächst werden auch noch weitere Festplattenwechselrahmen eingebaut um auch die vierte und die weiteren Festplatten aufnehmen zu können.
Bei Fragen einfach melden.
Viele Grüße & einen schönen Montag
Schark
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