Grüße aus Wien

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    • Grüße aus Wien

      Hallo beisammen,

      habe mich hier angemeldet, weil ich beim Bassmanagement meines Receivers (für mich) Erstaunliches entdeckt habe und eine Netzsuche dieses Forum mit recht kompetenten Beiträgen ausgeworfen hat.
      Da mein Elternhaus einen Kinobetrieb hatte, habe ich schon früh die Liebe zum Filmschauen entdeckt, blieb aber immer nur ein Hobby, so wie für jeden anderen auch.
      Da ich beruflich in der Audioproduktion tätig bin, hatte ich eigentlich immer schon eine Heimkinoanlage, nicht weil ich so ein Freak wäre, sondern einfach weil ich bei richtig schlechtem Ton lieber gar nicht schaue (was bei dem Mangel an guten Filmen oftmals klüger wäre).

      Hatte ich früher einen ausgesprochenen Massengeschmack, so habe ich im Lauf der Jahre gelernt, nicht nur beim Ton, sondern auch beim Film genauer aufzupassen und mitzudenken.

      Da ich auch immer schon ganz gut fotografieren konnte, war das in Jugendjahren zunächst fast nur auf optische Dinge, wie Spezialeffekte oder Kameraführung beschränkt, während es mir ein Rätsel war, wie man Filme wie Rambo, Freitag der 13. oder Superman schlecht bewerten konnte. :ccrazy: Dachte ich damals.
      Da ich bestrebt bin, die Dinge, mit denen ich zu tun habe, zu verstehen, ist auch beim Filmschauen der Wunsch gewachsen, Filme besser zu verstehen und von dem "gefällt mir" - "gefällt mir nicht"-Kriterien, hin zu einem Verständnis zu kommen, um einen Film objektiv beurteilen zu können.
      Mit diesem Wunsch, mehr vom Film verstehen zu wollen, begann ich auf einfache Kriterien achtzugeben, die ich eindeutig beurteilen konnte: etwa wie logisch das Verhalten der Figuren ist.
      Damals noch ziemlich Halloween-Niveau, sind mir plötzlich Verhaltensweisen aufgefallen, die unerträglich dämlich und unrealistisch sind. Etwa daß bei (schlechten) Horrorfilmen, sich die Figuren ohne Sinn und Verstand in Gefahr begeben, zum Monster in den Keller gehen, anstatt das Weite zu suchen.

      Plötzlich wurden Filme, die mir ganz gut gefallen hatten, regelrecht schlecht. Und ich begann mehr und mehr, mich in die Rolle der Filmemacher zu versetzen: warum tun die das? Und so wurde mir klar, daß es manche einfach nicht besser können, eben weil sie z.B. nicht sehr hell in der Birne sind, oder - im Fall von A-Movie-Produktionen - weil sie mich als Zuseher für so blöd halten, daß ich sowieso jeden Dreck fresse, den sie mir vorsetzen. Sie geben etwas Blut und Möpse dazu und können sich darauf verlassen, daß die Zuschauer, von der gesamten Filmrezensionsbranche, im Dunkeln gehalten werden, wie sie solchen Mist einfach selbst erkennen können.

      Auf diese Weise erst mal mißtrauisch geworden, hat sich nach und nach mein Selbstbewußtsein erhöht, nach dem Goetheschen-Motto: man merkt die Absicht, und ist verstimmt.

      So begann ich also über die Schiene des Verhaltens und dann der Handlung, ob diese denn in sich überhaupt schlüssig ist, einen kritischen Blick zu entwickeln und mit jedem neu hinzugewonnen Wissensstand, wurden alte Filme ein neues Erlebnis, sie unter diesem Gesichtspunkt anzusehen.
      Erinnerte mich ein wenig an die Gehörbildung, wenn man beginnt, Details, die einem verschlossen waren, z.B. die linke Hand am Klavier, plötzlich herauszuhören.

      Das Filmschauen - sow wie das Musikhören - entwickelte sich dadurch von einem passiven Konsumieren, zu einem viel aktiveren Prozess des Mitdenkens.

      Vom Verhalten von Filmfiguren, über die in sich Schlüssigkeit einer Handlung, war es dann ein kleiner Schritt, daß mir die Dialoge aufgefallen sind. Reden da wirklich zwei Menschen miteinander, ergibt das Sinn, oder ist das nur ein Dreschen von Phrasen um Gefühlsreize beim nicht aufmerksamen Zuschauer zu erzeugen?
      Mit diesem weiteren Verständnisschritt fielen wieder so viele Filme, die nunmehr als totaler Schrott erkenntlich waren, weg! Einerseits schade, weil mir sie gefallen hatten, als ich noch keine Ahnung hatte.
      Aber andererseits: wäre die Alternative, nur älter, ohne klüger zu werden, denn akzeptabel? :verlegen:

      Der weitere positive Aspekt am größeren Verständnis war, daß in dem Maß, als schlechte Filme nun als unerträglich wegfallen, neue Filme hinzukommen, welche ich früher ignoriert hatte.

      Mit dem wachsenden Verständnis kam auch die Fähigkeit, immer besser zu verstehen, was konkret an einem Film gekonnt und welche Aspekte weniger gekonnt sind, kam der Wunsch, die letzte Stufe des Verständnisses zu erreichen: die Beurteilung des Schauspiels.
      Dazu habe ich dann öfter den Ton abgedreht und nur die Gesichter beobachtet. Und als mir eines Tages durch Zufall ein Sophia Loren und Marcello Mastroianni unterkam, und ich den Ton wegnahm, hat es KLICK gemacht. Ich hätte schwören können, daß die Beiden damals etwas miteinander hatten, so knistert das zwischen den beiden. Eine Netzrecherche hat aber nichts dergleichen hergegeben. Nur gespielt.

      Und so ist für mich Filmschauen von einer Unterhaltungsform zu einer geistig aktiveren Form des Beobachtens und Genießens geworden.
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