Hallöle!
Heute ist die DVD-Audio von Björks "Vespertine" angekommen. Da ich auf die CD total abfahre (jedenfalls, was das Musikmaterial angeht - der Klang ist eine andere Geschichte), war die Anschaffung der DVD-A mit 5.1 Ton ein "Muss" für mich. Ich habe sie aus Kanada von http://www.dvd-plus.com erhalten, es ist aber damit zu rechnen, dass sie auch bald hierzulande veröffentlicht wird.
Da es bei DVD-Audio kein funktionierendes Decoder- und Bassmanagement gibt (zurzeit jedenfalls noch nicht), der Digitalausgang jedoch für die hochauflösenden Signale per Kopierschutz stillgelegt ist, habe ich nicht vor, in nächster Zeit Geld in die Anschaffung eines DVD-A-kompatiblen Players zu investieren. Die Anwendung dieser Björk DVD (und natürlich diese Kritik) ist also für mich ausschließlich auf den DVD-Video-kompatiblen Teil beschränkt. Dort gibt es aber ebenfalls 5.1 Ton, nämlich in Dolby Digital 5.1 per Standard-AC-3, der auch digital ausgegeben werden und in den Genuss eines vernünftigen Decoders kommen kann.
Meine bisherigen DVD-Audios sind auf meinem Pioneer DV-717 von selbst gestartet und haben automatisch den AC-3 Track abgespielt. Das ist auch wünschenswert, denn wenn kein Video drauf ist, sollte man auch kein Display brauchen, um die Wiedergabe zu starten.
Nicht so die Vespertine: nach dem Einloggen verharrt der Player, auf eine Eingabe wartend, im Stamm-Menü. Das ist umso ärgerlicher, weil dieses Menü, von der Titelanwahl abgesehen, völlig nutzlos ist, da es keinerlei Optionen oder Zusatzinformationen gibt.
Also DVD wieder raus, PC und Projektor hochgefahren, Pioneer aus und nochmal von vorne. Tatsächlich reicht ein Druck auf die Enter Taste, um die Widergabe (in DD5.1) zu starten, aber beim ersten Mal weiß man das halt noch nicht.
Während der gesamten Wiedergabe wird als "Video" lediglich ein Standbild ausgegeben, nämlich das lustige "Ente" Icon, das man von Björk schon kennt. Hier hätte man sich als Minimum die Anzeige des Songtitels oder sonstiger Informationen zu den Songs (warum keine Texte?) gewünscht. Desweiteren bleibt die Anzeige des Players völlig ohne Information, weder Track (Kapitel) Nummern noch Laufzeit werden angezeigt. Es gibt zwar Chapter-Stops, mit deren Hilfe man von Lied zu Lied skippen kann, aber "Title 1" ist das Einzige, das Warner bereit ist, uns an Information preiszugeben.
Der erste Eindruck von Handling dieses Produkts ist also ein Anti-Klimax erster Güte. Die Ignoranz der Produzenten bzgl. Anwenderfreundlichkeit ist geradezu ärgerlich. Der der DVD beiliegende Fragebogen bestätigt meinen Eindruck, dass man bei Warner keinen blassen Schimmer davon hat, wie eine DVD-Audio zu funktionieren hat.
Hinzu kommt noch, dass sich das Jewelcase in neuem Format weder mit CDs, noch mit DVDs zusammen archivieren lässt.
Die Laune geht sofort beim ersten Track noch weiter in den Keller, denn zufällig ist das erste Stück, Hidden Place, gleichzeitig der Song, der am wenigsten von der neuen Surround Abmischung profitiert. Zudem ist, wie schon bei der DVD-Single, der Einsatz des LFE-Kanals exzessiv und der Subwoofer dröhnt völlig ungehemmt vor sich hin. Mit High-Fidelity hat das rein gar nichts mehr zu tun (glücklicherweise trifft dies nur auf diesen einen Song zu!). Noch nicht einmal der spannende "hinten-vorne-Zoom" der "Hidden Place" auf DVD-Single wenigstens einen kleinen sittlichen Nährwert bescherte, hat Eingang auf die DVD-A gefunden.
Zu meiner großen Begeisterung wendet sich jedoch das Blatt ab Titel 2 schlagartig. Die Räumlichkeit, die einem während aller restlichen Songs beschert wird, ist absolut faszinierend. Der Hörer wird völlig von Klängen eingehüllt, auf eine subtile und dennoch bisweilen spektakuläre Weise.
Die Hauptstimme bleibt dabei immer wie angenagelt im Zentrum des Stereopanoramas stehen, was ich als vorteilhaft empfinde, denn sonst würde man bald jede Orientierung verlieren und der Musikgenuss käme einem abgefahrenen Drogentrip nahe.
Was sich ansonsten in den restlichen vier Kanälen abspielt, ist zu jeder Zeit spannend, überraschend und von hoher Qualität. Vor allem die zahllosen Sample-Effekte und die kleinen, "kaputten" Nebengeräusche, die seit Jahren ein Markenzeichen von Björk's Musik sind, prasseln, zischen, meißeln und hauchen aus allen Richtungen auf den Hörer ein. Dabei wird aber deren Intensität zum Glück nicht übertrieben, so dass diese Effekte nicht zu sehr vom eigentlichen Geschehen ablenken.
Manchmal werden auch einzelne Instrumente (z. B. Harfe oder Keyboard) und Chöre oder Background-Stimmen auf die rückwärtigen Kanäle gelegt, wobei man eine ganz hervorragende Ortbarkeit bescheinigen kann (selbst mit meinen Dipol-Surroundlautsprechern, die eigentlich für eine eher diffuse Abbildung im Rückraum gedacht sind!).
Der Tonmeister verfügt offensichtlich über eine große Portion gesunden Menschenverstands. Wenn es z. B. Passagen mit nur einem einzigen Instrument gibt (wie beim Instrumentaltitel "Frosti"), bleibt dieses ganz klar ortbar und wird nicht mit Gewalt in die Surround-Matrix gezwängt. Ausgezeichnet!
Das Ausdehnen der Hall-Räume und Delays, die schon auf der CD-Stereo-Version zu Erahnen waren, auf alle fünf Kanäle fügt dem Musikprogramm eine dritte (und sogar - im Falle von Delays - eine vierte) Dimension hinzu und sorgt für einen immensen "Lustgewinn" beim Abhören. Superklassesaugeilgut!!! Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass jeder, der die 5.1 Version dieser Songs kennengelernt hat, für alle Zeit für die CD in Stereo verdorben ist. Bei mir wird die Vespertine CD ab jetzt jedenfalls nur noch im Auto und im Badezimmer Verwendung finden!
Bei so viel Licht gibt es allerdings auch ein wenig Schatten.
Die Tonqualität der (Haupt-) Stimme Björks, die ich schon bei der CD und der DVD-Single zu Bemängeln hatte, ist auch hier leider gleich schlecht geblieben und kann nur, nach absoluten Maßstäben gemessen, als inakzeptabel bezeichnet werden. Selbst in der Pop-Musik, wo Hi-Fi-Überlegungen wahrhaftig nicht an erster Stelle stehen, gibt es mittlerweile zahllose Beispiele für erstklassig aufgenommene Stimmen (zwischen Vespertine und z. B. Madonna's "Ray of Light" liegen schlicht und einfach Welten, was den Klang der Stimme angeht). Die Stimme klingt dünn, gepresst, ist bar jeder Wärme, ohne Grundton und Körper. Das ist schade, denn die Vokalakrobatik von Björk hätte etwas besseres verdient. Dass es Björk's Team besser kann (oder wenigstens: konnte), lässt sich anhand der CD Björk Gudmundsdóttir & Trió "Gling-Glo" von 1990 vorzüglich beweisen. Dabei handelt es sich zwar nicht um Popmusik, sondern Jazz, die Stimme ist jedenfalls in lupenreiner Qualität aufgezeichnet und gemastert worden.
Da in den fast 12 Jahren seit dieser Aufnahme die technischen Möglichkeiten im Tonstudio nicht schlechter, sondern wesentlich besser geworden sind, kann es sich eigentlich nur um einen bewusst herbeigeführten Effekt handeln, um ein Konzept gewissermaßen, welches sich mir (und anderen Leuten, mit denen ich darüber diskutiert habe) aber ganz und gar nicht erschließt.
Trotzdem ist mein Fazit dieser DVD-Audio unterm Strich überaus positiv: Tolle Musik, die in einer hervorragend umgesetzten Surroundmischung in eine ganz neue Liga vorstößt, die "Champions League" der Popmusik sozusagen.
Ich bin begeistert!
Grüße
Stefan
Heute ist die DVD-Audio von Björks "Vespertine" angekommen. Da ich auf die CD total abfahre (jedenfalls, was das Musikmaterial angeht - der Klang ist eine andere Geschichte), war die Anschaffung der DVD-A mit 5.1 Ton ein "Muss" für mich. Ich habe sie aus Kanada von http://www.dvd-plus.com erhalten, es ist aber damit zu rechnen, dass sie auch bald hierzulande veröffentlicht wird.
Da es bei DVD-Audio kein funktionierendes Decoder- und Bassmanagement gibt (zurzeit jedenfalls noch nicht), der Digitalausgang jedoch für die hochauflösenden Signale per Kopierschutz stillgelegt ist, habe ich nicht vor, in nächster Zeit Geld in die Anschaffung eines DVD-A-kompatiblen Players zu investieren. Die Anwendung dieser Björk DVD (und natürlich diese Kritik) ist also für mich ausschließlich auf den DVD-Video-kompatiblen Teil beschränkt. Dort gibt es aber ebenfalls 5.1 Ton, nämlich in Dolby Digital 5.1 per Standard-AC-3, der auch digital ausgegeben werden und in den Genuss eines vernünftigen Decoders kommen kann.
Meine bisherigen DVD-Audios sind auf meinem Pioneer DV-717 von selbst gestartet und haben automatisch den AC-3 Track abgespielt. Das ist auch wünschenswert, denn wenn kein Video drauf ist, sollte man auch kein Display brauchen, um die Wiedergabe zu starten.
Nicht so die Vespertine: nach dem Einloggen verharrt der Player, auf eine Eingabe wartend, im Stamm-Menü. Das ist umso ärgerlicher, weil dieses Menü, von der Titelanwahl abgesehen, völlig nutzlos ist, da es keinerlei Optionen oder Zusatzinformationen gibt.
Also DVD wieder raus, PC und Projektor hochgefahren, Pioneer aus und nochmal von vorne. Tatsächlich reicht ein Druck auf die Enter Taste, um die Widergabe (in DD5.1) zu starten, aber beim ersten Mal weiß man das halt noch nicht.
Während der gesamten Wiedergabe wird als "Video" lediglich ein Standbild ausgegeben, nämlich das lustige "Ente" Icon, das man von Björk schon kennt. Hier hätte man sich als Minimum die Anzeige des Songtitels oder sonstiger Informationen zu den Songs (warum keine Texte?) gewünscht. Desweiteren bleibt die Anzeige des Players völlig ohne Information, weder Track (Kapitel) Nummern noch Laufzeit werden angezeigt. Es gibt zwar Chapter-Stops, mit deren Hilfe man von Lied zu Lied skippen kann, aber "Title 1" ist das Einzige, das Warner bereit ist, uns an Information preiszugeben.
Der erste Eindruck von Handling dieses Produkts ist also ein Anti-Klimax erster Güte. Die Ignoranz der Produzenten bzgl. Anwenderfreundlichkeit ist geradezu ärgerlich. Der der DVD beiliegende Fragebogen bestätigt meinen Eindruck, dass man bei Warner keinen blassen Schimmer davon hat, wie eine DVD-Audio zu funktionieren hat.
Hinzu kommt noch, dass sich das Jewelcase in neuem Format weder mit CDs, noch mit DVDs zusammen archivieren lässt.
Die Laune geht sofort beim ersten Track noch weiter in den Keller, denn zufällig ist das erste Stück, Hidden Place, gleichzeitig der Song, der am wenigsten von der neuen Surround Abmischung profitiert. Zudem ist, wie schon bei der DVD-Single, der Einsatz des LFE-Kanals exzessiv und der Subwoofer dröhnt völlig ungehemmt vor sich hin. Mit High-Fidelity hat das rein gar nichts mehr zu tun (glücklicherweise trifft dies nur auf diesen einen Song zu!). Noch nicht einmal der spannende "hinten-vorne-Zoom" der "Hidden Place" auf DVD-Single wenigstens einen kleinen sittlichen Nährwert bescherte, hat Eingang auf die DVD-A gefunden.
Zu meiner großen Begeisterung wendet sich jedoch das Blatt ab Titel 2 schlagartig. Die Räumlichkeit, die einem während aller restlichen Songs beschert wird, ist absolut faszinierend. Der Hörer wird völlig von Klängen eingehüllt, auf eine subtile und dennoch bisweilen spektakuläre Weise.
Die Hauptstimme bleibt dabei immer wie angenagelt im Zentrum des Stereopanoramas stehen, was ich als vorteilhaft empfinde, denn sonst würde man bald jede Orientierung verlieren und der Musikgenuss käme einem abgefahrenen Drogentrip nahe.
Was sich ansonsten in den restlichen vier Kanälen abspielt, ist zu jeder Zeit spannend, überraschend und von hoher Qualität. Vor allem die zahllosen Sample-Effekte und die kleinen, "kaputten" Nebengeräusche, die seit Jahren ein Markenzeichen von Björk's Musik sind, prasseln, zischen, meißeln und hauchen aus allen Richtungen auf den Hörer ein. Dabei wird aber deren Intensität zum Glück nicht übertrieben, so dass diese Effekte nicht zu sehr vom eigentlichen Geschehen ablenken.
Manchmal werden auch einzelne Instrumente (z. B. Harfe oder Keyboard) und Chöre oder Background-Stimmen auf die rückwärtigen Kanäle gelegt, wobei man eine ganz hervorragende Ortbarkeit bescheinigen kann (selbst mit meinen Dipol-Surroundlautsprechern, die eigentlich für eine eher diffuse Abbildung im Rückraum gedacht sind!).
Der Tonmeister verfügt offensichtlich über eine große Portion gesunden Menschenverstands. Wenn es z. B. Passagen mit nur einem einzigen Instrument gibt (wie beim Instrumentaltitel "Frosti"), bleibt dieses ganz klar ortbar und wird nicht mit Gewalt in die Surround-Matrix gezwängt. Ausgezeichnet!
Das Ausdehnen der Hall-Räume und Delays, die schon auf der CD-Stereo-Version zu Erahnen waren, auf alle fünf Kanäle fügt dem Musikprogramm eine dritte (und sogar - im Falle von Delays - eine vierte) Dimension hinzu und sorgt für einen immensen "Lustgewinn" beim Abhören. Superklassesaugeilgut!!! Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass jeder, der die 5.1 Version dieser Songs kennengelernt hat, für alle Zeit für die CD in Stereo verdorben ist. Bei mir wird die Vespertine CD ab jetzt jedenfalls nur noch im Auto und im Badezimmer Verwendung finden!
Bei so viel Licht gibt es allerdings auch ein wenig Schatten.
Die Tonqualität der (Haupt-) Stimme Björks, die ich schon bei der CD und der DVD-Single zu Bemängeln hatte, ist auch hier leider gleich schlecht geblieben und kann nur, nach absoluten Maßstäben gemessen, als inakzeptabel bezeichnet werden. Selbst in der Pop-Musik, wo Hi-Fi-Überlegungen wahrhaftig nicht an erster Stelle stehen, gibt es mittlerweile zahllose Beispiele für erstklassig aufgenommene Stimmen (zwischen Vespertine und z. B. Madonna's "Ray of Light" liegen schlicht und einfach Welten, was den Klang der Stimme angeht). Die Stimme klingt dünn, gepresst, ist bar jeder Wärme, ohne Grundton und Körper. Das ist schade, denn die Vokalakrobatik von Björk hätte etwas besseres verdient. Dass es Björk's Team besser kann (oder wenigstens: konnte), lässt sich anhand der CD Björk Gudmundsdóttir & Trió "Gling-Glo" von 1990 vorzüglich beweisen. Dabei handelt es sich zwar nicht um Popmusik, sondern Jazz, die Stimme ist jedenfalls in lupenreiner Qualität aufgezeichnet und gemastert worden.
Da in den fast 12 Jahren seit dieser Aufnahme die technischen Möglichkeiten im Tonstudio nicht schlechter, sondern wesentlich besser geworden sind, kann es sich eigentlich nur um einen bewusst herbeigeführten Effekt handeln, um ein Konzept gewissermaßen, welches sich mir (und anderen Leuten, mit denen ich darüber diskutiert habe) aber ganz und gar nicht erschließt.
Trotzdem ist mein Fazit dieser DVD-Audio unterm Strich überaus positiv: Tolle Musik, die in einer hervorragend umgesetzten Surroundmischung in eine ganz neue Liga vorstößt, die "Champions League" der Popmusik sozusagen.
Ich bin begeistert!
Grüße
Stefan