Farbraum - Geschichte, Theorie und Praxis

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    • Farbraum - Geschichte, Theorie und Praxis

      Internet Presse CIE Diagramm kalibriert 15 Std..jpg
      FARBRAUM
      - Geschichte, Theorie und Praxis

      Im Prinzip gibt es unendlich viele Farbräume, die durch die Koordinaten der
      Primärfarben (Rot, Grün, Blau), den Weißpunkt (Maximalhelligkeit) und den
      Helligkeitsverlauf (Gradation/Gamma) bestimmt werden.
      Die meisten unter uns haben sicherlich schon mal die Begriffe Adobe-RGB, sRGB oder
      REC 709 gehört. Diese Namen beschreiben allesamt typische Farbräume aus den
      Bereichen Foto, Film, TV.

      Internet Presse Wellenlängen.jpg
      Auf der Grafik wird deutlich, wie klein das Spektrum ist, das ein Mensch sehen kann.
      Die sechs Symbole oben beschreiben die Wellenlängenbereiche von Radioaktivität,
      Röntgenstrahlen, Ultraviolett, sichtbares Lichtspektrum des Menschen, Infrarot
      und Radiowellen (von links nach rechts).


      Doch der Reihe nach.
      Die Begriffe Lichtspektrum und Farbspektrum beschreiben dasselbe.
      Das Lichtspektrum reicht von Ultraviolett bis Infrarot. Die Wellenlängen dieser Spektralfarben
      werden in Nanometer (nm) gemessen. Vom kompletten Lichtspektrum kann das
      menschliche Auge nur einen kleinen Bereich sehen. Dieser Frequenzbereich beträgt
      etwa 380 nm (Violett) bis 780 nm (Rot).
      Die Film/TV-Industrie hat schon früh erkannt, dass es Sinn macht, nur Farben in
      einem Film darzustellen, die der Mensch auch sehen kann.
      Auf diese Weise kann bei TV-Übertragungen Bandbreite und auf dem Trägermaterial
      z.B. von 35mm Film, VHS, DVD, Blu-ray „Speicherplatz“ eingespart werden.

      Farben sind keine Geschmacksache!
      Aus diesem Grund wurden verbindliche Standards für die Industrie eingeführt. Das
      Ziel ist es, dass die verschiedenen Produktionsprozesse dieselben
      Farbmischungen verwenden, die als Standard definiert sind.
      An diese Standards halten sich alle am Film beteiligten Personen und Unternehmen -
      vom Kameramann, der Postproduktion, dem Kopierwerk bis hin zum Kino und der
      TV-Sendeanstalt.
      Am Ende soll der Zuschauer das Werk so zu sehen bekommen, wie es sich der Filmemacher
      vorgestellt hat.

      Die internationale Beleuchtungskommission CIE (Commission Internationale de l'Éclairage) wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet. Der Hauptsitz der Organisation befindet sich in Wien.
      CIE wird von der internationalen Standardisierungskörperschaft ISO
      (International Organization for Standardization) anerkannt und beschäftigt sich
      im Wesentlichen mit der Entwicklung des XYZ-Farbraums.
      Bereits 1931 wurde von CIE ein Farbraummodell geschaffen, das alle Farben enthält, die
      vom gesunden menschlichen Auge gesehen werden können. Dieser CIE-XYZ Farbraum beruht
      weitgehend auf dem technischen Wissen der 1920er Jahre von W. David Wright und
      John Guild – und er wird bis heute als Messfarbraum genutzt.
      XYZ umspannen dabei den Farbraum. X steht als Rot-, Y als Grün- und Z als
      Blauvalenz*. Dabei betragen die Wellenlängen cirka:

      - Rot 630 – 780 nm
      - Grün 480 – 560 nm
      - Blau 420 – 480 nm

      Sogar Violett ist hier darstellbar mit etwa 380 – 420 nm.

      *Die Farbvalenz (z.B. Blauvalenz) beschreibt die Fähigkeit, Licht in Abhängigkeit
      von der Wellenlänge unterschiedlich wahrzunehmen. Dadurch können verschiedene
      spektrale Mischungen zum gleichen Farbeindruck (Farbreiz) führen. Aus diesem
      Grund kann die Zusammensetzung des Farbspektrums nicht allein aus der
      wahrgenommenen Farbe erschlossen werden.

      533px-CIE_RGB-CMYK-Beleucht.svg.png
      Auf dem Diagramm ist gut zu erkennen, dass nur die drei Farbräume CIE-XYZ, CIE-RGB und
      Wide Gamut RGB das Farbspektrum in Richtung Violett und Rot nahezu vollständig
      ausschöpfen.


      Die Farbräume Adobe RGB, PAL/SECAM und sRGB können Farben unterhalb von 460 nm und
      über 610 nm nicht mehr darstellen.

      So entsteht ein Farbraum:
      Ein Farbraum baut in der Regel auf 3 Primärfarben auf. Meistens stellen diese die
      Eckpunkte des gewünschten Farbraums dar. Dafür werden sie an exakt festgelegten
      Orten positioniert, die sich innerhalb des sichtbaren Lichtspektrums befinden.
      Die Primärfarben sind die Ausgangsfarben (Grundfarben)
      eines Farbmischprozesses. Für die additive Mischung sind diese Farben Rot, Grün
      und Blau. Aus diesen 3 Farben (RGB) lassen sich nahezu alle beliebigen Farben
      mischen. Werden Rot, Grün und Blau in gleicher Helligkeit (plus maximale
      Sättigung) gemischt, entsteht 100 % Weiß.
      Als Sekundärfarben werden Mischungen aus zwei Primärfarben bezeichnet. So ergeben Rot + Grün =
      Gelb. Cyan entsteht aus Blau + Grün. Magenta entsteht aus Rot + Blau.

      Die Wertebereiche für Farbeindrücke von Rot, Grün und Blau und Graustufen
      (Unbuntfarben) können unterschiedlich festgelegt werden. Üblicherweise liegen
      diese Werte zwischen 0 % und 100 %.
      Da die Helligkeitswahrnehmung des Menschen nichtlinear ist, verläuft auch die
      Gammafunktion nicht linear sondern in Form einer ansteigenden Kurve. Auf diese
      Weise wirkt der Helligkeitsverlauf von Schwarz zu Weiß (Graustufenverlauf, z.B.
      eine Grautreppe) subjektiv gleichmäßig. Die Gammakurve beschreibt den
      Helligkeitsanstieg zwischen 0 % (Schwarz) und 100 % (Weiß) in Prozent. Als
      Berechnungsgrundlage dient 100 % Weiß (100 IRE).
      Das Weiß liegt an einem exakt definierten Ort innerhalb des Farbraums. Die Koordinaten
      sind x = 0,3127 und y = 0,3291 (siehe obiges Diagramm). Dieser Farbort wird
      auch als Weißpunkt oder D65 bezeichnet.

      Verschiedene Farbräume:
      Je nach Farbort kann eine Primärfarbe eine andere Tonalität besitzen. Wird
      beispielsweise Grün in Richtung Rot verschoben, kann das Grün deutlich gelber
      erscheinen, weil rote Spektralanteile ins grüne Farbspektrum gemischt werden.
      Dadurch ändert sich jede andere Mischfarbe in die grüne Spektralanteile
      gemischt sind.
      Wird die Maximalhelligkeit oder die Sättigung von Grün verändert, hat dies ebenfalls
      Auswirkungen auf alle grünen Farbmischprozesse.
      Da unterschiedliche Farbräume (z.B. Adobe RGB und sRGB) unterschiedliche
      Koordinaten für die Primärfarben ausweisen, werden Farben vom selben
      Quellmaterial in den jeweiligen Farbräumen unterschiedlich aussehen.
      Pauschal kann festgehalten werden, je größer ein Farbraum ist, desto
      kräftiger/gesättigter/bunter können Farben erscheinen.

      Probleme ergeben sich selten, wenn Quellmaterial aus einem kleineren Farbraum in einem
      größeren Farbraum abgebildet wird, weil der größere Farbraum die vorhanden
      Spektralanteile vollumfänglich darstellen kann.
      Umgekehrt treten immer wieder erhebliche Probleme auf, wenn Quellmaterial aus einem
      großen Farbraum in einen kleineren Farbraum konvertiert wird. Der kleinere Farbraum
      hat im Vergleich ein kleineres Farbspektrum. Farben, die außerhalb des
      Farbraums liegen, können nicht dargestellt werden. Die Folgen sind oftmals deutlich
      sichtbare „Falschfarben“, blasse Hauttöne und unnatürliche wirkende
      Landschaftsaufnahmen.

      Das CMYK-Farbmodell stellt einen Sonderfall dar. Hier bilden Cyan, Magenta, Yellow und Schwarz
      (Kontrast) die Grundfarben. CMYK wird vornehmlich im Offset/Digital/Siebruck
      eingesetzt. Im Gegensatz zur Additiven Lichtfarbmischung (Rot + Grün + Blau =
      Weiß) wird im Vierfarbdruck subtrahiert.
      Ausgehend vom (meist) weißen Trägermaterial (Papier) wird der Druck umso dunkler, je mehr
      Farbe aufgetragen wird.
      Der relativ „eckige“ CMYK-Farbraum (siehe oben im Diagramm) weicht sowohl vom
      RGB-Farbraum als auch vom HDTV-Farbraum sichtbar ab. So wird beispielsweise Blau
      nicht in dem Umfang dargestellt, wie es im RGB-Farbraum beispielsweise der Fall
      ist.

      Probleme bei der Farbraumkonvertierung:
      An dieser Stelle ein Beispiel aus der Praxis. Für die Firma Bahlsen sollte ich
      eine Keksdose fotografieren. Um ein möglichst großes Farbspektrum während der
      Fotoaufnahme abzudecken, nutze ich den Farbraum Adobe RGB 1998.
      Das Ergebnis der Fotoaufnahme erfüllt die Ansprüche des Kunden. Die Farben der
      Keksdose sehen auf der Fotoaufnahme identisch aus.
      Nun soll das Bild für verschiedene Werbezwecke genutzt werden. Das beinhaltet
      Werbung in Online- und Printmedien.
      Für die Onlinemedien veränderte sich an der Farbdarstellung nichts, weil in aller Regel
      der Farbraum Adobe RGB 1998 auf Computermonitoren dargestellt werden kann.
      Selbst der kleinere Farbraum sRGB stellt die Blaufarbtöne auf der Keksdose ohne
      nennenswert sichtbare Farbabweichungen dar.
      Das liegt daran, weil sRGB das Blauspektrum in ähnlichem Umfang abbilden
      kann wie Adobe RGB.
      Darüber hinaus sollen nun diverse Werbemittel gedruckt werden. Das sind u.a. Verkaufsaufsteller,
      Karten für ein Preisausschreiben, Verpackungsmaterialien, die allesamt die Keksdose
      abbilden sollen. Um die Original-Fotoaufnahme im Offset drucken zu können, muss
      der Farbraum Adobe RGB in den Farbraum CMYK konvertiert werden. Diese
      Konvertierung führte im Ergebnis zu massiven Farbveränderungen. Der Glanz auf der
      Keksdose ist nicht mehr vorhanden, auch der dezente Farbverlauf im Blau
      existiert nicht mehr. Insgesamt sehen die Farben nun falsch aus – sie
      entsprechen nicht mehr den Originalfarbmischungen.
      Eine originalgetreue Farbmischung ist in diesem Fall nicht möglich, weil die
      dargestellten Blaufarbtöne außerhalb des CMYK-Farbraums liegen.

      Wir erinnern uns: Es können keine Farben dargestellt werden, die außerhalb des
      Farbraummodells liegen.
      Der Auftraggeber hat nun zwei Möglichkeiten.
      1. Er belässt es dabei und druckt die Keksdose auf die Werbemittel, so wie sie dargestellt wird.
      2. Er fügt eine „Sonderfarbe“ hinzu.
      Zu 2.
      Ein großer Vorteil des Offsetdrucks liegt darin, dass neben den 4 Grundfarben
      (Cyan, Magenta, Yellow und Schwarz) noch zusätzliche Farben eingesetzt werden
      können. Zum Beispiel glänzendes Gold oder Silber. In unserem Fall ist es nun
      ein Blaufarbton, der außerhalb des Farbraums CMYK liegt. Dadurch kann die
      Originalfarbe der Keksdose reproduziert werden.

      Internet Pressefoto Künstlerdose RGB_MBR0002.jpg
      Hier die Keksdose von Bahlsen im Original.

      Internet Pressefoto Künstlerdose CMYK_MBR0002.jpg
      Hier nun die gleiche Keksdose, nachdem sie in den Farbraum CMYK-Euroskala konvertiert wurde.
      Es ist gut zu erkennen, dass die Farben nicht mehr vollumfänglich darstellt
      werden.


      Warum gibt es heute überhaupt unterschiedliche Farbräume?
      Im Grunde gibt es auf diese Frage 3 Antworten:
      1. Unterschiedliche Farbräume werden in verschiedenen technischen Bereichen eingesetzt.
      2. Technische Bedingungen haben sich in den Jahren verändert
      3. Politische, wirtschaftliche Interessen von Unternehmen und Interessenverbänden
      REC 601
      ITU-R BT 601 ist ein Standard, der heute durch die ITU (International
      Telecommunication Union) festlegt, wie u.a. Fernsehsignale, DVD und Video zu
      kodieren sind. Der hier beschriebene Farbraum wird auch REC 601 genannt. Er ist
      kleiner als der HDTV-Farbraum REC 709 (siehe unten).

      Sonderfall REC 709
      Seit Einführung von HDTV (High Definition Television) liegt weltweit erstmals ein
      einheitlicher Farbstandard vor. Dieser wird mit ITU-R BT.709 beschrieben und
      nennt sich REC 709.
      In aller Regel sind Farbräume exakt spezifiziert. Leider trifft das auf REC 709
      nicht vollumfänglich zu.
      Während die Koordinaten für die Farborte exakt beschrieben sind, wird ein verbindlicher
      Gammaverlauf nur für die Filmaufnahme genannt – nicht aber für die Wiedergabe!
      Das ist ein großes Ärgernis.
      Allgemein hat sich bei TV/DVD/Blu-ray-Herstellern, Testmagazinen, Heimkinofreunden und Händlern ein
      konstanter Gammaverlauf von 2,2 als „Standard“ durchgesetzt. Displays werden
      zwischen 10 und 90 IRE exakt auf ein Gamma 2,2 kalibriert.
      Beim Mastering von Filmen ergibt sich nun ein Problem. Der spezifizierte
      Gammaverlauf von REC 709 für die Aufnahme weicht massiv von einem realen Gamma
      2,2 ab.
      Sollte beim Mastering einer Blu-ray das „korrespondierende Gamma“ REC709 genutzt
      werden, führt dies bei der Wiedergabe zu massiv absaufenden Details in dunklen
      Filmszenen, wenn das Display ein Gamma 2,2 anwendet. Leider lässt sich vorab
      kaum sagen, welcher Film wie gemastert worden ist.

      Gamma REC 709.jpg
      Das Diagramm zeigt auf, dass REC 709 bei 10 IRE ein Gamma 1,6 und bei 20 IRE ein Gamma
      1,8 vorsieht. Das korrespondierende Gamma erzielt zu keinem Zeitpunkt den von
      der Industrie und Testmagazinen genutzten Wert 2,2.


      Nur der richtige Farbraum gewährleistet ein richtiges Bild:
      Wer auf die korrekte Farbreproduktion großen Wert legt, sollte das Quellmaterial in dem
      jeweiligen Farbraum wiedergegeben.
      Zum Beispiel:
      Eine US-DVD sollte mit dem NTSC-Farbraum abgespielt werden. Eine europäische DVD
      sollte mit dem Farbraum REC 601 und eine Blu-ray mit dem Farbraum REC 709
      wiedergegeben werden.
      Dafür ist es allerdings zwingend erforderlich, dass entsprechende Einstellungen im
      Display möglich sind.
      Die meisten TV/Projektoren verfügen heutzutage über mehrere Farbräume, die auf
      Wunsch ausgewählt und genutzt werden können. Oftmals verbergen sie sich hinter
      nichts sagende Namen wie Farbraum „Standard“ oder „Erweitert“. Im Idealfall
      werden diese Begriffe in der Bedienungsanleitung erklärt.
      Sollte ein Display über ein vollumfängliches Farbmanagement (CMS) verfügen, können die
      gewünschten Farbräume auch selbst eingestellt werden. Die bereits vorhandenen
      Farbräume können wunschgemäß kalibriert werden.
      Für diese Kalibrierung ist allerdings externes Messequipment erforderlich. Das sind
      ein guter Sensor und entsprechende Software.
      Displays aus dem Profibereich (z.B. digitale Kinoprojektoren) sind oftmals einfacher zu
      bedienen. Hier brauchen meist nur die Koordinaten für die Grundfarben
      eingegeben zu werden.
      Ohne Messequipment ist es aber praktisch unmöglich, das Ergebnis zu kontrollieren.

      Hier eine kleine Liste von Farbräumen und ein paar Anmerkungen dazu:
      1. CIE-XYZ Farbraum
      2. CIE-RGB Farbraum
      3. NTSC (US TV-Norm)
      4. PAL (TV/DVD)
      5. SECAM
      6. sRGB (Computer/Monitor seit 1996 – aktuelle Alternative zu REC 709 im Bereich HDTV)
      7. Adobe RGB (seit 1998 internationaler Standard in der Profi-Fotografie)
      8. Wide-Gamut
      9. DCI (aktuelle Kinonorm für „Digitalen Film“)
      10. REC 601 (Standard für PAL-TV, DVD, Video)
      11. REC 709 (aktueller HDTV-Standard)
      12. CMYK (Offsetdruck/Siebdruck/Digitaldruck)
      Gruß
      George Lucas

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      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von George Lucas ()

    • Hallo,

      das ist eine sehr interessante Darstellung, Vielen Dank!

      Ich habe von 2-3 Monaten mal für Schüler eine mehrseitige PDF-Datei über dieses Thema erstellt, war ziemlich viel Arbeit, nach der Stunde war ich mir nicht sicher, ob die Schüler jetzt mehr wissen, oder ob eher die Konfusion über die Farben(theorien) erhöht wurde. ;)

      Das mit der additiven/subtraktiven Farbmischung und die Frage, wieso Rot und Grün plötzlich Gelb ergeben sollen, waren dabei die wichtigsten Punkte.

      Gerald
      Virtus in actione consistit!
    • hi george,

      ich halte es für erwähnenswert, dass das "Farbsegel" (Gammut) aus dem Mittelwert der Ergebnisse von 13 Beobachtern entstanden ist als die CIE damals die Norm festgelegt hat. Genauso wie wir nicht alle gleich hören und sprechen, sehen wir auch nicht komplett identisch. Insofern würde ich die Aussage "Farben sind keine Geschmacksache!" nicht ganz so absolut formulieren.

      Und dann kann ich den "linearen Gammaverlauf von 2,2" nicht so stehen lassen. Der Gammaverlauf ist eben nicht linear weil der Mensch glücklicherweise logarithmisch funktioniert was seine Sensoren angeht. Der Gammawert steht daher folgerichtig im Exponenten. Den Begriff konstant im Zusammenhang mit Gamma finde ich passender.

      So, genug Korinthen gekackt. Dein Beitrag ist eine echte Bereicherung für das Forum - Danke!

      so long...
    • Ausgesprochen bemerkenswert finde ich an dieser Stelle noch, dass CIE das Farbraummodell XYZ 1931 geschaffen hat, und sich erst 1937 der Farbfilm gewerblich durchsetzte. "Schneewittchen und die sieben Zwerge" war der erste erfolgreiche Farbfilm im Kino. Zuvor scheiterte Léon Gaumont mit seinem selbst entwickelten Dreifarbverfahren. Obwohl die Präsentationen der vertonten(!) Farbfassungen 1913 in New York erfolgreich waren, verschwand das Verfahren bereits um 1920 wieder.
      Erst Technicolor erzielte mit seinem Dreifarbverfahren den Durchbruch. Bis heute ist das Technicolor-Verfahren den Filmfreunden geläufig. Filme wie "Der Zauberer von Oz", "Vom Winde verweht" und "Schneewittchen und die sieben Zwerge" entstanden mit diesem Dreifarbverfahren.
      Doch auch in Deuschland wurde am Farbfilm gearbeitet. So entwickelte das Unternehmen Agfacolor einen eigenes Farbfilmverfahren, das für die Aufnahme nur ein Negativ benötigt, während für Technicolor-Aufnahmen ganze drei Negativstreifen notwendig sind. 1940 erschien in Agfacolor der Kulturfilm "Bunte Kriechtierwelt" im Kino. Der erste Spielfilm in den Lichtspielhäusern war 1941 "Frauen sind die besseren Diplomaten". Auch "Münchhausen" mit Hans Albers entstand 1943 im Agfacolor-Verfahren - und nicht in Technicolor wie vielfach angenommen wird.
      Gruß
      George Lucas

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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von George Lucas ()

    • Hallo George,

      zunächst einmal Danke für diesen (und viele weitere) Grundlagenartikel!

      Ergänzend möchte ich auf die sehr guten Vorlesungsunterlagen unter Farbe.Wisotop.de (FH Köln) hinweisen. Geht zwar eher in Richtung Farbmanagement für digitale Bildbearbeitung, aber die Einführung hat mit sehr geholfen und ist auch für Einsteiger verständlich.

      Gruss, Klaus
    • Schöne Einführung und Übersicht.

      George Lucas schrieb:

      Ein Farbraum baut in der Regel auf 3 Primärfarben auf.
      Ja, die (für uns interessanten) RGB-basierten und die CMY-basierten. Wen es interessiert: Farbräume können auch völlig anders abgebildet werden. Jede Darstellung hat ihre Vor- und Nachteile. Hier eine Übersicht , die ich recht übersichtlich finde.

      George - ich bin unsicher, ob Gamma und Weißpunkt etwas mit dem Farbraum zu tun haben.

      Meines Erachtens sind das Zusatzinformationen, die nötig sind um ein gespeichertes Bild richtig wiederzugeben, hatn aber mit dem Farbraum selber nichts zu tun. REC 709 ist meiner Meinung nach eine Farbraumdefinition PLUS einer Konvention für Gamma und Weißpunkt.
    • Danke George für die ausführliche Darstellung, dabei gibts eine kleine Anmerkung: CMYK ist ein Farbmodell und kein Farbraum (in dem Sinne wie Du die Farbräume oben verwendest):

      RGB = Farbmodell
      - sRGB, AdobeRGB, eciRGB, etc = Farbräume im RGB Farbmodell

      CMYK = Farbmodell
      - Coated FOGRA39, Euroscale Coated, etc. = Farbräume im CMYK Farbmodell

      Jeder der zum Beispiel Photoshop (oder ähnliches) verwendet kann bei den Farbeinstellungen schnell sehen wie viele Dutzend Farbräume so gebräuchlich sind und die dort mitgelieferten stellen nur die Spitze des Eisberges da...
    • Hallo Caspar,

      darum habe ich ja geschrieben:

      George Lucas schrieb:

      Hier nun die gleiche Keksdose, nachdem sie in den Farbraum CMYK-Euroskala konvertiert wurde.
      und:

      Die meisten unter uns haben sicherlich schon mal die Begriffe Adobe-RGB, sRGB oder
      REC 709 gehört. Diese Namen beschreiben allesamt typische Farbräume aus den
      Bereichen Foto, Film, TV.
      Inhaltlich hast du mit deinem Posting völlig Recht, es muss zwischen Farbmodellen und Farbraum unterschieden werden.
      Gruß
      George Lucas

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    • Freut mich, dass dir der Beitrag gefällt, Aries.

      Bereits am Freitag habe ich in meinem Blog den Artikel aktualisiert - und das Thema Gamma darin näher beleuchtet, weil heute meist ein "falsches" Gamma 2.2 verwendet wird.
      Leider fehlt es mir momentan an der Zeit, den obigen Sachbericht entsprechend zu editieren. Daher der Link zum Artikel in meinem Blog:
      TECHNIK-SPEZIAL: FARBRAUM – Geschichte, Theorie und Praxis
      Gruß
      George Lucas

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    • George Lucas schrieb:

      Bereits am Freitag habe ich in meinem Blog den Artikel aktualisiert - und das Thema Gamma darin näher beleuchtet, weil heute meist ein "falsches" Gamma 2.2 verwendet wird.
      Leider fehlt es mir momentan an der Zeit, den obigen Sachbericht entsprechend zu editieren. Daher der Link zum Artikel in meinem Blog:
      TECHNIK-SPEZIAL: FARBRAUM – Geschichte, Theorie und Praxis
      So ganz korrekt ist das in deinem Blog aber nicht. Du sprichst immer von Gamma 2,4. Die EOTF, die in BT.1886 spezifiziert ist, ist aber keine Potenzfunktion mit dem Exponenten 2,4, sondern eine ganz eigene Mischfunktion, (untenrum flacher, obenrum steiler, siehe hier). Im Durchschnitt ist sie einer Potenzfunktion mit dem Exponenten 2,2 sehr viel ähnlicher als einer mit 2,4. Wenn du also jetzt immer auf eine Potenzfunktiom mit Exponent 2,4 kalibrierst, machst du es nicht richtiger.

      Abgesehen davon, dass sowieso niemand weiß, ab wann Studios von einer Kalibrierung auf Gamma 2,2 weggegangen sind (falls sie das überhaupt sind).
    • FoLLgoTT schrieb:

      Abgesehen davon, dass sowieso niemand weiß, ab wann Studios von einer Kalibrierung auf Gamma 2,2 weggegangen sind (falls sie das überhaupt sind).
      Genau das sehe ich auch als Dilemma an. Leider geht aus dem Metadaten nur hervor, wie Auflösung, Farbraum, Bit usw. vorliegen - nicht aber das Gamma.
      Gruß
      George Lucas

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    • Die EOTF wird ja als einfache Gleichung angegeben zu den gemessenen Eigenschaften der Kathodenstrahlröhre (CRT).
      Die CRT-Röhrencharakteristik (CRT) und die Übertragungseigenschaften wurden nach meinem Verständnis zugrunde gelegt.


      FoLLgoTT schrieb:

      Im Durchschnitt ist sie einer Potenzfunktion mit dem Exponenten 2,2 sehr viel ähnlicher als einer mit 2,4.
      Dem stimme ich zu.
      Hier mal die BT.1886 - so wie sie in HCFR hinterlegt ist für die Kalibrierung.
      Gamma RT.1886.jpg
      Gruß
      George Lucas

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    • Blöde Falle das mit dem EOTF - da es mittlerweile meist im Zusammenhang mit dem HDR EOTF gebräuchlich verwendet wird.
      Korrekt wurde hier ja das Rec. ITU-R BT.1886 (EOTF 1886) diskutiert, welches sich - obewohl durch ISF und Calman forciert - nie so wirklich durchgesetzt hat, auch wenn der Ansatz gut war bzw ist.
      Somit haben wir zu Gamma 2.2 und 2.4 noch einen weiteren Helligkeitsverlauf aus dem wir wählen (raten!) können ob er passt - Calman geht teils soweit diese voreinzustellen für die Kalibrierung.
      Die ITU empfiehlt BT.1886 für "HDTV Produktionen" und "Einsatz in Dunklen Räumen" bzw genauer gesagt die "Verfikation in dunklen Räumen".

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