Etwas überrascht darüber, dass es zu diesem Film noch keine Rezension gibt, schreibe ich dann mal eine.
Der goldene Handschuh ist die Verfilmung des gleichnamigen Buches von Heinz Strunck, basierend auf der wahren Geschichte über den Frauenmörder Fritz Honka. Honka hatte Anfang der 70er im Hamburger Stadtteil St. Pauli im Laufe mehrer Jahre unbemerkt 4 Frauen ermordet und in Stücke zerteilt. Die Leichenteile der Opfer hebt er über Jahre in seiner Wohnung auf und nur durch Zufall wird er und seine abartigen Taten entdeckt.
Als Hamburger kennt man eigentlich die Geschichte von Fritz Honka. Bilder seiner Wohnung, sowie original Requisiten seiner Taten finden sich in der Ausstellung des Hamburger Polizeimuseums. Und wer schon mal auf dem Kiez war, kennt auch die schmuddeligen Kneipen in den Seitenstraßen wie dem Hamburger Berg oder der Silbersackstraße. Kneipen wie "Der goldenen Handschuh", in denen die gescheiterten Existenzen noch heute ihrer Alkoholsucht unterliegen.
Fatih Akin schuf mit "Der goldene Handschuh" ein beeindruckendes Werk. Der Film ist total anders als man es von vielen deutschen Mainstream Filmen kennt. Da ist keine Romantik, kein Glanz, keine Comedy.
Haben manche Szenen in der Kneipe ob ihrer Protagonisten mit ihren Spitznamen und deren hohler Gespräche noch eine gewisse Situations- und Tragikkomik, so gibt es sonst in dem Film so richtig Nichts zu lachen. Der Film ist roh, direkt und schonungslos. Explizit in seiner kommentarlosen Form der Darstellung der Gewalt und abstoßend in der angedeuteten Darstellung des Geschlechtsverkehrs ist der Film nichts für zartbesaitete Naturen. Der Film ist auch ganz bestimmt nichts für den gemütlichen Pärchenabend. Es ist auch kein Horrorfilm, wie es einige Kritiker gerne schrieben. Vielmehr eine extrem distanzlose Milieustudie gescheiterter Existenzen deren Leben sich um den Alkohol (meist in Form von Fanta/Korn) dreht. Man schaut den Film mit einer gewissen Faszination des Grauens, das sich da auf der Leinwand abspielt. Dem Film fehlt auch jeglicher Ansatz einer Erklärung oder einer Entschuldigung für Honkas Verhalten. Auf das Leben vor den Taten wird nicht eingegangen. Die Opfer bekommen keinen Platz für Mitgefühl. Akin versetzt den Zuschauer im Prinzip in eine Beobachter oder Beifahrerrolle, der das ganze Elend unkommentiert betrachten soll, wodurch er m.M.n. auch die emotionslose Sinnlosigkeit der Taten herausstellt ohne dabei Entschuldigungen für die Taten in Fritz Honkas kaputter Vergangenheit und desolater Psyche zu suchen. Der Film Endet mit der Festnahme von Honka. Wer mehr über Honkas Vorgeschichte erfahren möchte, sollte das Buch von Heinz Strunck lesen.
Man sieht dem Film die Detailbesessenheit von Fatih Akin an. Sofort wird klar, dass Fatih Akin mit seinem Film so perfekt wie möglich an die Orte, Taten, Wahrheit und Realität der Geschichte halten wollte. Perfekt sind sowohl die Kneipe, als auch die Dachgeschosswohnung dargestellt. Da stimmt einfach jedes Detail der Pornoposter und Duftbäume, wenn man sich im Abspann die Bilder der damaligen original Orte ansieht. Vom Rest von St. Pauli sieht man nur wenig. Ein paar kurze Außenaufnahmen in den Seitenstraßen und die Außenansicht der Kirche in der Großen Freiheit sind alles, was vom Umfeld gezeigt wird, da der Fokus auf der Kneipe und Honkas Wohnung liegt. Und dieser Fokus ist extrem siffig, bis in die letzte Ecke dreckig und sehr abstoßend. Selten gab es einen Film mit so vielen hässlich dargestellten Menschen. Die Maskenbildner haben ganze Arbeit geleistet, um den Charakteren die ungeschönte Wahrheit ihrer Vergangenheit und ihrer gescheiterten Leben auf den Leib zu schminken. Lediglich das junge Mädel, das immer mal wieder auch als Honkas schmutzige Fantasie im Film auftaucht sieht normal und gepflegt aus.
Filmisch für mich einfach ein Gesamtkunstwerk. Selten war ein Film über einen Serienmörder so distanzlos, unspektakulär, roh und direkt wie "Der goldene Handschuh". Wird auch durch seine Geschmacklosigkeit sicherlich nicht Jedem gefallen.
Bild und Ton spielen eine untergeordnete Roll, sind aber gut und angemessen. Leicht sichtbares FIlmkorn und etwas entsättigte Farben geben dem Film einen passenden trostlosen Look. Die aus der Jukebox dudelnden Nachkriegs "Heile Welt" Schlager passen wunderbar in den Kontext, LFE ist unterrepräsentiert und der Atmos 3D Ton dient mehr der Authentizität, denn der Effekthascherei.
Klare Empfehlung für alle Filmfans, die mal was Anderes sehen wollen.
Film 9/10
Bild 7/10
Ton 7/10
Der goldene Handschuh ist die Verfilmung des gleichnamigen Buches von Heinz Strunck, basierend auf der wahren Geschichte über den Frauenmörder Fritz Honka. Honka hatte Anfang der 70er im Hamburger Stadtteil St. Pauli im Laufe mehrer Jahre unbemerkt 4 Frauen ermordet und in Stücke zerteilt. Die Leichenteile der Opfer hebt er über Jahre in seiner Wohnung auf und nur durch Zufall wird er und seine abartigen Taten entdeckt.
Als Hamburger kennt man eigentlich die Geschichte von Fritz Honka. Bilder seiner Wohnung, sowie original Requisiten seiner Taten finden sich in der Ausstellung des Hamburger Polizeimuseums. Und wer schon mal auf dem Kiez war, kennt auch die schmuddeligen Kneipen in den Seitenstraßen wie dem Hamburger Berg oder der Silbersackstraße. Kneipen wie "Der goldenen Handschuh", in denen die gescheiterten Existenzen noch heute ihrer Alkoholsucht unterliegen.
Fatih Akin schuf mit "Der goldene Handschuh" ein beeindruckendes Werk. Der Film ist total anders als man es von vielen deutschen Mainstream Filmen kennt. Da ist keine Romantik, kein Glanz, keine Comedy.
Haben manche Szenen in der Kneipe ob ihrer Protagonisten mit ihren Spitznamen und deren hohler Gespräche noch eine gewisse Situations- und Tragikkomik, so gibt es sonst in dem Film so richtig Nichts zu lachen. Der Film ist roh, direkt und schonungslos. Explizit in seiner kommentarlosen Form der Darstellung der Gewalt und abstoßend in der angedeuteten Darstellung des Geschlechtsverkehrs ist der Film nichts für zartbesaitete Naturen. Der Film ist auch ganz bestimmt nichts für den gemütlichen Pärchenabend. Es ist auch kein Horrorfilm, wie es einige Kritiker gerne schrieben. Vielmehr eine extrem distanzlose Milieustudie gescheiterter Existenzen deren Leben sich um den Alkohol (meist in Form von Fanta/Korn) dreht. Man schaut den Film mit einer gewissen Faszination des Grauens, das sich da auf der Leinwand abspielt. Dem Film fehlt auch jeglicher Ansatz einer Erklärung oder einer Entschuldigung für Honkas Verhalten. Auf das Leben vor den Taten wird nicht eingegangen. Die Opfer bekommen keinen Platz für Mitgefühl. Akin versetzt den Zuschauer im Prinzip in eine Beobachter oder Beifahrerrolle, der das ganze Elend unkommentiert betrachten soll, wodurch er m.M.n. auch die emotionslose Sinnlosigkeit der Taten herausstellt ohne dabei Entschuldigungen für die Taten in Fritz Honkas kaputter Vergangenheit und desolater Psyche zu suchen. Der Film Endet mit der Festnahme von Honka. Wer mehr über Honkas Vorgeschichte erfahren möchte, sollte das Buch von Heinz Strunck lesen.
Man sieht dem Film die Detailbesessenheit von Fatih Akin an. Sofort wird klar, dass Fatih Akin mit seinem Film so perfekt wie möglich an die Orte, Taten, Wahrheit und Realität der Geschichte halten wollte. Perfekt sind sowohl die Kneipe, als auch die Dachgeschosswohnung dargestellt. Da stimmt einfach jedes Detail der Pornoposter und Duftbäume, wenn man sich im Abspann die Bilder der damaligen original Orte ansieht. Vom Rest von St. Pauli sieht man nur wenig. Ein paar kurze Außenaufnahmen in den Seitenstraßen und die Außenansicht der Kirche in der Großen Freiheit sind alles, was vom Umfeld gezeigt wird, da der Fokus auf der Kneipe und Honkas Wohnung liegt. Und dieser Fokus ist extrem siffig, bis in die letzte Ecke dreckig und sehr abstoßend. Selten gab es einen Film mit so vielen hässlich dargestellten Menschen. Die Maskenbildner haben ganze Arbeit geleistet, um den Charakteren die ungeschönte Wahrheit ihrer Vergangenheit und ihrer gescheiterten Leben auf den Leib zu schminken. Lediglich das junge Mädel, das immer mal wieder auch als Honkas schmutzige Fantasie im Film auftaucht sieht normal und gepflegt aus.
Filmisch für mich einfach ein Gesamtkunstwerk. Selten war ein Film über einen Serienmörder so distanzlos, unspektakulär, roh und direkt wie "Der goldene Handschuh". Wird auch durch seine Geschmacklosigkeit sicherlich nicht Jedem gefallen.
Bild und Ton spielen eine untergeordnete Roll, sind aber gut und angemessen. Leicht sichtbares FIlmkorn und etwas entsättigte Farben geben dem Film einen passenden trostlosen Look. Die aus der Jukebox dudelnden Nachkriegs "Heile Welt" Schlager passen wunderbar in den Kontext, LFE ist unterrepräsentiert und der Atmos 3D Ton dient mehr der Authentizität, denn der Effekthascherei.
Klare Empfehlung für alle Filmfans, die mal was Anderes sehen wollen.
Film 9/10
Bild 7/10
Ton 7/10
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