Angepinnt Verschiedene Absorbermaterialien für den Bassbereich

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    • Verschiedene Absorbermaterialien für den Bassbereich

      Auch wenn es inzwischen vielen bekannt ist, möchte ich hier einmal zusammenfassen, welche porösen Absorber sich für welchen Einsatzzweck eignen.

      Poröse Absorber zeichnen sich durch ihren längenbezogenen Strömungswiderstand aus. Dieser ist eine Eigenschaft des Materials und trägt die Einheit Pa*s/m² oder Rayls/m.

      Es ist leider ein verbreiteter Irrglaube, dass von dem längenbezogenen Strömungswiderstand direkt auf den Absorptionsgrad geschlossen werden kann. Das ist nicht der Fall!
      Vielmehr muss er immer in Zusammenhang mit der Dicke des Absorbers betrachtet werden. Dabei ist der Wandabstand mit einzurechnen.

      Grundsätzlich gilt: je höher der längenbezogene Strömungswiderstand, desto weniger eignet sich das Material für tiefe Frequenzen. Und desto weniger Dicke benötigt es, um bereits seine maximale Wirkung zu erreichen.

      Für den Tiefton gilt: viel hilf viel! Ein Zaubermaterial, dass bereits bei 10 cm Dicke den Bass bedämpft gibt es nicht. Möchte man im Tieftonbereich möglichst effektiv dämpfen, so ist es ratsam, verschiedene Kombinationen aus längenbezogenem Strömungswiderstand und Dicke mit dem Porous Absorber Calculator zu simulieren. Hier sind die Daten einiger interessanter Materialien.

      Rockwool Termarock 50: >=16.000 Pa*s/m²
      Basotect: ca. 14.000 Pa*s/m² (8000-20.000)
      Caruso Iso Bond WLG 035: >10.000 Pa*s/m²
      Rockwool Termarock 40: >=10.000 Pa*s/m²
      Rockwool Termarock 30: >=7.000 Pa*s/m²
      Rockwool Sonorock: 6.000 Pa*s/m²
      Caruso Iso Bond WLG 040: >5.000 Pa*s/m²
      Isover Akustic TP1: >5.000 Pa*s/m²
      Caruso Iso Bond WLG 045: 3.000 Pa*s/m²
      Thermo-Hanf: 3.000 Pa*s/m²

      Hier sind Beispiele wie verschiedene längenbezogene Strömungswiderstände bei verschiedenen Absorberdicken wirken.

      10 cm:
      Absorber 10cm.png

      30 cm:
      Absorber 30cm.png

      60 cm:
      Absorber 60cm.png

      120 cm:
      Absorber 120cm.png

      Hieraus wird ersichtlich, dass z.B. Basotect mit einem sehr hohen längenbezogenen Strömungswiderstand bereits bei 10 cm Dicke sehr gute Absorptionswerte liefert, die auch den Grundton noch halbwegs bedämpfen. Bis zu einer einer Dicke von ca. 30 cm verbessert sich die Absorption im Tiefton, darüber ergibt sich allerdings praktisch keine Verbesserung mehr. Als Bassabsorber ist Basotect somit eher ungeeignet.

      Dagegen sind Sonorock / Iso Bond WLG 040 für Tieftonabsorber bis zu Dicken von ca. 60 cm gut geeignet. Darüber ergibt sich nur noch wenig Verbesserung. Ein praktisches Beispiel gibt es hier.

      Thermo-Hanf / Iso Bond WLG 045 schließlich eigenen sich mit ihrem sehr niedrigen längenbezogenen Strömungswiderstand als sehr gute Tieftonabsorber. Bis zu dicken von ca. 1,2 m ergeben sich noch Steigerungen im Absorptionsverhalten.


      Wandabstand

      Mit Wandabstand lässt sich grundsätzlich Material sparen. Da poröse Absorber die Schallschnelle bedämpfen, wirkt der Teil des Absorbers am stärksten, der den größten Abstand zur Wand hat. Lässt man einen Teil, der sich direkt an der Wand befindet einfach weg, so ergibt das praktisch dasselbe Absorptionsverhalten. Übertreiben sollte man es natürlich nicht. Es leuchtet wohl jedem ein, dass 1 mm Thermohanf bei 1 m Abstand nicht funktionieren wird. ;)

      60 cm Sonorock vs. 30 cm Sonorock + 30 cm Wandabstand:
      Absorber 30 cm + 30 cm Wandabstand.png

      Die Praxis
      Man sollte sich aber keine Illusionen machen, wenn man sich nur zwei Eckabsorber ("Superchunks") in den Raum stellt. Viele hoffen hier auf ein Wunder, das physikalisch gar nicht möglich ist. Die gesamte Wand reflektiert den Schall und nicht die Ecke. Eine komplette Bedämpfung ist alleine durch die Ecken überhaupt nicht möglich. Nicht mal ansatzweise! Es wird zwar eine Bedämpfung messbar sein, aber eliminieren wird man die stehenden Wellen erst, wenn ein prozentual großer Teil der Wand mit dicken porösen Absorbern ausgekleidet ist. Die Ecke bietet allerdings den Vorteil, dass dort alle drei Raumdimensionen gleichzeitig behandelt werden können. Nur ist das eben nur ein kleiner Bruchteil der Wände.

      Nun gibt es natürlich noch platzsparende Alternativen zu porösen Absorbern. Zu nennen wären da der Verbundplattenresonator, Folienabsorber, Helmholtzresonatoren usw. Allerdings sind die Umsetzungen nicht ohne Tücken und nicht selten haben sich die Erbauer nachher über den mäßigen Erfolg geärgert. Mit porösen Absorbern kann dagegen kaum etwas falsch gemacht werden, solange der längenbezogene Strömungswiderstand und die Dicke zusammenpassen. Nur Platz muss eben vorhanden sein. :)

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    • Hier sind noch die Preise der oben aufgeführten Materialien. Jeweils pro Kubikmeter (m³).

      >= 10.000 Pa*s/m²:
      Rockwool Termarock 50: ca. 100 €
      Basotect: ca. 500 €
      Caruso Iso Bond WLG 035: ca. 400 €
      Rockwool Termarock 40: ca. 90 €

      >= 5.000 Pa*s/m²:
      Rockwool Termarock 30: ca. 80 €
      Rockwool Sonorock: ca. 30 €
      Caruso Iso Bond WLG 040: ca. 200 €
      Isover Aklustic TP1: ca. 33 €

      >= 3.000 Pa*s/m²:
      Caruso Iso Bond WLG 045: ca. 150 €
      Thermo-Hanf Premium: ca. 110 €
      Thermo-Hanf Plus: ca. 140 €

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    • Hallo Nils,

      vielen Dank für die Mühe und die aufschlussreichen Messungen. Ich finde die Beiträge sehr hilfreich.
      :bier:
      Gruß
      George Lucas

      Mein HEIMKINO
      Lumière, 12 Plätze, 60 m³, Projektor: JVC DLA-NZ8, Leinwand: Screen Research ClearPix Ultimate Weiß, Lautsprecher: JBL 3678 (Front), KCS SR-10A (Surrounds/Top), KCS C -218-A THX (SUB), Receiver: Marantz SR7011, 4K-Player: Sony UBP-X800, Panasonic DP-UB824, Endstufen: 4x Crown XLS 402D, 1x Liker BST 930,
    • FoLLgoTT schrieb:

      Mit porösen Absorbern kann dagegen kaum etwas falsch gemacht werden,


      Finde ich super, dass Du das nochmal hier zusammenfasst. Auch ich konnte von Deinen Testmessung sehr stark profitieren.
      Zwei Warnhinweise sollten aber (in meinen Augen) für die Einsteiger auf keinen Fall fehlen:

      1. Frequenzbereich

      Beim porösen Bassabsorber gilt die Regel viel hilft viel und wenn man dann so viel Material im Raum hat, dass man einen guten Bassabsorber konstruiert hat, so kann man davon ausgehen, dass man unweigerlich und automatisch einen noch besseren Höhen und Mitten-Absorber konstruiert hat. Dadurch kann der Raum im höheren Frequenzbereich sehr schnell überdämpft werden.
      Wenn der Absorber wirklich nur im Bass Bereich wirken soll, muss er also noch so verkleidet werden, dass er Höhen und Mitten reflektiert. Dies kann z.B. geschehen durch:
      - Lochplatten aus Holz oder Gips
      - Verlattung mit Luftspalten (Holz/Gips/Laminat)

      Der tiefe (langwellige) Ton wird sich durch die Löcher/Schlitze beugen und vom dahinter liegenden porösen Material absorbiert werden, wobei Hoch und Mittenanteil von der Verkleidung reflektiert werden.
      Hierbei entspricht der Lochabstand, bzw. Schlitzabstand der Wellenlänge(λ) der Grenzfrequenz. Wenn die Löcher oder Schlitze also z.B. 10 cm voneinander entfernt sind, so ergibt sich mit der Schallgeschwindigkeit (c) von 343m/s eine Grenzfrequenz (f) von f=c/λ also 343m/s / 0,1m = 3430Hz. In diesem Beispiel würde sich somit der Frequenzanteil unterhalb von 3430 Hz durch in den Absorber beugen und der Anteil darüber würde in den Raum zurück reflektiert werden.
      Soll der Absorber also wirklich nur ganz tief wirken, so muss der Schlitzabstand/Lochabstand auch dementsprechend hoch gewählt werden.


      2. Schimmelvorbeugung:

      Das Einbringen großer Mengen Dämmstoff in ein Gebäude wird (bei wandnaher Aufstellung)) zu einer Taupunktverschiebung führen. Dies kann zu Kondensatausfall an der inneren Außenwand, also Feuchtigkeit in Verbindung mit Schimmel führen. Der Bau großer Absorber sollte also immer in Kombination mit Maßnahmen gegen Feuchteschäden erfolgen. Dies können z.B. Hinterlüftungen und / oder Dampfbremsfolien sein.
    • Hallo !

      George Lucas schrieb:

      Hallo Nils,

      vielen Dank für die Mühe und die aufschlussreichen Messungen. Ich finde die Beiträge sehr hilfreich.
      :bier:
      Zunächst einmal, das sind keine Messungen, sondern Berechnungen.

      Und damit gleich zum zweiten:
      Mit Wandabstand lässt sich grundsätzlich Material sparen. Da poröse
      Absorber die Schallschnelle bedämpfen, wirkt der Teil des Absorbers am
      stärksten, der den größten Abstand zur Wand hat. Lässt man einen Teil,
      der sich direkt an der Wand befindet einfach weg, so ergibt das
      praktisch dasselbe Absorptionsverhalten.
      Ich halte die Ergebnisse der Absorptionswerte bei Wandabstand im Bassbereich für zu hoch. Ich denke, dass der Calculator hier falsch rechnet. Oder Nils, hast du in den bekannten Fachlektüren (z.B. dem Fuchs) jemals was dazu finden können, dass man mit (Wandabstand + Materialdicke) deutlich kleiner als Lambda/4 richtig Material (also Kosten) sparen könnte? Das dürfte doch besonders im Fuchs mit den praktischen Beispielen Erwähnung gefunden haben. Und welcher Effekt sollte denn dafür zuständig sein?

      Gruß
      Thorsten
    • th_viper schrieb:

      Hallo !

      George Lucas schrieb:

      Hallo Nils,

      vielen Dank für die Mühe und die aufschlussreichen Messungen. Ich finde die Beiträge sehr hilfreich.
      :bier:
      Zunächst einmal, das sind keine Messungen, sondern Berechnungen.


      Ich denke mit "Messungen" sind diese hier gemeint, welche auch oben verlinkt sind.



      th_viper schrieb:

      Und welcher Effekt sollte denn dafür zuständig sein?


      Was ich mir vorstellen kann: Wenn das Material einen hohen Strömungswiderstand hat, dringt der Schall halt nicht so tief in den dicken Absorber ein.

      Der Studiobauer, der mir den Wandaufbau für meinen Absorber abgenickt/empfohlen hat (siehe Bauthread) meinte, dass die Werte des Porus Absorber Calculators mit Abstand schon sehr gut hinkommen würden. Er baut das wohl auch öfter so.
    • Hallo Nils,

      vielen Dank für die interessante Zusammenfassung. :bier:

      Verstehe ich das richtig, dass z.B. 10cm Basotect mit 20cm Wandabstand mehr oder weniger mit einer 30cm Absorberdicke gleichzusetzen ist? Ich kann in diesem Fall also die Werte der 30cm Berechnungen heranziehen?

      Und noch eine Frage bezüglich der Praxis: Du schreibst, mit zwei Superchunks in den Ecken ist es nicht getan sondern das ein prozentual großer Teil der Wände mit Absorbern ausgestattet werden sollte. Gibt es dazu einen Richtwert? Sprechen wir von 30 oder 70% (wann besteht die Gefahr einer Überdämpfung)? Und geht es dabei vorwiegend um die Seitenwände oder gilt das generell auch für die Front und Rückwand? Mir ist schon klar, dass das von Raum zu Raum sehr unterschiedlich ist aber evtl. gibt es ja Erfahrungs- oder Richtwerte.

      @Andi-fi: das mit dem Schimmel überlege ich mir auch gerade und versuche einen möglichst großen Wandabstand zu realisieren. Die Absorber gehen ja nicht vom Boden komplett zur Decke, so dass dahinter die Luft zirkulieren kann, hoffe ich zumindest..

      Gruß track
    • Andi-fl schrieb:

      Der tiefe (langwellige) Ton wird sich durch die Löcher/Schlitze beugen und vom dahinter liegenden porösen Material absorbiert werden, wobei Hoch und Mittenanteil von der Verkleidung reflektiert werden.
      Hierbei entspricht der Lochabstand, bzw. Schlitzabstand der Wellenlänge(λ) der Grenzfrequenz. Wenn die Löcher oder Schlitze also z.B. 10 cm voneinander entfernt sind, so ergibt sich mit der Schallgeschwindigkeit (c) von 343m/s eine Grenzfrequenz (f) von f=c/λ also 343m/s / 0,1m = 3430Hz. In diesem Beispiel würde sich somit der Frequenzanteil unterhalb von 3430 Hz durch in den Absorber beugen und der Anteil darüber würde in den Raum zurück reflektiert werden.
      Soll der Absorber also wirklich nur ganz tief wirken, so muss der Schlitzabstand/Lochabstand auch dementsprechend hoch gewählt werden.


      Heißt das eigentlich, dass ich in einer Absorberwand Lücken von über 1m lassen darf, ohne das sich der Schall im Bassbereich darum beugt / die Wirkung verloren geht? Ich dachte bisher, wenn ich in eine Absorberwand einen Durchgang installieren will, muss dieser absolut dicht verschließbar sein, aber so ist das natürlich recht entspannt.
    • track schrieb:

      Die Absorber gehen ja nicht vom Boden komplett zur Decke, so dass dahinter die Luft zirkulieren kann, hoffe ich zumindest..

      Gruß track



      Doch, gehen sie im besten und vor allem im richtigen Fall. Das ist der Grund warum ich überall 10cm Wandabstand gelassen habe und die Absorber an den Seitenwänden beispielsweise an den Türen und am Fenster seitlich offen sind. So kann die Luft quasi rundherum an den Wänden hinter den Absorbern zirkulieren. :thumbs:

      Aber speziell die Superchunks in den Ecken müssen sogar von Fußboden bis zur Decke gehen, da diese beiden Bereiche die wichtigsten sind. Anstatt oben an der Decke kannst du lieber in der Mitte 30cm weg lassen (als Beispiel!).
    • track schrieb:



      Verstehe ich das richtig, dass z.B. 10cm Basotect mit 20cm Wandabstand mehr oder weniger mit einer 30cm Absorberdicke gleichzusetzen ist? Ich kann in diesem Fall also die Werte der 30cm Berechnungen heranziehen?


      Ja, für den Bassbereich gilt das. Basotect viel dicker als 10cm zu kaufen lohnt sich nicht. Dann lieber weiter von der Wand abhängen.


      track schrieb:



      Und noch eine Frage bezüglich der Praxis: Du schreibst, mit zwei Superchunks in den Ecken ist es nicht getan sondern das ein prozentual großer Teil der Wände mit Absorbern ausgestattet werden sollte. Gibt es dazu einen Richtwert? Sprechen wir von 30 oder 70% (wann besteht die Gefahr einer Überdämpfung)? Und geht es dabei vorwiegend um die Seitenwände oder gilt das generell auch für die Front und Rückwand? Mir ist schon klar, dass das von Raum zu Raum sehr unterschiedlich ist aber evtl. gibt es ja Erfahrungs- oder Richtwerte.


      Es ist wirklich schwierig so viel Material in einen Raum einzubringen, dass der wirklich tiefe Bassbereich überdämpft wird. Hierbei kommt dann eher die oben genannte Problematik mit den höheren Tönen zum tragen, d.h. man muss durch Verkleidung penibel darauf achten, dass man den Wirkbereich auf "unten" beschränkt. Hinzu kommt: Je tiefer der Absorber wirken soll, desto dicker muss er sein, bzw. desto weiter muss er von der Wand weg stehen. Das ist z.B. an Seitenwänden in den meisten Fällen allein baulich so gar nicht möglich. Follgotts Simulationen zeigen das ganz gut. Die Superchunks haben eine super Wirkung, doch zaubern können sie halt auch nicht. Für den richtig tiefen Bereich sind sie meist auch (räumlich) nicht tief genug.




      track schrieb:



      @Andi-fi: das mit dem Schimmel überlege ich mir auch gerade und versuche einen möglichst großen Wandabstand zu realisieren. Die Absorber gehen ja nicht vom Boden komplett zur Decke, so dass dahinter die Luft zirkulieren kann, hoffe ich zumindest..


      Der große Abstand ist schonmal super für die Wirkung. Außerdem kommt so Wärme durch das umliegende Mauerwerk in den Hohlraum und verschiebt den Taupunkt wieder weiter nach außen(hoffentlich weit genug). Die Hinterlüftung ist aus bauphysikalischer Sicht eine super Lösung, jedoch nicht aus akustischer.Die Lücke oben und unten mindert durch Beugungseffekte am hier fehlenden Absorbermaterial die Wirksamkeit des kompletten Absorbers. Ideal ist es, wenn der Hohlraum durch den Absorber komplett rundherum hermetisch vom Rest des Raumes abgeschlossen ist. Aber man kann natürlich nicht alles haben.
    • bccc1 schrieb:


      Heißt das eigentlich, dass ich in einer Absorberwand Lücken von über 1m lassen darf, ohne das sich der Schall im Bassbereich darum beugt / die Wirkung verloren geht? Ich dachte bisher, wenn ich in eine Absorberwand einen Durchgang installieren will, muss dieser absolut dicht verschließbar sein, aber so ist das natürlich recht entspannt.


      Nach meinem bescheidenen Wissen:
      Je homogener(dichter) die Absorberwand ist, desto weniger Beugungseffekte treten am Absorber auf und desto effektiver arbeitet er.
      Nehmen wir einfach mal Dein 1m Beispiel. Stellen wir uns eine sehr breite, poröse Absorberwand vor und lassen jeweils jeden Meter einen kleinen Luftspalt: f=343m/s / 1m= 343 Hz. Für alle Frequenzen unter 343 Hz treten hier in Anteilen Beugungseffekte auf. Der Schall geht nicht nur durch den Absorber, sondern beugt sich auch in Teilen durch die Luftspalte., daher sollte das Ding möglichst dicht gebaut werden, damit schön viel Schallschnelle durch den Absorber geht und nicht in Anteilen durch die Luftspalten.
    • th_viper schrieb:

      Ich halte die Ergebnisse der Absorptionswerte bei Wandabstand im Bassbereich für zu hoch. Ich denke, dass der Calculator hier falsch rechnet. Oder Nils, hast du in den bekannten Fachlektüren (z.B. dem Fuchs) jemals was dazu finden können, dass man mit (Wandabstand + Materialdicke) deutlich kleiner als Lambda/4 richtig Material (also Kosten) sparen könnte? Das dürfte doch besonders im Fuchs mit den praktischen Beispielen Erwähnung gefunden haben. Und welcher Effekt sollte denn dafür zuständig sein?


      Ich konnte im Fuchs leider keine Beispielmessung finden. Ich bin davon ausgegangen, dass der Rechner halbwegs stimmt. Zumindest kann man hier gut sehen, dass der Absorber mit Wandabstand tiefer wirkt. Die Längsmode 1. Ordnung wurde fast komplett bedämpft, was ohne Wandabstand nicht der Fall war.

      track schrieb:

      Verstehe ich das richtig, dass z.B. 10cm Basotect mit 20cm Wandabstand mehr oder weniger mit einer 30cm Absorberdicke gleichzusetzen ist? Ich kann in diesem Fall also die Werte der 30cm Berechnungen heranziehen?


      Grundsätzlich sollte das so sein. Der Rechner kann auch Wandabstand simulieren. Ich würde es einfach mal simulieren und mit Messungen verifizieren. :)

      Und noch eine Frage bezüglich der Praxis: Du schreibst, mit zwei Superchunks in den Ecken ist es nicht getan sondern das ein prozentual großer Teil der Wände mit Absorbern ausgestattet werden sollte. Gibt es dazu einen Richtwert? Sprechen wir von 30 oder 70% (wann besteht die Gefahr einer Überdämpfung)?


      Mir ist kein Richtwert bekannt. Das ist auch nicht so einfach möglich, da es zusätzlich stark auf die Positionen der Lautsprecher und des Hörers ankommt. Meine SBA-Messungen sind ja ein Extremfall. Es werden ausschließlich die Längsmoden angeregt, diese aber maximal. Das ist bei konventioneller Aufstellung nicht so, daher ist der Amplitudengang im Bass auch nicht immer so stark zerklüftet. Weiterhin ist beim SBA zu beobachten, dass in der Mitte des Raumes die Längsmode 1. Ordnung keine Rolle spielt. Theoretisch müsste man sie also gar nicht bedämpfen, sofern sich der Hörplatz dort befindet.

      SBA mit Hörplatz in der Mitte der Raumlänge (unbedämpft), 1. Längsmode bei 27 Hz


      Überdämpfung in den Höhen ist natürlich immer eine Gefahr. Ich plane für meine Rückwand auf jeden Fall für die Höhen reflektierende Flächen ein (z.B. Folie oder Diffusoren). Ansonsten werden an den restlichen Wänden großzügig Diffusoren angebracht.

      Und geht es dabei vorwiegend um die Seitenwände oder gilt das generell auch für die Front und Rückwand?


      Das ist eine Frage des Gesamtkonzepts. Mein SBA wird den gesamten Bereich unter ca. 100 Hz übernehmen, daher ist eine Bedämpfung in diesem Bereich nur an der Rückwand notwendig. Für die Hauptlautsprecher plane ich an den Seiten allerdings auch Absorber für den Grundton ein.

      Bei herkömmlicher Aufstellung würde ich alle Seiten in irgendeiner Form behandeln. Da bieten sich natürlich die Ecken an, so wie es vielerorts empfohlen wird.
    • Kleiner Hinweis noch :

      Schaut euch auch noch Isover Akustik TP1 an.

      Das hat einen Ströhmungswiderstand identisch mit Sonorock, ist aber etwas günstiger, etwas größer UND: zumindest im Hornbach gibt es das in verschiedenen Dicken von 4cm bis 10cm !

      Sprich ein Paket ist in der Regel 60cm dick = 12 Platten bei 5cm Plattenstärke (beispielsweise bei Sonorock).

      Da ich aber von Natur aus faul bin habe ich mir im Hornbach die 10cm-Platten gekauft = 6 Platten bei 60cm Paketdicke für 15 Euro das Paket. Dadurch kann man viel schneller und besser dicke Platten verlegen, beim Zuschnitt ist es einfacher und in Summe stehen die dicken Platten einfach besser als die dünnen.

      Sonorock gibt es zumindest bei uns in Pforzheim im Hornbach nur in einer Dicke und das war mir bei zwei Paletten zu aufwändig.



      Nur mal als kleiner Hinweis - ansonsten super Aufstellung und super thread... :thumbs:
    • Sehr schön Holger!

      Bei uns hier in der Nähe gibt es wohl keinen Händler/Baumarkt der Sonorock hat.
      Deshalb klasse, dass du hier alternativ Materialien nennst. Ist das Isover auch so gesundheitlich unbedenklich wie Sonorock?

      Wie schaut es mit weiteren Alternativen aus?

      Vielleicht können wir ja auch eine Aufstellung machen mit allen wichtigen Daten für die unterschiedlichen Produkte mit gleichen Eigenschaften?
      Das wäre klasse

      Grüße
      Owel
    • Owel schrieb:

      Ist das Isover auch so gesundheitlich unbedenklich wie Sonorock?


      Mineralwolle (Glas- / Steinwollen) dürfen nur noch verkauft werden, wenn Sie nicht mehr "krebsverdächtig" sind Das gilt für Isover (als Hersteller) wie auch für Rockwool usw. Um dieses Siegel zu erhalten muss das Material einfach einen/einige Forderungen erfüllen. Ich würde mich trotzem weder auf Stein- noch auf Glaswolle monatelang schlafen legen! ;)
    • Der user Silent117 aus dem Forum hier - Gründungsmitglied unseres Heimkino-Stammtisches Karlsruhe - hat für uns im internen Kreis mal eine Aufstellung erstellt über alle möglichen Materialien.

      Ich bin mal so frech und kopiere das hier mit rein - und sollte Silent117 auf mich böse sein, dann besteche ich ihn mit zwei Steak und einer Currywurst. :silly:

      Hier dann der Strömungswiderstand für einige Materialien:

      Die Einheit ist kPa*s/m², ihr müsst die Werte mal 1000 multipizieren und dann in das Dokument einsetzen.
      Also 4kPa/m² ist 4000 rayls/m (die Einheit im Excel-Dokument) und 18 kPa/m² sind 18000 rayls/m.


      Rockwool
      Steinwolle:
      Sonorock: ≥ 6 kPa*s/m²
      Sonorock Akustik: ≥ 6
      Sonorock Plus: ≥ 6
      Termarock 30: > 7
      Termarock 40: > 10
      Termarock 50: > 16
      Termarock 100: > 43


      ISOVER
      Glaswolle:
      Akustik TP1: ≥ 5
      Integra ZKF 1-032: ≥ 5
      Integra ZKF 1-035: ≥ 5
      Integra ZKF 1-040: ≥ 5
      SSP 1/SSP 2: ≥ 11
      ULTIMATE U TPV 34: ≥ 22 (einseitig mit schwarzem Vlies kaschiert)
      Steinwolle:
      SP 120: ≥ 40
      SP 150: ≥ 50
      SP 180: ≥ 70
      Akustic VP: ≥ 25


      Heraklith Heralan

      Steinwolle:
      DP-3: > 5
      DP-4: ≥ 7
      DP-5: > 7
      DP-7: > 7
      Dp-10: ≥ 20
      DP-12: ≥ 25
      DP-15: ≥ 25


      BASF
      Basotect: 8-20 (Schwankt in der Produktion; Mittelwert von 14 nehmen)


      Caruso
      Isobond: ≥ 5


      Thermohanf
      Thermo-Hanf PLUS: 3
      Thermo-Hanf PREMIUM: 3



      Aus Preis-Leistungssicht geht an Sonorock/Isover kein Weg vorbei - vorausgesetzt man hat genug Platz für dicke Absorber. :thumbs:

      Was man übrigens bei den ganzen Berechnungen auch nicht vergessen darf ist der Einfallwinkel. Je niedriger/spitzer der Einfallswinkel wird (nicht jeder Schall trifft im 90-Grad-Winkel auf den Absorber), desto größer werden die Unterschiede zwischen "kein Wandabstand" und "Wandabstand". Einfach mal selber durchrechnen mit der Exceltabelle. :bier:
    • caterham schrieb:

      Kleiner Hinweis noch :

      Schaut euch auch noch Isover Akustik TP1 an.



      Das Isover-Zeug hat aber den großen Nachteil, dass es sich dabei um eine Glaswolle handelt. Diese dünstet extrem stark Formaldehyd aus und kann so bei Allergikern und empfindlichen Naturen schnell zu Atemwegsbeschwerden (Reizungen) führen. Ein einfacher Rieselschutz gegen Faserflug (wie z.B. Molton) wäre mir persönlich bei dem Zeug nicht ausreichend. Wenn das Material jedoch eh luftdicht hinter einer Folie (Dampfbremse / Malerfolie) verschwindet, ist das eine tolle Alternative.
      Bei Steinwolle (Sonorock) hat man das Problem der Ausdünstung weniger. Hier genügt meist ein einfacher Rieselschutz (Molton) gegen Faserflug.
    • Hallo Nils und Andy-fi,

      vielen Dank für Eure Antworten. Das hilft mir schon mal sehr weiter. :thumbs:

      Habe ich also zu viele Absorber und die Höhen zu stark bedämft kann ich mit einer Folie gegensteuern. Das ist gut zu wissen! Das werde ich ausprobieren. Reichen dazu schon blaue Mülltüten die über die Absorber drübergelegt werden können?

      Ich hatte ja vor die Seitenwände nur auf Ohrhöhe mit Absorbern auszustatten (ca. 50cm hoch). Bringt das was oder ist die herangehensweise blödsinnig, da eigentlich die Absorber vom Boden zur Decke durchgehend angebracht werden müssen?

      Gruß track
    • track schrieb:


      Habe ich also zu viele Absorber und die Höhen zu stark bedämft kann ich mit einer Folie gegensteuern.


      FALSCH!

      Da hast Du etwas falsch verstanden. Die Folie hilft lediglich gegen Faserflug und Schimmel. Sie würde auch teilweise dafür sorgen, dass der HT Bereich nicht so stark bedämpft werden würde, doch bei den Mitten hast Du immernoch ein Problem. Verkleiden des Absorbers mit Schallhartem Material und dabei Beugungsschlitze für den Tieftom lassen. Das wäre der Weg.

      Ich hatte ja vor die Seitenwände nur auf Ohrhöhe mit Absorbern auszustatten (ca. 50cm hoch). Bringt das was oder ist die herangehensweise blödsinnig, da eigentlich die Absorber vom Boden zur Decke durchgehend angebracht werden müssen?


      Als Erstreflexionsabsorber (Breitband) eine gute Lösung, doch mit "Bassabsorbtion" hat das nichts zu tun.
    • @caterham
      Danke für die Liste!

      @alle
      Ich habe mal bei Thermo-Hanf direkt angefragt und ein Angebot für 10 m² mit 10 cm Dicke angefordert. Den ungefähren Preis habe ich oben eingetragen. Damit ist Thermo-Hanf günstiger als im Online-Shop. Die Speditionskosten kommen natürlich noch dazu.
      Wegen HACOBond habe ich bei Ziegler auch noch angefragt, allerdings wird das nicht in kleinen Mengen verkauft.

      Wenn jemand noch mehr interessante Materialien weiß, füge ich sie gerne der Liste hinzu.

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    • Die Preisliste für Thermohanf kann nochmal korrigiert werden:
      Bei Benz 24 gibt es Thermohanf als Mattenware für ~97,5€/m^3. 100mm - 240mm Dicke nahzu gleicher Kubikmeterpreis, dünner ist teurer, und auf Wunsch mit Maßfertigung. Ab 40 Matten kostet die Maßfertigung nichts, sonst 10% Aufschlag (eher weniger interessant).
      Allerdings kommen da natürlich noch Versandkosten hinzu, ab 7 Stück 59.00 € pauschal.
    • J_O_K_I_N schrieb:

      @Andi-fl:

      Kannst du das mit den Beugungsschlitzen mal was genauer erklären?
      Wie lang, welche breite usw. Am besten anhand eines Beispiels einer frei gewählten Frequenz
      Ich stehe da etwas auf der Leitung, oder parke wohl eher nen Sattelschlepper drauf :confused:

      Danke :thumbs:


      Ein Rechenbeispiel findest Du oben. Die Grenzfrequenz ergibt sich lediglich durch die Breite des Brettes (der Verlattung). Ein 40cm breites Brett bedeut eine Wellenlänge von 40cm. Alle Wellenlängen die größer sind, werden um das Brett herum gebeugt. alle die kleiner sind, werden vom Brett in den Raum zurück reflektiert. Da die Frequenz umgekehrt proportional ist bedeutet das: Alle Frequenzen über 857 Hz (343m/s / 0,4m) werden vom Brett in den Raum reflektiert, alle darunter (wir wollen ja einen Bassabsorber konstruieren) um das Brett herum, hinter das Brett gebeugt. Und hinter dem Brett wartet dann der poröse Absorber auf die tiefen Frequenzen. Diesen gilt es dann (entsprechend Follgott`s Simulationen) so auszulegen, dass er wirksam auch wirklich die untersten Oktaven erwischt. Dafür braucht man dann halt erhebliche Bautiefe.
      Was schwer vorstellbar aber korrekt ist: Für die Spalten zwischen den Brettern genügen locker 1-2 cm Abstand. Das reicht für den tifen Ton locker um sich um die Bretter herum zu beugen. Lochplatten arbeiten nach dem gleichen Prinzip, wobei diese aufgrund des geringen Lochabstandes ihre Grenzfrequenz eher im Mitten-Bereich haben.
      Tipp für die Google Bildersuche: "Slat Absorber"
    • Also wen ich dich richtig verstanden habe kann man einfach die Sonorock Pakete hinstellen, eine Rigipswand davor und diese z.B. Alle 40cm mit 1-2cm breiten Spalten versehen. Sollten die Spalten durchgängig von der Decke bis zum Boden gehen oder kann man da zu gunsten der Stabilität auch variiren?
    • J_O_K_I_N schrieb:

      Also wen ich dich richtig verstanden habe kann man einfach die Sonorock Pakete hinstellen, eine Rigipswand davor und diese z.B. Alle 40cm mit 1-2cm breiten Spalten versehen. Sollten die Spalten durchgängig von der Decke bis zum Boden gehen oder kann man da zu gunsten der Stabilität auch variiren?


      Dann hast Du das Problem mit der Schimmelvorbeugung zwar noch nicht im Griff, doch rein akustisch sollte das funktionieren. Ich bin kein Akustiker, aber ich würde schon darauf achten bei einer Variation nicht zu geizig mit den Spalten zu sein.
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