TEST: ACER V7850
Acer V7850 - mit Fernbedienung 2 eingeschaltet - Foto Michael B. Rehders_MBR0627.jpg
Acer V7850
Technik und Istallation
Acer nutzt einen kleinen technischen Kniff, um Filme mit UHD-Auflösung wiederzugeben. Dafür kommt die so genannte XPR-Shift-Technik zum Einsatz. Anders lassen sich die 3840 x 2160 Pixel nicht darstellen, die der Projektor laut Hersteller besitzen soll. Tatsächlich beträgt die native Auflösung „nur“ 2716 x 1528 Pixel.
Hinter der XPR-Shift-Technologie verbirgt sich ein Feature, das, wie der englische Begriff „Shift“ schon verrät, einen Teil des Bildes verschiebt. Jedes Bild wird tatsächlich zweimal projiziert. Einmal unverändert und einmal um 0,5 Pixel diagonal verschoben. Dank der schnell schaltenden Spiegel-Chips (DLP) bekommt der Zuschauer davon allerdings nichts mit – und sieht deshalb ein einziges flimmerfreies Bild auf der Leinwand.
Auf diese Weise kann HDR-Kontent projiziert werden. Wie gut das funktioniert, zeigt mein Bildvergleich unten.
Die Aufstellung des V7850 gestaltet sich recht einfach. Entweder wird der Acer V7850 auf Höhe des unteren Leinwandrands platziert, oder er kann überkopf unter der Zimmerdecke seinen Dienst verrichten. In beiden Fällen hilft ein kleiner Lens-Shift-Regelbereich dabei, das Bild exakt auf der Leinwand auszurichten.
Acer hat im V7850 eine Frame Interpolation integriert, um bewegte Elemente ruckelfrei und gestochen scharf abzubilden – und das sogar bei Kontent mit UHD-Auflösung. Diese Technik hat das Unternehmen „AcuMotion“ getauft. Einzigartig ist bislang die Möglichkeit einer Split-Screen-Darstellung, um das Ergebnis der Einstellungen zu überprüfen. Auf der einen Seite wird ein Film ohne „AcuMotion“ dargestellt, auf der anderen Seite mit „AcuMotion“. Da „AcuMotion“ in mehreren Stufen einstellbar ist, kann jeder den für sich angenehmsten Look herausfinden.
Das On-Screen-Menü wurde von Acer sichtbar modernisiert. Die Begrifflichkeiten sind jetzt quasi selbsterklärend. Ein vollständiges Sechs-Achsen-Farbmanagement und die Möglichkeit, die Farbtemperatur einzustellen sind selbstverständlich vorhanden.
Acer V7850 - Anschlüsse - Foto Michael B. Rehders_MBR0636.jpg
Sämtliche Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite des Projektors.
Messungen
Der Acer V7850 gefällt im Anzeigemodus „Standard“ bereits mit natürliche Farben. Die erzielten 1770 Lumen reichen aus, um auf Bildbreiten bis zu 4,50 Meter brillante Farben darzustellen. Obendrein sind genügend Lichtreserven für HDR vorhanden, wenn die Bildbreite drei Meter nicht überschreitet.
Kalibriert auf den D65-Punkt und Rec.709-Standard verliert der V7850 nur wenig Lichtausbeute. 1670 Lumen ist ein richtig guter Wert.
Der On/Off-Kontrast beträgt stark verbesserungswürdige 763:1. Selbst der dynamische On/Off-Kontrast reißt mit 1513:1 keine Bäume aus. Den ANSI-Kontrast finde ich preisklassenüblich mit 342:1.
Acer V 7850 - Messungen - Farbraum - links kalibriert - rechts ab Werk.jpg
Primär- und Sekundärfarben: In der Werkseinstellung ist der Farbraum ein wenig erweitert (rechts). Vielen dürfte dieser etwas buntere Farbeindruck allerdings gefallen, weil Landschaften und Hautfarben natürlicher erscheinen. Im Bildmodus „Benutzer“ ist der Farbraum fast mustergültig (links). Es sind nur wenige Korrekturen bis zur exakten Rec.709-Standardeinstellung notwendig.
Acer V 7850 - Messung - Graustufenverlauf ab Werk.jpg
Graustufenverlauf ab Werk: Während Rot und Blau durchweg über dem Soll liegen (100-%-Linie), verläuft Grün knapp darunter. Da der Farbtemperatur weitgehend linear verläuft, stellen sich keinerlei Verfärbungen in Schwarz/Weiß-Bildwerken ein.
Acer V 7850 - Messung - Tabelle Graustufenverlauf kalibriert.jpg
Graustufenverlauf kalibriert: Nach der Korrektur sind alle Grauabstufungen sprichwörtlich im grünen Bereich. Die Farbtemperatur beträgt vorbildliche 6505 Kelvin.
Acer V 7850 - Messungen - Gamma - links kalibriert - rechts ab Werk.jpgGamma: Ab Werk ist das Gamma viel zu niedrig (rechts). Deshalb erscheinen Mischlichtszenen unschön blass. Idealerweise verläuft das Gamma exakt auf der 2.2-Linie. Das Preset „2.4“ (links) trifft ihren Sollpunkt sehr viel besser, obwohl auch hier die letzte Präzision fehlt. Trotzdem profitiert der Bildeindruck vom Gamma 2.4 enorm, weil die Farbbrillanz damit deutlich zulegt.
Acer V7850 - Messung - Farbraum HDR.jpgFarbraum HDR: Das schwarze Dreieck zeigt die Zielkoordinaten für den DCI-P3-Farbraum, der aktuell vom HDR-Standard genutzt wird. Es ist gut zu sehen, dass der Acer V7850 nicht imstande ist, diesen Standard vollständig zu erfüllen. Während die Primärfarben Rot und Blau sowie die Sekundärfarbe Magenta der HDR-Vorgabe noch relativ nahe kommen, ist das Spektrum in Richtung Grün viel zu klein. Der HDR-Farbraum des V7850 ist insgesamt nur etwas größer als der Rec.709-Farbraum. Dies führt bei HDR Filmen zwangsläufig dazu, dass grüne, gelbe und cyane Bildinhalte nicht ihr volles Farbspektrum auf der Leinwand ausschöpfen.
Leider lassen sich die Anzeigemodi „Rec.709“ und „sRGB“ nicht einstellen, da bei Änderungen von Farbtemperatur und Gamut der Acer V7850 automatisch in den Modus „Benutzer“ schaltet. Dort können die Einstellungen wunschgemäß vorgenommen werden. Umständlich finde ich im Rahmen der Kalibrierung, dass für jede Wiedergabefrequenz und Bildgröße (24 Hz, 50 Hz, 60 Hz, Full-HD, 4K, HDR) eigene Einstellungen erforderlich sind, selbst wenn es sich um den selben Zuspieler handelt.
Etwas verwundert bin ich auch davon, dass der Acer die vorgenommenen Änderungen wieder löscht, beziehungsweise zurücksetzt, sobald der Projektor ausgeschaltet wird. Nach dem Neustart sind nämlich alle aufwändig vorgenommenen Korrekturen nicht mehr vorhanden. Das ist allein aus einem einzigen Grund nicht ärgerlich: Im Anzeigemodus „Benutzer“ sind die Farben bereits vorzüglich. Trotzdem sollte Acer diesen Umstand mit einem Update beheben, weil Änderungen des Farbspektrums mit zunehmender Lampenalterung zurzeit nicht korrigiert werden können.
Bildeindrücke
Blu-ray: Die schwarz/weiße Anfangsszene in „Casino Royale“ mit dem brüllenden MGM-Löwen und James Bond, der im Schatten eines Büros auf seinen Gegner wartet, werden nach der Kalibrierung vollkommen farbneutral wiedergegeben. Als das Wasserflugzeug auf den Bahamas landet, erzeugt der Acer ein leichtes Bildruckeln. Das hat seine Ursache darin, dass jegliches Kontent auf 60 Hz umgerechnet wird. Mit Hinzuschaltung der „AcuMotion“ ist das Ruckeln aber weitestgehend weg und das Wasserflugzeug fliegt angenehm weich über das wunderbar cyanfarbige Wasser. Nach der Landung offenbart das Gebäude im Hintergrund alle Details. Kleinste Streben der Balkonbrüstungen werden sauber dargestellt. Die grünen Palmen versprühen pures Urlaubsfeeling, und der blaue Himmel sieht zum Zungeschnalzen schön aus. Das magentafarbige Kleid von Bonds Gespielin leuchtet prachtvoll in der Dunkelheit vor dem Hotel. Als der Zug durchs Tal in Montenegro fährt, ist jedes noch so kleine Detail zu sehen. Alle Nadelstreifen sind auf Bonds Anzug vorhanden, während dieser auf Vesper wartet und in der Speisekarte blättert. Aufgrund des verbesserungswürdigen Schwarzwertes erscheinen dunkle Inhalte allerdings etwas aufgehellt. Sobald ein paar helle Spitzlichter hinzukommen, nimmt die Plastizität aber sichtbar zu. Überhaupt profitieren die Aufnahmen von der hohen Maximalhelligkeit auf drei Meter Bildbreite. Die Mischung aus hervorragender Schärfe und hoher Maximalhelligkeit lassen Farben wunderbar leuchten.
Acer V7850 - Screenshot Hamburg Totale - Foto Michael B. Rehders_MBR0649.jpgIn der Totalaufnahme ist gut zu sehen, dass der Acer V7850 zum Rand hin nicht nennenswert dunkler wird.
Acer V7850 - Screenshot Hamburg - Foto Michael B. Rehders_MBR0675.jpgAuf den ersten Blick ist auf der ca. 1-%-Ausschnittsvergrößerung des Screenshots zu erkennen, dass der Schriftzug STADTRUNDFAHRT auf dem roten Doppeldecker vollständig lesbar ist. Das Wappen von Hamburg ist daneben komplett abgebildet. Der graue Asphalt und die orangen Türen der U-Bahn sehen natürlich aus. Letztendlich ist der dunkle Bereich unter der Brücke perfekt durchgezeichnet. Alle sichtbaren Inhalte sind vorhanden.
HDR: Als nächstes startete ich „Life of Pi“ in HDR, weil der Acer V7850 diese brandneue Technik unterstützt. Nach der Kalibrierung wird der Titelvorspann knackscharf auf die große Leinwand gebrannt. Die geschwungenen Schriften weisen keinerlei Abstufungen auf, wie es bei der Full-HD-Version dieses Streifens noch deutlich der Fall ist. Obwohl der Farbraum nur etwas größer ausfällt als Rec.709, leuchtet der Himmel in einer Farbenpracht, wie ich es bislang nur selten gesehen habe. Die grünen Palmenblätter stellen andere Projektoren hingegen schon sichtbar farbenprächtiger dar. Die höhere Auflösung, der bessere Kontrast und die natürlichen Farben schlagen bei „Life of Pi“ im Vergleich zur Blu-ray voll durch. Einzig der begrenzte Schwarzwert des Acer schmälert den insgesamt doch guten Bildeindruck ein wenig, sobald dunkle Inhalte die Oberhand gewinnen. Als Pi beispielsweise nachts unter dem Sternenhimmel auf dem Boot treibt, wird der Himmel nicht tiefschwarz dargestellt sondern ist leicht aufgehellt. Dafür sind all die Dinge auf dem Boot zu sehen, den Pi im Laufe der Zeit angesammelt hat. Als die leuchtenden Fische unter der Wasseroberfläche schwimmen, sind diese klar und deutlich erkennbar. Kleinste Spitzlichter des Mondes auf den kleinen Wellen sehen nahezu realistisch aus. Bei Tageslichtaufnahmen läuft der Acer dann zur Hochform auf. Als die Flugfische über das kleine Boot segeln und der hungrige Tiger mit seiner Pranke nach ihnen schlägt, besitzt das Geschehen eine Brillanz, die ihresgleichen sucht. Dank der gut arbeitenden FI verschmieren keine Inhalte.
HDR-Kontent mit 60 Hz gibt der Acer V7850 übrigens gleichermaßen gut wieder. Damit ist ein ungetrübter Filmspaß gewährleistet, den Streaming-Dienste wie Amazon und Netflix anbieten. Zum Beispiel wird „Marco Polo“ störungsfrei projiziert.
Zu guter Letzt fällt besonders positiv auf, wie leise dieser Projektor ist – und das bereits im hohen Lampenmodus. Wenn leise Filmszenen laufen, ist der Acer V7850 kaum noch zu hören. Wird die Lichtleistung reduziert, nimmt das bereits sehr leise Betriebsgeräusch noch weiter ab. Der Projektor ist dann praktisch unhörbar.
Acer V7850 - Screenshot Rom Totale - Foto Michael B. Rehders_MBR0656.jpg
Die Original-Aufnahme von Rom wurde mit nativer UHD-Auflösung dem Projektor zugespielt. Betrachten wir uns mal einen kleinen Ausschnitt daraus, der sich oben rechts neben dem Kolosseum befindet, um die Schärfeunterschiede mit zwei anderen 4K-Projektoren zu vergleichen.
Acer V7850 - Screenshot Rom - Foto Michael B. Rehders_MBR0658.jpg
Acer V7850: Dieser Screenshot zeigt einen kleinen Ausschnitt aus einem 4K-Bildwerk aus Rom. Neben dem Kolosseum steht ein gemauertes Haus in verschiedenen rot/braunen Farbtönen. Die Straßenlaternen davor sind vollständig zu sehen. Selbst der Zaun wird detailreich reproduziert, der das Kolosseum von der Straße abgrenzt. Sogar die Innenwände, die oben im Kolosseum zu sehen sind, weisen nocht etwas Zeichnung auf.
Sony VPL-VW550 - Screenshot - Rom Ausschnitt - Originalaufnahme Michael B. Rehders.jpgSony VPL-VW550ES: In der Ausschnittsvergrößerung fallen mir gleich mehrere Dinge auf. Zum einen sind blaue und rote Farbsäume sichtbar, die Feinauflösung kosten und dem Bild relativ harte Kanten verleihen. Ansonsten ist kein nennenswerter Vorteil der nativen UHD-Auflösung vorhanden. Insgesamt erscheint das ganze Bild sogar etwas "weicher". Hier fehlt mir die Farbbrillanz des Acers V7850. Obendrein filtert der Sony die Mauersteine oben am Kolosseum fast vollständig weg. Hier greift ganz offensichtlich ein Weichzeichner ins Bild ein, obwohl alle digitalen Filterregelungen ausgeschaltet sind. Das erklärt dann auch, warum dieser Projektor beispielsweise deutlich weniger Sterne in Filmen darstellt als andere Projektoren. Die immer aktiven Rauschfilter bewerten einige Feindetails als Rauschen und entfernen sie. Originalgetreu ist die Wiedergabe damit leider nicht.
Acer V9800 - Screenshot - Rom Ausschnitt - Foto Michael B. Rehders.jpg
Acer V9800: Dieser 4K-Projektor legt in allen Bereichen gegenüber den beiden anderen Projektoren zu. Es sind schlicht und ergreifend noch mehr Feindetails zu sehen. Die Plastizität ist besser und die Farbbrillanz legt noch einmal zu, gleichwohl eine ganz leichte digitale Nachschärfung vorhanden ist, die aber aus normalen Betrachtungsabständen nicht auffällt. Schade, dass dieser Projektor den 60-Hz-Bug besitzt - zeigt alle Bildinhalte mit 60 Hz, auch wenn diese im Original mit 24 Hz vorliegen -, der zu unschönem Bildruckeln (3:2-Pulldown) führt.
Fazit
Acer offeriert mit dem V7850 einen preiswerten 4K-Projektor, der mit 1670 Lumen Bildbreiten bis 3,90 Meter strahlend hell ausleuchtet. Die natürlichen Farben in der Werkseinstellung sowie die hervorragende Schärfe überspielen die wenigen Mankos einer durchaus noch verbesserungswürdigen Firmware und den relativ geringen Kontrast. Filmfreunde, die knackscharfe Bilder lieben, flüssige Bewegungen mit einer FI bevorzugen und obendrein HDR auf der großen Leinwand betrachten wollen, sollten sich den Acer V7850 unbedingt mal anschauen.
Pro und Kontra:
+ unterstützt HDR und UHD
+ sehr gute Schärfe
+ natürliche Farben in der Werkseinstellung
+ sehr hell mit 1670 Lumen (kalibriert)
+ FI auch mit HDR-Kontent nutzbar
+ Rec.709-Farbraum ab Werk
+ leise
– 60 Hz-Ruckeln
– Bildeinstellungen werden nach Ausschalten gelöscht
– stark verbesserungswürdiger Kontrast
– nicht 3D-fähig
– kein elektrisches Objektiv für Zoom, Fokus und Lens-Shift
Messungen: Acer V7850
Maximalhelligkeit: 2324 Lumen (Bildmodus „Hell“)
Maximalhelligkeit: 1670 Lumen (kalibriert – Bildmodus „Benutzer“)
Schwarzwert: 2,1 Lumen (kalibriert – Bildmodus „Benutzer“)
Kontrast (On/Off): 763:1 nativ / 1513:1 dynamisch (kalibriert)
Kontrast (ANSI): 342:1
Farbtemperatur: 6505 Kelvin (D65)
Preis: 2990,- Euro (UVP)
Test, Text und Fotos: von mir
Acer V7850 - mit Fernbedienung 2 eingeschaltet - Foto Michael B. Rehders_MBR0627.jpg
Acer V7850
Technik und Istallation
Acer nutzt einen kleinen technischen Kniff, um Filme mit UHD-Auflösung wiederzugeben. Dafür kommt die so genannte XPR-Shift-Technik zum Einsatz. Anders lassen sich die 3840 x 2160 Pixel nicht darstellen, die der Projektor laut Hersteller besitzen soll. Tatsächlich beträgt die native Auflösung „nur“ 2716 x 1528 Pixel.
Hinter der XPR-Shift-Technologie verbirgt sich ein Feature, das, wie der englische Begriff „Shift“ schon verrät, einen Teil des Bildes verschiebt. Jedes Bild wird tatsächlich zweimal projiziert. Einmal unverändert und einmal um 0,5 Pixel diagonal verschoben. Dank der schnell schaltenden Spiegel-Chips (DLP) bekommt der Zuschauer davon allerdings nichts mit – und sieht deshalb ein einziges flimmerfreies Bild auf der Leinwand.
Auf diese Weise kann HDR-Kontent projiziert werden. Wie gut das funktioniert, zeigt mein Bildvergleich unten.
Die Aufstellung des V7850 gestaltet sich recht einfach. Entweder wird der Acer V7850 auf Höhe des unteren Leinwandrands platziert, oder er kann überkopf unter der Zimmerdecke seinen Dienst verrichten. In beiden Fällen hilft ein kleiner Lens-Shift-Regelbereich dabei, das Bild exakt auf der Leinwand auszurichten.
Acer hat im V7850 eine Frame Interpolation integriert, um bewegte Elemente ruckelfrei und gestochen scharf abzubilden – und das sogar bei Kontent mit UHD-Auflösung. Diese Technik hat das Unternehmen „AcuMotion“ getauft. Einzigartig ist bislang die Möglichkeit einer Split-Screen-Darstellung, um das Ergebnis der Einstellungen zu überprüfen. Auf der einen Seite wird ein Film ohne „AcuMotion“ dargestellt, auf der anderen Seite mit „AcuMotion“. Da „AcuMotion“ in mehreren Stufen einstellbar ist, kann jeder den für sich angenehmsten Look herausfinden.
Das On-Screen-Menü wurde von Acer sichtbar modernisiert. Die Begrifflichkeiten sind jetzt quasi selbsterklärend. Ein vollständiges Sechs-Achsen-Farbmanagement und die Möglichkeit, die Farbtemperatur einzustellen sind selbstverständlich vorhanden.
Acer V7850 - Anschlüsse - Foto Michael B. Rehders_MBR0636.jpg
Sämtliche Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite des Projektors.
Messungen
Der Acer V7850 gefällt im Anzeigemodus „Standard“ bereits mit natürliche Farben. Die erzielten 1770 Lumen reichen aus, um auf Bildbreiten bis zu 4,50 Meter brillante Farben darzustellen. Obendrein sind genügend Lichtreserven für HDR vorhanden, wenn die Bildbreite drei Meter nicht überschreitet.
Kalibriert auf den D65-Punkt und Rec.709-Standard verliert der V7850 nur wenig Lichtausbeute. 1670 Lumen ist ein richtig guter Wert.
Der On/Off-Kontrast beträgt stark verbesserungswürdige 763:1. Selbst der dynamische On/Off-Kontrast reißt mit 1513:1 keine Bäume aus. Den ANSI-Kontrast finde ich preisklassenüblich mit 342:1.
Acer V 7850 - Messungen - Farbraum - links kalibriert - rechts ab Werk.jpg
Primär- und Sekundärfarben: In der Werkseinstellung ist der Farbraum ein wenig erweitert (rechts). Vielen dürfte dieser etwas buntere Farbeindruck allerdings gefallen, weil Landschaften und Hautfarben natürlicher erscheinen. Im Bildmodus „Benutzer“ ist der Farbraum fast mustergültig (links). Es sind nur wenige Korrekturen bis zur exakten Rec.709-Standardeinstellung notwendig.
Acer V 7850 - Messung - Graustufenverlauf ab Werk.jpg
Graustufenverlauf ab Werk: Während Rot und Blau durchweg über dem Soll liegen (100-%-Linie), verläuft Grün knapp darunter. Da der Farbtemperatur weitgehend linear verläuft, stellen sich keinerlei Verfärbungen in Schwarz/Weiß-Bildwerken ein.
Acer V 7850 - Messung - Tabelle Graustufenverlauf kalibriert.jpg
Graustufenverlauf kalibriert: Nach der Korrektur sind alle Grauabstufungen sprichwörtlich im grünen Bereich. Die Farbtemperatur beträgt vorbildliche 6505 Kelvin.
Acer V 7850 - Messungen - Gamma - links kalibriert - rechts ab Werk.jpgGamma: Ab Werk ist das Gamma viel zu niedrig (rechts). Deshalb erscheinen Mischlichtszenen unschön blass. Idealerweise verläuft das Gamma exakt auf der 2.2-Linie. Das Preset „2.4“ (links) trifft ihren Sollpunkt sehr viel besser, obwohl auch hier die letzte Präzision fehlt. Trotzdem profitiert der Bildeindruck vom Gamma 2.4 enorm, weil die Farbbrillanz damit deutlich zulegt.
Acer V7850 - Messung - Farbraum HDR.jpgFarbraum HDR: Das schwarze Dreieck zeigt die Zielkoordinaten für den DCI-P3-Farbraum, der aktuell vom HDR-Standard genutzt wird. Es ist gut zu sehen, dass der Acer V7850 nicht imstande ist, diesen Standard vollständig zu erfüllen. Während die Primärfarben Rot und Blau sowie die Sekundärfarbe Magenta der HDR-Vorgabe noch relativ nahe kommen, ist das Spektrum in Richtung Grün viel zu klein. Der HDR-Farbraum des V7850 ist insgesamt nur etwas größer als der Rec.709-Farbraum. Dies führt bei HDR Filmen zwangsläufig dazu, dass grüne, gelbe und cyane Bildinhalte nicht ihr volles Farbspektrum auf der Leinwand ausschöpfen.
Leider lassen sich die Anzeigemodi „Rec.709“ und „sRGB“ nicht einstellen, da bei Änderungen von Farbtemperatur und Gamut der Acer V7850 automatisch in den Modus „Benutzer“ schaltet. Dort können die Einstellungen wunschgemäß vorgenommen werden. Umständlich finde ich im Rahmen der Kalibrierung, dass für jede Wiedergabefrequenz und Bildgröße (24 Hz, 50 Hz, 60 Hz, Full-HD, 4K, HDR) eigene Einstellungen erforderlich sind, selbst wenn es sich um den selben Zuspieler handelt.
Etwas verwundert bin ich auch davon, dass der Acer die vorgenommenen Änderungen wieder löscht, beziehungsweise zurücksetzt, sobald der Projektor ausgeschaltet wird. Nach dem Neustart sind nämlich alle aufwändig vorgenommenen Korrekturen nicht mehr vorhanden. Das ist allein aus einem einzigen Grund nicht ärgerlich: Im Anzeigemodus „Benutzer“ sind die Farben bereits vorzüglich. Trotzdem sollte Acer diesen Umstand mit einem Update beheben, weil Änderungen des Farbspektrums mit zunehmender Lampenalterung zurzeit nicht korrigiert werden können.
Bildeindrücke
Blu-ray: Die schwarz/weiße Anfangsszene in „Casino Royale“ mit dem brüllenden MGM-Löwen und James Bond, der im Schatten eines Büros auf seinen Gegner wartet, werden nach der Kalibrierung vollkommen farbneutral wiedergegeben. Als das Wasserflugzeug auf den Bahamas landet, erzeugt der Acer ein leichtes Bildruckeln. Das hat seine Ursache darin, dass jegliches Kontent auf 60 Hz umgerechnet wird. Mit Hinzuschaltung der „AcuMotion“ ist das Ruckeln aber weitestgehend weg und das Wasserflugzeug fliegt angenehm weich über das wunderbar cyanfarbige Wasser. Nach der Landung offenbart das Gebäude im Hintergrund alle Details. Kleinste Streben der Balkonbrüstungen werden sauber dargestellt. Die grünen Palmen versprühen pures Urlaubsfeeling, und der blaue Himmel sieht zum Zungeschnalzen schön aus. Das magentafarbige Kleid von Bonds Gespielin leuchtet prachtvoll in der Dunkelheit vor dem Hotel. Als der Zug durchs Tal in Montenegro fährt, ist jedes noch so kleine Detail zu sehen. Alle Nadelstreifen sind auf Bonds Anzug vorhanden, während dieser auf Vesper wartet und in der Speisekarte blättert. Aufgrund des verbesserungswürdigen Schwarzwertes erscheinen dunkle Inhalte allerdings etwas aufgehellt. Sobald ein paar helle Spitzlichter hinzukommen, nimmt die Plastizität aber sichtbar zu. Überhaupt profitieren die Aufnahmen von der hohen Maximalhelligkeit auf drei Meter Bildbreite. Die Mischung aus hervorragender Schärfe und hoher Maximalhelligkeit lassen Farben wunderbar leuchten.
Acer V7850 - Screenshot Hamburg Totale - Foto Michael B. Rehders_MBR0649.jpgIn der Totalaufnahme ist gut zu sehen, dass der Acer V7850 zum Rand hin nicht nennenswert dunkler wird.
Acer V7850 - Screenshot Hamburg - Foto Michael B. Rehders_MBR0675.jpgAuf den ersten Blick ist auf der ca. 1-%-Ausschnittsvergrößerung des Screenshots zu erkennen, dass der Schriftzug STADTRUNDFAHRT auf dem roten Doppeldecker vollständig lesbar ist. Das Wappen von Hamburg ist daneben komplett abgebildet. Der graue Asphalt und die orangen Türen der U-Bahn sehen natürlich aus. Letztendlich ist der dunkle Bereich unter der Brücke perfekt durchgezeichnet. Alle sichtbaren Inhalte sind vorhanden.
HDR: Als nächstes startete ich „Life of Pi“ in HDR, weil der Acer V7850 diese brandneue Technik unterstützt. Nach der Kalibrierung wird der Titelvorspann knackscharf auf die große Leinwand gebrannt. Die geschwungenen Schriften weisen keinerlei Abstufungen auf, wie es bei der Full-HD-Version dieses Streifens noch deutlich der Fall ist. Obwohl der Farbraum nur etwas größer ausfällt als Rec.709, leuchtet der Himmel in einer Farbenpracht, wie ich es bislang nur selten gesehen habe. Die grünen Palmenblätter stellen andere Projektoren hingegen schon sichtbar farbenprächtiger dar. Die höhere Auflösung, der bessere Kontrast und die natürlichen Farben schlagen bei „Life of Pi“ im Vergleich zur Blu-ray voll durch. Einzig der begrenzte Schwarzwert des Acer schmälert den insgesamt doch guten Bildeindruck ein wenig, sobald dunkle Inhalte die Oberhand gewinnen. Als Pi beispielsweise nachts unter dem Sternenhimmel auf dem Boot treibt, wird der Himmel nicht tiefschwarz dargestellt sondern ist leicht aufgehellt. Dafür sind all die Dinge auf dem Boot zu sehen, den Pi im Laufe der Zeit angesammelt hat. Als die leuchtenden Fische unter der Wasseroberfläche schwimmen, sind diese klar und deutlich erkennbar. Kleinste Spitzlichter des Mondes auf den kleinen Wellen sehen nahezu realistisch aus. Bei Tageslichtaufnahmen läuft der Acer dann zur Hochform auf. Als die Flugfische über das kleine Boot segeln und der hungrige Tiger mit seiner Pranke nach ihnen schlägt, besitzt das Geschehen eine Brillanz, die ihresgleichen sucht. Dank der gut arbeitenden FI verschmieren keine Inhalte.
HDR-Kontent mit 60 Hz gibt der Acer V7850 übrigens gleichermaßen gut wieder. Damit ist ein ungetrübter Filmspaß gewährleistet, den Streaming-Dienste wie Amazon und Netflix anbieten. Zum Beispiel wird „Marco Polo“ störungsfrei projiziert.
Zu guter Letzt fällt besonders positiv auf, wie leise dieser Projektor ist – und das bereits im hohen Lampenmodus. Wenn leise Filmszenen laufen, ist der Acer V7850 kaum noch zu hören. Wird die Lichtleistung reduziert, nimmt das bereits sehr leise Betriebsgeräusch noch weiter ab. Der Projektor ist dann praktisch unhörbar.
Acer V7850 - Screenshot Rom Totale - Foto Michael B. Rehders_MBR0656.jpg
Die Original-Aufnahme von Rom wurde mit nativer UHD-Auflösung dem Projektor zugespielt. Betrachten wir uns mal einen kleinen Ausschnitt daraus, der sich oben rechts neben dem Kolosseum befindet, um die Schärfeunterschiede mit zwei anderen 4K-Projektoren zu vergleichen.
Acer V7850 - Screenshot Rom - Foto Michael B. Rehders_MBR0658.jpg
Acer V7850: Dieser Screenshot zeigt einen kleinen Ausschnitt aus einem 4K-Bildwerk aus Rom. Neben dem Kolosseum steht ein gemauertes Haus in verschiedenen rot/braunen Farbtönen. Die Straßenlaternen davor sind vollständig zu sehen. Selbst der Zaun wird detailreich reproduziert, der das Kolosseum von der Straße abgrenzt. Sogar die Innenwände, die oben im Kolosseum zu sehen sind, weisen nocht etwas Zeichnung auf.
Sony VPL-VW550 - Screenshot - Rom Ausschnitt - Originalaufnahme Michael B. Rehders.jpgSony VPL-VW550ES: In der Ausschnittsvergrößerung fallen mir gleich mehrere Dinge auf. Zum einen sind blaue und rote Farbsäume sichtbar, die Feinauflösung kosten und dem Bild relativ harte Kanten verleihen. Ansonsten ist kein nennenswerter Vorteil der nativen UHD-Auflösung vorhanden. Insgesamt erscheint das ganze Bild sogar etwas "weicher". Hier fehlt mir die Farbbrillanz des Acers V7850. Obendrein filtert der Sony die Mauersteine oben am Kolosseum fast vollständig weg. Hier greift ganz offensichtlich ein Weichzeichner ins Bild ein, obwohl alle digitalen Filterregelungen ausgeschaltet sind. Das erklärt dann auch, warum dieser Projektor beispielsweise deutlich weniger Sterne in Filmen darstellt als andere Projektoren. Die immer aktiven Rauschfilter bewerten einige Feindetails als Rauschen und entfernen sie. Originalgetreu ist die Wiedergabe damit leider nicht.
Acer V9800 - Screenshot - Rom Ausschnitt - Foto Michael B. Rehders.jpg
Acer V9800: Dieser 4K-Projektor legt in allen Bereichen gegenüber den beiden anderen Projektoren zu. Es sind schlicht und ergreifend noch mehr Feindetails zu sehen. Die Plastizität ist besser und die Farbbrillanz legt noch einmal zu, gleichwohl eine ganz leichte digitale Nachschärfung vorhanden ist, die aber aus normalen Betrachtungsabständen nicht auffällt. Schade, dass dieser Projektor den 60-Hz-Bug besitzt - zeigt alle Bildinhalte mit 60 Hz, auch wenn diese im Original mit 24 Hz vorliegen -, der zu unschönem Bildruckeln (3:2-Pulldown) führt.
Fazit
Acer offeriert mit dem V7850 einen preiswerten 4K-Projektor, der mit 1670 Lumen Bildbreiten bis 3,90 Meter strahlend hell ausleuchtet. Die natürlichen Farben in der Werkseinstellung sowie die hervorragende Schärfe überspielen die wenigen Mankos einer durchaus noch verbesserungswürdigen Firmware und den relativ geringen Kontrast. Filmfreunde, die knackscharfe Bilder lieben, flüssige Bewegungen mit einer FI bevorzugen und obendrein HDR auf der großen Leinwand betrachten wollen, sollten sich den Acer V7850 unbedingt mal anschauen.
Pro und Kontra:
+ unterstützt HDR und UHD
+ sehr gute Schärfe
+ natürliche Farben in der Werkseinstellung
+ sehr hell mit 1670 Lumen (kalibriert)
+ FI auch mit HDR-Kontent nutzbar
+ Rec.709-Farbraum ab Werk
+ leise
– 60 Hz-Ruckeln
– Bildeinstellungen werden nach Ausschalten gelöscht
– stark verbesserungswürdiger Kontrast
– nicht 3D-fähig
– kein elektrisches Objektiv für Zoom, Fokus und Lens-Shift
Messungen: Acer V7850
Maximalhelligkeit: 2324 Lumen (Bildmodus „Hell“)
Maximalhelligkeit: 1670 Lumen (kalibriert – Bildmodus „Benutzer“)
Schwarzwert: 2,1 Lumen (kalibriert – Bildmodus „Benutzer“)
Kontrast (On/Off): 763:1 nativ / 1513:1 dynamisch (kalibriert)
Kontrast (ANSI): 342:1
Farbtemperatur: 6505 Kelvin (D65)
Preis: 2990,- Euro (UVP)
Test, Text und Fotos: von mir
Gruß
George Lucas
Mein HEIMKINO
Lumière, 12 Plätze, 60 m³, Projektor: JVC DLA-NZ8, Leinwand: Screen Research ClearPix Ultimate Weiß, Lautsprecher: JBL 3678 (Front), KCS SR-10A (Surrounds/Top), KCS C -218-A THX (SUB), Receiver: Marantz SR7011, 4K-Player: Sony UBP-X800, Panasonic DP-UB824, Endstufen: 4x Crown XLS 402D, 1x Liker BST 930,
George Lucas
Mein HEIMKINO
Lumière, 12 Plätze, 60 m³, Projektor: JVC DLA-NZ8, Leinwand: Screen Research ClearPix Ultimate Weiß, Lautsprecher: JBL 3678 (Front), KCS SR-10A (Surrounds/Top), KCS C -218-A THX (SUB), Receiver: Marantz SR7011, 4K-Player: Sony UBP-X800, Panasonic DP-UB824, Endstufen: 4x Crown XLS 402D, 1x Liker BST 930,
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