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Jetzt bin ich schon so lange bei Beisammen registriert und habe immer noch nicht offiziell mein Heimkino vorgestellt. Das hole ich jetzt hiermit nach!
Einige kennen sicher noch meinen Raum aus der WG damals. Fotos davon hatte vor Jahren hier mal hochgeladen. Das war aber ein einziger Kompromiss, da ich darin wohnen musste. Ein schwarzer Raum zum Wohnen ist doch etwas befremdlich und macht auf Dauer wunderlich!
Nun wohne ich schon seit ein Paar Jahren in einer schönen Zweizimmerwohnung mit eigenen Kinoraum. Es handelt sich um einen Altbau mit 3m Deckenhöhe. Das Kino ist 5,6m lang und 3,8m breit und befindet sich damit im größten Raum in der Wohnung. Man merkt also, wo bei mir die Prioritäten liegen. Zudem ist die Tür vorne links und an der Rückseite ist ein großes Fenster. Also ideale Bedingungen für ein Heimkino. Na gut, pegelmäßig eher nicht, da die Decken sehr hellhörig sind. Aber Abstriche gibt es leider fast immer.
Auch wenn es optisch nicht mit all den schönen Heimkinos anderer Mitglieder mithalten kann , so besitzt es doch einige Besonderheiten.
1. Vergangenheit: wie alles begann...
Ende der 90er begann ich mich mit dem Heimkinovirus zu infizieren. Wobei, eigentlich muss ich noch weiter zurück in die frühen 90er. Damals begann ich als Teenager, selbst Lautsprecher zu bauen. Das alles war nur nach Gefühl und völlig ohne Sinn und Verstand. Aber irgendwie funktionierten sie. Ich war also schon immer an Audio interessiert, deswegen komplettierten den Röhrenfernseher dann irgendwann vier dicke Standlautsprecher, ein Center, ein Subwoofer und ein DVD-Player. Das müsste die Abiturzeit gewesen sein. Damals wohnte ich noch bei meinen Eltern direkt unterm Dach, also mit Schräge auf der einen Seite.
Eines Tages geschah es, dass mein Vater einen LCD-Projektor von der Arbeit ausgeliehen hatte, den ich nach einigem Betteln in meinem Zimmer aufbaute und ein Bild auf die nackte Wand werfen ließ. Ich kann mich noch genau daran erinnern, der erste Film, den ich so gesehen habe war eine unscharfe VideoCD von "Star Wars Episode I". Das Bild war absolut grauenvoll, aber ab dem Tag war es mein innigster Wunsch, einen Projektor zu besitzen!
Damals kosteten Projektoren neu aber noch um die 10.000 DM, also völlig außerhalb meines Schüler-Budgets. Also schaute ich mich bei ebay um und ersteigerte erst einen gurkigen LCD mit 320x240 und dann einen Epson-LCD mit VGA-Auflösung. Das war noch ein richtiger Brecher. Der Schwarzwert war fast so hell wie der Weißwert, welcher jedoch so dunkel war, dass man noch gerade etwas erkennen konnte! Das alles projiziert auf ein weißes Laken!
alt1.jpg
Dann entstand Beisammen und ich bin dann relativ schnell ins Röhrenlager gewechselt, da meine Ansprüche ständig stiegen. Der erste Röhrenprojektor war ein Sony 1270, der fortan in meinem Zimmer auf dem Boden stand und von einer als Tisch benutzbarer Hushbox umschlossen wurde. Die erste 2m breite Rolloleinwand kam und die Wand wurde mit schwarzem Karton abgeklebt. Langsam konnte man das schon "Heimkino" nennen.
alt2.jpg alt3.jpg
Naja, das Aufrüsten ging kontinuierlich weiter, ich zog in eine WG, schwärzte das Zimmer komplett und kaufte mir einen Sony 1292, den lautesten Projektor der Welt! Einige erinnern sich sicher an das wahnwitzige Gestell, dass damals mein Zimmer zierte. Damals hatte ich schon vier Selbstbausubwoofer mit insgesamt 10 25cm-Chassis. Da krachte es ordentlich in der Hütte! Klotzen statt kleckern war meine Devise! Ohne Nachbarn war das auch kein Problem. Meine beiden Mitbewohner standen jeden Abend um Punkt 20:00 bei mir vor der Tür und warteten auf den Filmbeginn.
1292.JPG
Die Zeit verging, die Geräte kamen und gingen, ich zog in meine jetzige Wohnung und die Bildbreite erhöhte sich auf 3m. Ich wollte endlich Nägel mit Köpfen machen und kaufte mir einen Sony G90 mit neuen Röhren, von dem bis dato immer mit Erfurcht gesprochen wurde. Gesehen hatten ihn aber nur wenige.
Und da beginnt endlich die goldene Zeit meines Heimkinos...
2. Gegenwart
2.1 Anforderungen
Einige Dinge haben mich schon immer genervt in meinem und auch in anderen Heimkinos. Man sah immer Geräte um die einwand herum, sei es Lautsprecher, Receiver oder ein Podest. Das alles lenkte mich zusehens vom Bild ab. Ziel war der berühmte "Fensterblick"! Hinzu kommt noch, dass ein Center in Bodennähe immer eine Grundtonüberhöhung aufweist und alles andere als optimal platziert ist.
Außerdem hatte ich bei Björn Roy, Oliver Klohs, kitesailer und n@t gekrümmte Leinwände bewundern dürfen. Das hat etwas von einem großen Kino und macht das Kinogefühl erst wirklich komplett. Das wollte ich auch!
So ergaben sich also folgende Prioritäten:
Leider beißt sich ein hervorragendes Bild mit der Anforderung nach unsichtbarer Technik, da man ohne eine akustisch transparente Leinwand nicht auskommt. Heimkino ist leider ein einziger Kompromiss zwischen Bild und Ton, die Frage ist nur, was einem am wichtigsten ist! Und zumindest bei der Entscheidung bin ich mir inzwischen sicher.
2.2 Umsetzung
2.2.1 Komponenten
Projektor: Sony VPH-G90
Leinwand: 3m breit, gekrümmt, akustisch transparent, 16:9, automatische Maskierung
Zuspieler: HTPC, Lumagen VisionHDP (nur für TV)
Vorstufe: Onkyo PR-SC5507
Lautsprecher: 3 x aktive 3-Weger mit Doppelwaveguide, 4 x Behringer Truth B2031A
Subwoofer: 2 x 4 Double Bass Array mit 25 cm Tieftönern
Raumakustische Maßnahmen: Breitbandabsorber, Diffusoren
Software: MovieManager, VideoEqualizer
Fernsteuerung: Gyration GYR3101US, Logitech diNovo Mini, EventGhost
Mess-Equipment (Bild): Chroma 5 mit CalMAN
Mess-Equipment (Ton): Behringer ECM 8000 (kalibriert), ARTA, RoomEQWizard
2.2.2 Bild
Die 3m breite, gekrümmte, akustisch transparente Leinwand ist mit dem Phifer Sheerweave bespannt, besser bekannt als "Cheaptrick". Ich habe bewusst das 16:9-Format gewählt, da ca. 50% meiner Filme dieses Seitenverhältnis besitzen. Und 5m² Bildfläche sind nicht zu verachten! Maskiert wird also vertikal bis hin zu 2,7:1. Rundherum ist alles schwarz mit Molton oder Samt bespannt. Daher gibt es auf den Fotos auch nichts Spektakuläres zu sehen. Die seitlichen Teile, die auf einigen Fotos durchblitzen sind von der Sitzposition nicht zu sehen. Dort ist auch während des Films kein Licht.
Die Steuerung habe ich selbst entwickelt. Sie basiert auf dem quelloffenen Ethersex-Projekt. Sie wird direkt vom HTPC aus angesprochen und fährt somit automatisch je nach Film zur richtigen Position.
leinwand 01.jpg leinwand 02.jpg leinwand 03.jpg leinwand 04.jpg
P4100001_Bildgröße ändern.jpg P4100005_Bildgröße ändern.jpg P4100006_Bildgröße ändern.jpg
Als Projektor kommt, wie schon erwähnt, ein Sony VPH-G90 zum Einsatz. Der 110 kg schwere Brocken hängt an einem Holzgestell, das direkt in den Mittelbalken der Decke (->Altbau) geschraubt ist. Somit ist die Leinwand nicht zu hoch und in der zweiten Sitzreihe stößt man sich nur den Kopf, wenn man aufsteht. Auf der Bildbreite macht der G90 immer noch 9 fL, der Kontrast ist also ziemlich aufgerissen an der Kiste. Ich weiß nicht, wie lange die Röhren halten, aber das ist mir auch egal. Lieber wenige Jahre ein gutes Bild als jahrzehntelang ein schlechtes!
Der Vorgänger hatte ihn Bordeaux lackieren lassen. Das passt aber sehr gut in mein Heimkino, da die hintere Hälfte dieselbe Farbe besitzt.
g90.JPG
Der G90 wird sicherlich noch einige Jahre hängen. Mit dem Bild bin ich bis auf das Streaking recht zufrieden, auch wenn ich es gerne einen tick heller hätte. Aber das ist bei der Bildbreite und 0,8 Gain einfach nicht möglich. Zudem können die digitalen Konsumerprojektoren nicht auf gekrümmte Leinwände projizieren.
Zugespielt wird direkt vom HTPC über 5 BNC. Ich hatte auch mal den Lumagen HDP dazwischen, aber das etwas weichere Bild und die Latenz der Maus gefielen mir überhaupt nicht.
Da der G90 von Haus aus eine grauenhafte Gammakurve mit sich bringt und es auf dem PC keinen gescheiten Video Equalizer gibt, habe ich ihn einfach selbst geschrieben! Damit lässt sich das Gerät wunderbar auf D65 und Gamma 2,2 kalibrieren. Da die Primärfarben recht gut liegen, ist eine Korrektur selbiger nicht notwendig.
VideoEqualizer.png
2.2.3 Ton
Was den Ton angeht so ist die Zierde meines Heimkinos eindeutig das Double Bass Array, dessen vorderer Teil neben den Frontlautsprechern unsichtbar hinter der Leinwand angebracht ist. Es besteht aus insgesamt 8 25cm-Tieftönern in 17 cm flachen Bassreflexgehäusen, die strickt nach dem DBA-prinzip angeordnet sind. Das hintere Gitter befindet sich hinter den Vorhängen, die in ca. 10 cm Abstand zu den Wänden angebracht sind. Die spielen bei den Wellenlängen keine Rolle und das DBA ist somit komplett unsichtbar integriert.
Der Amplitudengang ist im gesamten Heimkino zwischen 20 und 80 Hz nahezu konstant linear. Das ist einer der großen Vorteile eines DBA. Messsungen gibt es hier.
DBA 01.jpg
Auf dem Bild oben sind noch meine alten Lautsprecher abgebildet. Inzwischen kommen als Aktivmonitore meine Selbstbauten zum Einsatz. Es handelt sich dabei um digitale, aktive 3-Weger nach dem Vorbild der großen Midfieldmonitore von Klein + Hummel oder Genelec.
Lautsprecher alle drei.JPG
Das Signal wird den Aktivmonitoren vom Onkyo PR-SC5507 geliefert. Dieser nimmt per HDMI alle Tonformate entgegen und verteilt sie per PLIIx auf die 7 Kanäle. Da er netzwerkfähig ist, kann er problemlos über EventGhost gesteuert werden.
2.2.4 Beleuchtung
An der Decke hängen 5 LED-Spots, die direkt auf das Sitzfeld strahlen. Dazu kommen noch 2, die an den einzigen noch weißen Teil der Decke meines Heimkinos strahlen und somit immerhin für ein bisschen diffuses Licht sorgen. Die LEDs sind stufenlos dimmbar und dank meines Controllers werden sie gammakorrigiert mit 16 Bit Pulsweitenmodulation angesteuert. Das sorgt für einen absolut weichen, flimmerfreien Helligkeitsverlauf.
Für die Zukunft plane ich noch Seitenleuchten und eventuell Elektrolumineszensschläuche für das Podest oder ähnliches. Beleuchtung ist schließlich sehr wichtig für die Stimmung. Da kann man sicherlich noch einiges tun.
2.2.5 Steuerung
Automatisierung war lange Zeit kein Thema für mich. Solange Bild und Ton noch deutlich verbesserbar sind, hatten diese Priorität. Inzwischen bin ich relativ zufrieden mit beidem, auch wenn ich die Schwächen und Baustellen kenne. Aber zumindest mache ich mir kaum noch Gedanken darum. Deswegen habe ich damit begonnen, sehr viel Zeit in die Automatisierung zu stecken. Dazu gehören folgende Komponenten:
Heimkinosteuerung.png
Inzwischen sind obige Komponenten über TCP/IP, also Netzwerk steuerbar. Der Controller für Licht und der AV-Receiver bekommen einfach von EventGhost Befehle zugesandt. Die Stromzufuhr der Aktivmonitore und des DBAs wird ebenso über ein NETIO-230A gesteuert. Der Projektor ist über einen RS232-LAN-Adapter angebunden.
Der Leinwandcontroller bekommt seine Signale direkt von meinem MovieManager, da nur dieser weiß, welches Format der Film hat.
Der MovieManager ist eine komplette Eigenentwicklung und dürfte damit recht interessant sein.
Er durchsucht die Festplatten nach "Urlaubsfilmen" (DVDs, Blu-rays usw.) und katalogisiert diese in einer lokalen Datenbank. Es können zusätzlich Metadaten wie Seitenverhältnis, Bildrate usw. abgelegt werden. Darüberhinaus lädt er von bekannten Internetdatenbanken (OFDb, TMDb) Bilder und Informationen herunter und legt sie am Film ab. Durch die Möglichkeit der manuelle Eingabe der IMDb-ID ist eine Trefferquote von über 99% garantiert. Mir ist noch kein anderes Frontend mit einer so hohen Trefferquote begegnet!
Der MovieManager unterstützt Covervorschau, Kategorien, Listenexport und eine intelligente Kopierwarteschlange, die pro Laufwerk nur einen Kopiervorgang parallel startet, um die maximale Performance zu gewährleisten. Das Wichtigste an dem Programm ist mir aber inzwischen die automatische Maskierung.
MovieManager 03.png
Die Fernbedienung stammt von Gyration. Das Besondere an ihr ist, dass sie gleichzeitig eine Freihandmaus integriert hat. Durch einen Kreiselkompass kann man in der Luft den Mauszeiger des HTPC bedienen. Viele werden jetzt sagen, dass sie eine Maus im Heimkino gar nicht haben wollen. Ich sehe das anders. Gerade wenn man mal eben im Browser irgendwas nachschaut, vermisst man als erstes eine Maus!
Außerdem bin ich kein Freund von touchbasierten Fernbedienungen. Dafür benötigt man immer zwei Hände und kann nicht im Dunkeln mal eben die Buttons ertasten. Mit der Gyration bin ich wirklich sehr zufrieden. Das Teil war die beste Anschaffung seit langem! Dazu gesellt sich eine Logitech diNovo Mini, falls doch mal getippt werden muss.
Tastatur & Fernbedienung.jpg
Nach dem Start eines Films fährt die Maskierung automatisch in die richtige Position. Gleichzeitig dimmt das Licht langsam runter. Sobald der Player geschlossen wird, dimmt das Licht wieder hoch und die Maskierung öffnet sich ggfs. wieder auf 16:9. Somit ist (direkt) vor dem Film keinerlei Einstellung mehr notwendig!
2.2.6 Sitzreihen
Das Wichtigste zuletzt: welche Komponente bestimmt maßgeblich den Wohlfühlfaktor? Natürlich die Sitzgelegenheit!
Da ich kein Freund von Kinosesseln bin und mich lieber mit meiner Freundin auf einem großen Sofa lümmel, musste genau so eins her! Am besten ein 3-Sitzer mit schön tiefer Sitzfläche und massig Kissen. Nach langem Suchen habe ich endlich eins gefunden, dass meinen Anforderungen antsprach. Das interessante daran ist, dass es leicht gekrümmt ist, also einen Bogen um die Leinwand herum darstellt. Das macht es für Kino natürlich besonders geeignet, da man auch außen in Richtung Leinwandmitte schaut, ohne den Kopf zu verrenken. Das Design ist sicherlich Geschmackssache, ich mag es eben lieber gemütlich als steril.
Die zweite Sitzreihe besteht momentan noch aus einem 2-Sitzer und einem Sessel. Das ist also noch ein wenig zusammengewürfelt, wird sich aber in Zukunft noch ändern.
Sofa.JPG Sofa + Leinwand.jpg
3. Zukunft
Bau eines Kellerkinos mit 4m Bildbreite.
Jetzt bin ich schon so lange bei Beisammen registriert und habe immer noch nicht offiziell mein Heimkino vorgestellt. Das hole ich jetzt hiermit nach!
Einige kennen sicher noch meinen Raum aus der WG damals. Fotos davon hatte vor Jahren hier mal hochgeladen. Das war aber ein einziger Kompromiss, da ich darin wohnen musste. Ein schwarzer Raum zum Wohnen ist doch etwas befremdlich und macht auf Dauer wunderlich!
Nun wohne ich schon seit ein Paar Jahren in einer schönen Zweizimmerwohnung mit eigenen Kinoraum. Es handelt sich um einen Altbau mit 3m Deckenhöhe. Das Kino ist 5,6m lang und 3,8m breit und befindet sich damit im größten Raum in der Wohnung. Man merkt also, wo bei mir die Prioritäten liegen. Zudem ist die Tür vorne links und an der Rückseite ist ein großes Fenster. Also ideale Bedingungen für ein Heimkino. Na gut, pegelmäßig eher nicht, da die Decken sehr hellhörig sind. Aber Abstriche gibt es leider fast immer.
Auch wenn es optisch nicht mit all den schönen Heimkinos anderer Mitglieder mithalten kann , so besitzt es doch einige Besonderheiten.
1. Vergangenheit: wie alles begann...
Ende der 90er begann ich mich mit dem Heimkinovirus zu infizieren. Wobei, eigentlich muss ich noch weiter zurück in die frühen 90er. Damals begann ich als Teenager, selbst Lautsprecher zu bauen. Das alles war nur nach Gefühl und völlig ohne Sinn und Verstand. Aber irgendwie funktionierten sie. Ich war also schon immer an Audio interessiert, deswegen komplettierten den Röhrenfernseher dann irgendwann vier dicke Standlautsprecher, ein Center, ein Subwoofer und ein DVD-Player. Das müsste die Abiturzeit gewesen sein. Damals wohnte ich noch bei meinen Eltern direkt unterm Dach, also mit Schräge auf der einen Seite.
Eines Tages geschah es, dass mein Vater einen LCD-Projektor von der Arbeit ausgeliehen hatte, den ich nach einigem Betteln in meinem Zimmer aufbaute und ein Bild auf die nackte Wand werfen ließ. Ich kann mich noch genau daran erinnern, der erste Film, den ich so gesehen habe war eine unscharfe VideoCD von "Star Wars Episode I". Das Bild war absolut grauenvoll, aber ab dem Tag war es mein innigster Wunsch, einen Projektor zu besitzen!
Damals kosteten Projektoren neu aber noch um die 10.000 DM, also völlig außerhalb meines Schüler-Budgets. Also schaute ich mich bei ebay um und ersteigerte erst einen gurkigen LCD mit 320x240 und dann einen Epson-LCD mit VGA-Auflösung. Das war noch ein richtiger Brecher. Der Schwarzwert war fast so hell wie der Weißwert, welcher jedoch so dunkel war, dass man noch gerade etwas erkennen konnte! Das alles projiziert auf ein weißes Laken!
alt1.jpg
Dann entstand Beisammen und ich bin dann relativ schnell ins Röhrenlager gewechselt, da meine Ansprüche ständig stiegen. Der erste Röhrenprojektor war ein Sony 1270, der fortan in meinem Zimmer auf dem Boden stand und von einer als Tisch benutzbarer Hushbox umschlossen wurde. Die erste 2m breite Rolloleinwand kam und die Wand wurde mit schwarzem Karton abgeklebt. Langsam konnte man das schon "Heimkino" nennen.
alt2.jpg alt3.jpg
Naja, das Aufrüsten ging kontinuierlich weiter, ich zog in eine WG, schwärzte das Zimmer komplett und kaufte mir einen Sony 1292, den lautesten Projektor der Welt! Einige erinnern sich sicher an das wahnwitzige Gestell, dass damals mein Zimmer zierte. Damals hatte ich schon vier Selbstbausubwoofer mit insgesamt 10 25cm-Chassis. Da krachte es ordentlich in der Hütte! Klotzen statt kleckern war meine Devise! Ohne Nachbarn war das auch kein Problem. Meine beiden Mitbewohner standen jeden Abend um Punkt 20:00 bei mir vor der Tür und warteten auf den Filmbeginn.
1292.JPG
Die Zeit verging, die Geräte kamen und gingen, ich zog in meine jetzige Wohnung und die Bildbreite erhöhte sich auf 3m. Ich wollte endlich Nägel mit Köpfen machen und kaufte mir einen Sony G90 mit neuen Röhren, von dem bis dato immer mit Erfurcht gesprochen wurde. Gesehen hatten ihn aber nur wenige.
Und da beginnt endlich die goldene Zeit meines Heimkinos...
2. Gegenwart
2.1 Anforderungen
Einige Dinge haben mich schon immer genervt in meinem und auch in anderen Heimkinos. Man sah immer Geräte um die einwand herum, sei es Lautsprecher, Receiver oder ein Podest. Das alles lenkte mich zusehens vom Bild ab. Ziel war der berühmte "Fensterblick"! Hinzu kommt noch, dass ein Center in Bodennähe immer eine Grundtonüberhöhung aufweist und alles andere als optimal platziert ist.
Außerdem hatte ich bei Björn Roy, Oliver Klohs, kitesailer und n@t gekrümmte Leinwände bewundern dürfen. Das hat etwas von einem großen Kino und macht das Kinogefühl erst wirklich komplett. Das wollte ich auch!
So ergaben sich also folgende Prioritäten:
- Bild und Ton haben oberste Priorität
- Die Technik soll während des Films unsichtbar sein
- Die Leinwand soll gekrümmt sein
Leider beißt sich ein hervorragendes Bild mit der Anforderung nach unsichtbarer Technik, da man ohne eine akustisch transparente Leinwand nicht auskommt. Heimkino ist leider ein einziger Kompromiss zwischen Bild und Ton, die Frage ist nur, was einem am wichtigsten ist! Und zumindest bei der Entscheidung bin ich mir inzwischen sicher.
2.2 Umsetzung
2.2.1 Komponenten
Projektor: Sony VPH-G90
Leinwand: 3m breit, gekrümmt, akustisch transparent, 16:9, automatische Maskierung
Zuspieler: HTPC, Lumagen VisionHDP (nur für TV)
Vorstufe: Onkyo PR-SC5507
Lautsprecher: 3 x aktive 3-Weger mit Doppelwaveguide, 4 x Behringer Truth B2031A
Subwoofer: 2 x 4 Double Bass Array mit 25 cm Tieftönern
Raumakustische Maßnahmen: Breitbandabsorber, Diffusoren
Software: MovieManager, VideoEqualizer
Fernsteuerung: Gyration GYR3101US, Logitech diNovo Mini, EventGhost
Mess-Equipment (Bild): Chroma 5 mit CalMAN
Mess-Equipment (Ton): Behringer ECM 8000 (kalibriert), ARTA, RoomEQWizard
2.2.2 Bild
Die 3m breite, gekrümmte, akustisch transparente Leinwand ist mit dem Phifer Sheerweave bespannt, besser bekannt als "Cheaptrick". Ich habe bewusst das 16:9-Format gewählt, da ca. 50% meiner Filme dieses Seitenverhältnis besitzen. Und 5m² Bildfläche sind nicht zu verachten! Maskiert wird also vertikal bis hin zu 2,7:1. Rundherum ist alles schwarz mit Molton oder Samt bespannt. Daher gibt es auf den Fotos auch nichts Spektakuläres zu sehen. Die seitlichen Teile, die auf einigen Fotos durchblitzen sind von der Sitzposition nicht zu sehen. Dort ist auch während des Films kein Licht.
Die Steuerung habe ich selbst entwickelt. Sie basiert auf dem quelloffenen Ethersex-Projekt. Sie wird direkt vom HTPC aus angesprochen und fährt somit automatisch je nach Film zur richtigen Position.
leinwand 01.jpg leinwand 02.jpg leinwand 03.jpg leinwand 04.jpg
P4100001_Bildgröße ändern.jpg P4100005_Bildgröße ändern.jpg P4100006_Bildgröße ändern.jpg
Als Projektor kommt, wie schon erwähnt, ein Sony VPH-G90 zum Einsatz. Der 110 kg schwere Brocken hängt an einem Holzgestell, das direkt in den Mittelbalken der Decke (->Altbau) geschraubt ist. Somit ist die Leinwand nicht zu hoch und in der zweiten Sitzreihe stößt man sich nur den Kopf, wenn man aufsteht. Auf der Bildbreite macht der G90 immer noch 9 fL, der Kontrast ist also ziemlich aufgerissen an der Kiste. Ich weiß nicht, wie lange die Röhren halten, aber das ist mir auch egal. Lieber wenige Jahre ein gutes Bild als jahrzehntelang ein schlechtes!
Der Vorgänger hatte ihn Bordeaux lackieren lassen. Das passt aber sehr gut in mein Heimkino, da die hintere Hälfte dieselbe Farbe besitzt.
g90.JPG
Der G90 wird sicherlich noch einige Jahre hängen. Mit dem Bild bin ich bis auf das Streaking recht zufrieden, auch wenn ich es gerne einen tick heller hätte. Aber das ist bei der Bildbreite und 0,8 Gain einfach nicht möglich. Zudem können die digitalen Konsumerprojektoren nicht auf gekrümmte Leinwände projizieren.
Zugespielt wird direkt vom HTPC über 5 BNC. Ich hatte auch mal den Lumagen HDP dazwischen, aber das etwas weichere Bild und die Latenz der Maus gefielen mir überhaupt nicht.
Da der G90 von Haus aus eine grauenhafte Gammakurve mit sich bringt und es auf dem PC keinen gescheiten Video Equalizer gibt, habe ich ihn einfach selbst geschrieben! Damit lässt sich das Gerät wunderbar auf D65 und Gamma 2,2 kalibrieren. Da die Primärfarben recht gut liegen, ist eine Korrektur selbiger nicht notwendig.
VideoEqualizer.png
2.2.3 Ton
Was den Ton angeht so ist die Zierde meines Heimkinos eindeutig das Double Bass Array, dessen vorderer Teil neben den Frontlautsprechern unsichtbar hinter der Leinwand angebracht ist. Es besteht aus insgesamt 8 25cm-Tieftönern in 17 cm flachen Bassreflexgehäusen, die strickt nach dem DBA-prinzip angeordnet sind. Das hintere Gitter befindet sich hinter den Vorhängen, die in ca. 10 cm Abstand zu den Wänden angebracht sind. Die spielen bei den Wellenlängen keine Rolle und das DBA ist somit komplett unsichtbar integriert.
Der Amplitudengang ist im gesamten Heimkino zwischen 20 und 80 Hz nahezu konstant linear. Das ist einer der großen Vorteile eines DBA. Messsungen gibt es hier.
DBA 01.jpg
Auf dem Bild oben sind noch meine alten Lautsprecher abgebildet. Inzwischen kommen als Aktivmonitore meine Selbstbauten zum Einsatz. Es handelt sich dabei um digitale, aktive 3-Weger nach dem Vorbild der großen Midfieldmonitore von Klein + Hummel oder Genelec.
Lautsprecher alle drei.JPG
Das Signal wird den Aktivmonitoren vom Onkyo PR-SC5507 geliefert. Dieser nimmt per HDMI alle Tonformate entgegen und verteilt sie per PLIIx auf die 7 Kanäle. Da er netzwerkfähig ist, kann er problemlos über EventGhost gesteuert werden.
2.2.4 Beleuchtung
An der Decke hängen 5 LED-Spots, die direkt auf das Sitzfeld strahlen. Dazu kommen noch 2, die an den einzigen noch weißen Teil der Decke meines Heimkinos strahlen und somit immerhin für ein bisschen diffuses Licht sorgen. Die LEDs sind stufenlos dimmbar und dank meines Controllers werden sie gammakorrigiert mit 16 Bit Pulsweitenmodulation angesteuert. Das sorgt für einen absolut weichen, flimmerfreien Helligkeitsverlauf.
Für die Zukunft plane ich noch Seitenleuchten und eventuell Elektrolumineszensschläuche für das Podest oder ähnliches. Beleuchtung ist schließlich sehr wichtig für die Stimmung. Da kann man sicherlich noch einiges tun.
2.2.5 Steuerung
Automatisierung war lange Zeit kein Thema für mich. Solange Bild und Ton noch deutlich verbesserbar sind, hatten diese Priorität. Inzwischen bin ich relativ zufrieden mit beidem, auch wenn ich die Schwächen und Baustellen kenne. Aber zumindest mache ich mir kaum noch Gedanken darum. Deswegen habe ich damit begonnen, sehr viel Zeit in die Automatisierung zu stecken. Dazu gehören folgende Komponenten:
- Projektor
- Licht
- Leinwand
- Ton
Heimkinosteuerung.png
Inzwischen sind obige Komponenten über TCP/IP, also Netzwerk steuerbar. Der Controller für Licht und der AV-Receiver bekommen einfach von EventGhost Befehle zugesandt. Die Stromzufuhr der Aktivmonitore und des DBAs wird ebenso über ein NETIO-230A gesteuert. Der Projektor ist über einen RS232-LAN-Adapter angebunden.
Der Leinwandcontroller bekommt seine Signale direkt von meinem MovieManager, da nur dieser weiß, welches Format der Film hat.
Der MovieManager ist eine komplette Eigenentwicklung und dürfte damit recht interessant sein.
Er durchsucht die Festplatten nach "Urlaubsfilmen" (DVDs, Blu-rays usw.) und katalogisiert diese in einer lokalen Datenbank. Es können zusätzlich Metadaten wie Seitenverhältnis, Bildrate usw. abgelegt werden. Darüberhinaus lädt er von bekannten Internetdatenbanken (OFDb, TMDb) Bilder und Informationen herunter und legt sie am Film ab. Durch die Möglichkeit der manuelle Eingabe der IMDb-ID ist eine Trefferquote von über 99% garantiert. Mir ist noch kein anderes Frontend mit einer so hohen Trefferquote begegnet!
Der MovieManager unterstützt Covervorschau, Kategorien, Listenexport und eine intelligente Kopierwarteschlange, die pro Laufwerk nur einen Kopiervorgang parallel startet, um die maximale Performance zu gewährleisten. Das Wichtigste an dem Programm ist mir aber inzwischen die automatische Maskierung.
MovieManager 03.png
Die Fernbedienung stammt von Gyration. Das Besondere an ihr ist, dass sie gleichzeitig eine Freihandmaus integriert hat. Durch einen Kreiselkompass kann man in der Luft den Mauszeiger des HTPC bedienen. Viele werden jetzt sagen, dass sie eine Maus im Heimkino gar nicht haben wollen. Ich sehe das anders. Gerade wenn man mal eben im Browser irgendwas nachschaut, vermisst man als erstes eine Maus!
Außerdem bin ich kein Freund von touchbasierten Fernbedienungen. Dafür benötigt man immer zwei Hände und kann nicht im Dunkeln mal eben die Buttons ertasten. Mit der Gyration bin ich wirklich sehr zufrieden. Das Teil war die beste Anschaffung seit langem! Dazu gesellt sich eine Logitech diNovo Mini, falls doch mal getippt werden muss.
Tastatur & Fernbedienung.jpg
Nach dem Start eines Films fährt die Maskierung automatisch in die richtige Position. Gleichzeitig dimmt das Licht langsam runter. Sobald der Player geschlossen wird, dimmt das Licht wieder hoch und die Maskierung öffnet sich ggfs. wieder auf 16:9. Somit ist (direkt) vor dem Film keinerlei Einstellung mehr notwendig!
2.2.6 Sitzreihen
Das Wichtigste zuletzt: welche Komponente bestimmt maßgeblich den Wohlfühlfaktor? Natürlich die Sitzgelegenheit!
Da ich kein Freund von Kinosesseln bin und mich lieber mit meiner Freundin auf einem großen Sofa lümmel, musste genau so eins her! Am besten ein 3-Sitzer mit schön tiefer Sitzfläche und massig Kissen. Nach langem Suchen habe ich endlich eins gefunden, dass meinen Anforderungen antsprach. Das interessante daran ist, dass es leicht gekrümmt ist, also einen Bogen um die Leinwand herum darstellt. Das macht es für Kino natürlich besonders geeignet, da man auch außen in Richtung Leinwandmitte schaut, ohne den Kopf zu verrenken. Das Design ist sicherlich Geschmackssache, ich mag es eben lieber gemütlich als steril.
Die zweite Sitzreihe besteht momentan noch aus einem 2-Sitzer und einem Sessel. Das ist also noch ein wenig zusammengewürfelt, wird sich aber in Zukunft noch ändern.
Sofa.JPG Sofa + Leinwand.jpg
3. Zukunft
Bau eines Kellerkinos mit 4m Bildbreite.
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