
97 min, FSK 16
„Einst kämpfte Harry Brown als Mitglied einer umstrittenen Polizeieinheit in Nordirland an der vordersten Terrorfront. Heute sitzt er gealtert einsam in seinem Appartement in einem potthässlichen englischen Vorstadtmietsilo und muss hilflos mit ansehen, wie dort unten im Beton-Canyon Stück für Stück die Gauner und Dealer, Schläger und Psychopathen die Macht an sich reißen. Als man eines Tages seinen besten Kumpel wie eine Ratte totschlägt und die Polizei die Verdächtigen wieder einmal laufen lässt, beschließt Harry Brown, auf eigene Faust für Gerechtigkeit zu sorgen.
Kein Mondzyklus ohne Zeitungsklagen über Englands Messerstecherjugend, und so wäre es schon erstaunlich, wenn sich das (im Gegensatz zum unseren) quicklebendige britische Genrekino den aufgelegten Elfmeter zum Selbstjustizreißer von Format entgehen lassen würde. Wofür die Amerikaner Charles Bronson haben, das erledigt hier unter der stimmungsreichen Regie von Spielfilmdebütant Barber und gleichwertig stoisch der solchermaßen nicht unerfahrene Michael Caine. Düsterer Großstadtthriller zwischen hartem Sozialrealismus und Schwarzweißmalerei.“ [Quelle: Videomarkt]
Hallo,
ich sah diesen Film gestern und er verführte mich insofern, daß ich heute noch mal eine Kritik schreiben möchte. Ich las im Vorfeld ein paar Einschätzungen von Dritten, um zu eruieren, wie denn der Film sein mag. Was mich im Nachhinein verwundert, irgendwer schrieb „ein Film, der sicher bald verboten wird!“, also, das kann ich nicht nachvollziehen. Der Film ist nur FSK 16, was durchaus gewagt erscheint, aber sicher wird er niemals verboten werden. Das Thema dürfte auch viele Leute in Deutschland interessieren: Jugendbanden, die sich mit Drogenschmuggel und Waffenverkauf über Wasser halten und nebenher, oder eigentlich hauptsächlich, Leute auf der Straße [hier: vor allem in einem kleinen Park und einer Fußgängerunterführung in einem Wohnviertel] tyrannisieren und anpöbeln. Der Film zeichnet ein sehr dunkles, extremes Bild, aber sicher eines, welches hier und da anzutreffen ist. Die kleineren Wahrheiten sind aber sicher überall existent, die Angst der Bürger vor der Gewalt solcher Banden, die einschüchtert und tatenlos macht – auch teilweise seitens der Polizei, was das Frustpotential der Bürger noch weiter überhöht.
Harry Brown ist solch ein Bürger, der zunächst jeden zum Gang zur Polizei überreden will – weg von der Selbstjustiz, bis eines Tages sein einziger Freund auf bestialische Weise von der benachbarten Bande ermordet wird. Da er zuvor schon seine Frau verlor, hat er keine Skrupel mehr, in seinem recht sinnentleerten Leben selbst aktiv zu werden, egal, ob es ihn in Gefahr bringt. Michael Caine spielt diesen alten Ex-Marine [von einer Polizeieinheit wie o. g. wird nicht gesprochen] großartig, auch wenn man sich zuweilen fragt, wie er die Körperlichkeit noch aufbringen will, da er kaum noch richtig laufen kann. Er besorgt sich diverse Waffen und greift zur Selbstjustiz – emotional sehr glaubwürdig, wie ich finde. Auch wenn dies Unrecht ist, so identifiziert sich der Zuschauer doch sehr mit diesem alten Mann, der Rache übt und dort für Ordnung sorgt, wo es die Polizei versäumt. Bemerkenswert an diesem Machwerk ist, daß die Gewalt zwar offenkundig ist, aber doch die ruhigen, nachdenklichen Passagen im Vordergrund stehen. Man könnte Parallelen zu „Gran Torino“ ziehen, wenngleich die Geschichte eine ganz andere ist, auch spielen hier rassistische Belange gar keine Rolle, was den Film allgemeingültiger erscheinen läßt.
Das Bild der DVD ist soweit ganz gut, der Ton passend, hier und da wirkt der 5.1-DD-Ton sehr räumlich-authentisch und man fragte sich gar, ob draußen was auf der Straße passiert.
Fazit: Ein schon recht brutaler Streifen, der aber seine Hauptakzente auf die geistigen Zusammenhänge der Charaktere und ihre kausalen Handlungen legt. Ein Anschauen kann ich sehr empfehlen.
Film: 2
Bild: 2-
Ton: 2-
Gruß Mickey
Grundlage meiner Filmbewertungen: Abiturnotensystem 1 – 6 (15 – 0 Punkte)
Grundlage meiner Filmbewertungen: Abiturnotensystem 1 – 6 (15 – 0 Punkte)
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