Tiefenschärfe - Schärfentiefe

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    • Tiefenschärfe - Schärfentiefe

      Hallo zusammen,

      Ich möchte gerne mal die folgende Frage in den Raum stellen: Wie kann ein Projektor Einfluss auf die Tiefenschärfe eines projizierten Bildes haben?
      Ein zweidimensionales Bild (was jedes auf eine Fläche projiziertes Bild ja nun einmal ist) kann doch optimaler Weise bestenfalls so gut dargestellt werden wie es seitens der Aufnahme hergestellt wurde. Im Klartext: wenn ein Projektor mehr Tiefenschärfe darstellt als ein Anderer kann er ja nur das zeigen was im Originalmotiv eben auch vorhanden ist. Das heißt im Rückschluss doch daß das Gerät generell besser sein muss weil es feiner oder präziser arbeitet. Denn dem Projektor ist ja kein Vorder- oder Hintergrund bekannt zwischen denen er unterscheiden könnte - insofern frage ich mich warum bei Beratungsgesprächen der Begriff der Tiefenschärfe so gerne bemüht wird. Was meint Ihr dazu?
      Einigermaßen ratlos viele Grüße vom
      Christoph
    • Ich meine dazu, dass die Begriffe hier irreführend benutzt werden.

      Du hast völlig Recht, mehr Details als das Originalmotiv hat, kann man nicht herbeizaubern. Für die Proejktion auf eine ebene Fläche braucht man auch keine Schärfentiefe/Tiefenschärfe (wenn die Optik sauber arbeitet - wovon man für deine Fragestellung ausgehen kann).

      Ein Effekt, den es aber definitiv gibt ist die "Bildtiefe". Damit meine ich die Tiefenwirkung eines Bildes, also "wie dreidimensional" das Bild aussieht. Bei einer guten Produktion und Projektion kann man so etwas tatsächlich sehen oder sagen wir lieber empfinden. Fördernd für den Effekt ist ein scharfes, hochauflösendes, großes Bild, guter Schwarzwert, ausreichend Helligkeit und Kontrast, ein sauberer Gammaverlauf und laut glaubhaften Berichten auch eine gekrümmte Leinwand (Curved Screen).

      Das hat aber nichts mit den fotografischen Begriffen wie Tiefenschärfe oder Schärfentiefe zu tun.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Elmar ()

    • Hai,

      also ich habe zwar noch nie in einem Beamerverkaufsgespräch diesen Begriff gehört, aber neben Elmars Deutung (die ich für die warscheinlichste halte), könnte vielleicht auch gemeint sein, dass die Beameroptik bei der Projektion eine Schärfentiefe im Bereich der Leinwand hat.

      Generell ist das ja (optisch) nichts anderes als ein Fotoobjektiv, nur eben andersherum. Bei einer angenommenen fixen Objektivöffnung (aka Blende) würde das Bild ja bei einem Abstand von zB. 5m nicht nur auf der Ebene von exakt 5m, sondern zB von 4,95 bis 5,05m scharf auf der Leinwand dargestellt.
      So würde also eine etwas unebene Projektionsfläche ausgeglichen werden können.

      Der ausgleichbare Bereich wäre umso größer, je kleiner die Blendenöffnung ist. Parallel dazu käme aber immer weniger Licht durch die Öffnung, was wiederum bedeuten würde, dass man zum Ausgleich u.U. eine sehr starke Lampe bräuchte.

      Die immer weiter verbreiteten Variablen Irisblenden machen das ganze aber sehr schwer berechenbar :silly:


      Wie gesagt, vermutlich hat Elmar hier Recht, aber es könnt auch so sein. Wäre zumindest mal interessant so eine Diskussion in einem Blöd-markt anzufangen :freu:
    • Hallo,

      mal umgekehrt: Ein kontrastarmes, flaues Bild wirkt "flach". Wenn das nicht vorliegt, ist es "tief".

      Bsp.: Star Wars Episode 3, der Anfang. Hat man einen Projektor mit miesem Schwarzwert, dann ist der Weltraum milchig. Ist der Kontrast sehr gut, dann wirkt das Bild "tief".

      So würde ich das verstehen.

      Gruß
    • Hallo Alle,

      vielen Dank für Eure Antworten! Also ich freu mich daß Elmar das Ganze im Prinzip so sieht und erklärt wie ich's vermutet habe - denn ich habe genau das Thema im "Beratungsgespräch" gehabt. Und es war im Prinzip genauso wie Birdie es durchklingen ließ: am Ende viele Leute, keiner mit richtig Durchblick und ein ziemliches Durcheinander aus dem ich mich dann beizeiten evakuiert habe.

      Die Frage nach dem Schwarz kam dabei nicht wirklich auf denn es ging ja eher um Details und Schärfe als um die Tiefe - denn das wäre ja unterm Strich eher ein Kontrastproblem als daß es wirklich mit Bildschärfe zu tun hat. Aber da hat Suke natürlich Recht, wenn man die Betonung der Tiefenschärfe eher auf die Tiefe als auf die Schärfe legt würde das wenigstens ein bißchen Sinn ergeben. Aber darauf kamen die "Berater" nicht....

      Schönen Feierabend & Grüße
    • Ich denke auch, dass hier ein Begriff aus der Fotografie verwendet wurde, aber etwas ganz anderes damit ausgedrückt werden sollte:

      Vermute mal, dass beim Beratungsgespräch vermittelt werden sollte, dass bei hochauflösenden Bildern der Hintergrund viel detailierter wirkt und man dadurch das Gefühl hat als hätte man die Tiefenschärfe durch das Objektiv erhöht und das Ganze nun nicht mehr verschwommen wirkt.....im Prinzip hat das Elmar ja schon gut erklärt ;)
      Gruß
      andeis
    • Hi,
      beide Begriffe beziehen sich auf einen sogenannten Unschärfekreis (manchmal auch Streukreis genannt). Das ist die Größe, die ein abgebildeter Punkt noch haben darf, um per Definition als scharf zu gelten. Die Betonung liegt hier auf Definition und hat mit der Qualität eines Objektivst zunächst nichts zu tun. Bei der Kleinbildfotografie nimmt man in der Regel einen Kreisdurchmesser von 30 um (0,03 mm) an. Das entspricht dem Auflösungsvermögen der üblichen Filme. Bei hochempfindlichen und unschärferen Filmen kann man auch einen größeren Durchmesser annehmen. Für schärfere Filme (z.B. 100 Linien/mm) wären 30 um zu viel.

      Die Schärfentiefe ist der (rechnerische) Entfernungsbereich innerhalb dessen ein Objektpunkt höchsten so groß wie der Unschärfekreis auf den Film (genau in die Fokusebene) abgebildet wird. Dieser Bereich hängt von der Brennweite, der Blendenöffnung und natürlich der aktuell eingestellten Entfernung ab. Bei einem unschärferen Film ist die Tiefenschärfe entsprechend größer, weil der Film zwischen kleinen und ganz kleinen Kreisen nicht unterscheiden kann. Ich habe z.B. ein altes Objektiv mit einer zugehörigen Tiefenschärfetabelle. Diese enthält für jede eigestellte Entfernung zwei Angaben für kleinere und größere Unschärfekreise.

      Tiefenschärfe (oder Fokustiefe) ist das Ähnliche um den Film (Fokusebene) herum. In diesem Bereich wird ein optimal fokussierter Objektpunkt kleiner als der Unschärfekreis abgebildet. Oder anders herum: Innerhalb der Tiefenschärfe darf ein Objektiv falsch eingestellt sein, damit ein Objektpunkt noch ausreichend scharf erscheint.

      Die Objektivhersteller richten sich nach den üblichen Unschärfekreisen. Ein optimal fokussiertes Objektiv kann bei offener Blende praktisch kein kleineres Detail abbilden als den Unschärfekreis (hoffentlich zu Gunsten andere Eigenschaften). Damit sind in der Praxis diese Begriffe nur bei einer reduzierten Blendenöffnung von Bedeutung.

      Wie könnten wir das jetzt auf die Beamer-Projektion übernehmen? Im Gegensatz zu einem Film ist das bildgebende Element (z.B. LCD-Panel) ideal plan. Die Pixelgröße würde ich dem Unschärfekreis gleich setzen. Falls ein Objektiv bei optimaler Fokussierung tatsächlich kleinere Details abbilden könnte als ein Pixel, hätten wir eine gewisse Einstelltoleranz innerhalb derer das Bild auf der Leinwand die optimale Schärfe hat. Ich habe aber eher den Eindruck, dass die üblichen Projektionsobjektive sich mit der Pixelgröße schon schwer tun.

      Bildtiefe als subjektiven Bildeindruck würde ich keinesfalls an Stelle von Tiefenschärfe oder Schärfentiefe durchgehen lassen. Dafür hängt die empfundene Bildtiefe von zu vielen gestalterischen Elementen ab (z.B. Vordergrund-Hintergrund Staffelung).

      Falls meine Ausführungen in so ganz richtig sind, ist mir jede Korrektor willkommen.
      Gruß RoBernd
    • Original von RoBernd
      Falls meine Ausführungen in so ganz richtig sind, ist mir jede Korrektor willkommen.


      Doch, sehr schön. Gefällt mir.

      Original von RoBernd
      Bildtiefe als subjektiven Bildeindruck würde ich keinesfalls an Stelle von Tiefenschärfe oder Schärfentiefe durchgehen lassen.


      Ich auch nicht, zumindest nicht in einem qualifizierten Beratungsgespräch. Doch hier nehme ich an, dass es sich nicht um ein Beratungsgespräch gehandelt hat, sondern um ein Verkaufsgespräch.

      Der Berater versucht Informationen an den Mann zu bringen, auf deren Basis der Kunde selbst (!) eine Produkt-Entscheidung treffen kann.

      Der Verkäufer versucht ein Produkt an den Mann zu bringen, die Informationen für den Kunden sind schmückendes Beiwerk und nicht immer präzise, manchmal aus Absicht, manchmal aus Unwissenheit (Versicherungsberater sind in der Hinsicht meine Freunde und in vielen Fällen als Verkäufer einzustufen).

      Nur der richtig exzellente Vertriebsmann kann das kombinieren. Er spricht eine Sprache, die der individuelle Kunde versteht, erkennt, was dieser will und welches Produkt zu ihm passt - und vermittelt ihm dann die fundierten Produktinformationen die der Kunde braucht um sich selbst (! / ?) für das Produkt zu entscheiden, dass der Vertriebsmann als für den Kunden passend im Sinn hatte.
    • Ich denke mal auch dass eigentlich die Tiefenwirkung gemeint ist, die sich wohl aus Kontrast und Schwarzwert ergibt, man könnte auch Plastizität sagen.

      Nichtsdestotrotz kamen mir auch Gedanken wie RoBernd:

      Full-HD im Vergleich zur PAL-Auflösung müsste theoretisch eine andere Anmutung der Schärfentiefe haben, eben weil beim gleichen (Film-)Bild die Auflösung (und damit der Unschärfekreis) ein anderer ist.
      Daher sollte Full-HD theoretisch erstmal eine kleinere Schärfentiefe ergeben.
      Abhänging ist das Ganze dann aber wieder von der Wiedergabegröße, bzw. vom Verhältnis Sehabstand zu Wiedergabegröße.

      Wenn ich ein und das selbe Foto klein und groß ausdrucke so wirkt bei gleichem Betrachtungsabstand beim kleinerern Foto der Hintergrund schärfer, beim größeren unschärfer, damit die Schärfentiefe beim größeren höher. Betrachte ich das größere aber aus einer Entfernung die das gleiche Verhältnis Betrachtungsabstand/Bildgröße ergibt wie beim kleinen so sollte die Schärfentiefe wieder geich erscheinen.
      Viele Grüße

      Christian
    • Hallo RoBernd,

      deine Erklärung von Tiefenschärfe und Schärfentiefe ist soweit richtig.
      Beide Begriffe führen in der Regel zu Missverständnisen, weil von einer scharfen Abbildung ausgegangen wird, die sich nur vom fokussierten Objekt in Richtung "Hintergrund" erstreckt. Das ist aber falsch.

      Aus diesem Grund bevorzuge ich den Begriff Schärfenstrecke. Dieser sagt aus, dass es sich um eine scharfe Strecke handelt. Von einem fokussierten Objekt ausgehend wird ein Teil dahinter scharf abgebildet und ein Teil davor. Je nach verwendetem Filmmaterial, Objektiv (mit Standartenausgleich), Blende, Brennweite und Entfernungseinstellung variiert die Schärfenstrecke.
      In etwa kann davon ausgegangen werden, dass Bildinhalte zu 1/3 vor und 1/3 hinter dem fukussierten Objekt scharf abgebildet werden.
      Gehe ich von einer Schärfenstrecke aus, die 30 cm beträgt, werden 10 cm vor und 20 cm hinter dem fokussierten Objekt scharf abgebildet. Beträgt die Schärfenstrecke 120 m, wird 40 m vor und 80 m hinter dem fokussierten Objekt scharf abgebildet.
      Dieses Wissen machen sich Fotografen und Kameraleute seit weit über hundert Jahren zu nutzen bei der Bildgestaltung.

      Hierzu 2 Beispiele:
      1. Mit einem Teleobjektiv und großer Blende z.B. 2,8 ist es durchaus möglich, die Augen zu fokussieren und es werden die komplette Nase und der Bereich bis hinter die Ohren scharf dargestellt.
      2. Mit einem Weitwinkelobjektiv und kleiner Blende z.B. 22 wird eine Landschaft fotografiert. Fokussiert wird auf unendlich. Nun ist es durchaus möglich, dass nur wenige Meter vom Fotografen bis zur Unendlichkeit alles scharf abgebildet wird.

      Was bedeutet das nun für die Projektion im Heimkino?
      Ein projiziertes Bild wird zum Beispiel in der Bildmitte auf der Leinwand "scharf" gestellt. Nun ist vielleicht das Bild links optimal scharf aber rechts sind noch im letzten Drittel Bildinhalte nicht scharf. Wird nun am Objektivring die Bildschärfe verändert bis auch der rechte Teil scharf dargestellt wird, ist es durchaus möglich, dass sich die Bildfschärfe in den anderen Bereichen des Bildes nicht verschlechtert.
      Dies wird ermöglicht durch die variabel nutzbare Schärfenstrecke des Objektives. Der fokussierte Punkt liegt nun nicht mehr "exakt" auf der Leinwand, sondern wenige Zentimeter vor der Leinwand - das ist das Ergebnis der bewusst genutzten Schärfenstrecke.

      Was der Verkäufer aber meinte, ist vielmehr die Bildtiefe. Durch einen höheren ANSI- und On/OFF-Kontrast gewinnt das Bild deutlich an Plastizität. Subjektiv führt das dazu, dass das Bild "tiefer" und "dreidimensionaler" erscheint, weil sich die Bildinhalte besser voneinander abheben als bei einem Projektor mit geringen "Im-Bild-Kontrast".
      Außerdem bietet die höhere Auflösung des Full-HD-Bildes die Möglichkeit, dass in weiter Entfernung (z.B. Straßenschlucht aus der Hubschrauberperspektive) noch Autos scharf abgebildet werden, die auf DVD gar nicht mehr als Autos erkennbar sind.

      Es gibt allerdings Projektoren, die eine variable Schärfeanhebung elektronisch nutzen. Bei Panasonic nennt sich das Detail Clearity. Hier wird an harten (kontrastreichen) Kanten stärker "nachgeschärft" als an weniger harten Objektkanten, die sich meist im defokussierten Hintergrund befinden. Das Ergebnis ist eine als subjektiv wahrgenommene vergrößerte Bildtiefe.
      Gruß
      George Lucas

      Mein HEIMKINO
      Lumière, 12 Plätze, 60 m³, Projektor: JVC DLA-NZ8, Leinwand: Screen Research ClearPix Ultimate Weiß, Lautsprecher: JBL 3678 (Front), KCS SR-10A (Surrounds/Top), KCS C -218-A THX (SUB), Receiver: Marantz SR7011, 4K-Player: Sony UBP-X800, Panasonic DP-UB824, Endstufen: 4x Crown XLS 402D, 1x Liker BST 930,

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von George Lucas ()

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